Guten Morgen,
vielen Dank für die Antworten. Ich war sehr erleichtert, dass mich die Soteria wieder aufgenommen hat, zumal ich für wenige Stunden in der anderen Stadt fixiert werden musste. Ich bin selbst erstaunt, wie überzeugend ich sein kann. Ich durfte direkt im Anschluss mit dem Zug alleine nach Hause fahren.
Ich bin ja mit dem Ziel in der Soteria, einen Fortschritt in Richtung Früherkennung und bessere Selbsteinschätzung zu bewirken. Das ist bei mir wohl ein langer Prozess. Ich bin in den letzten 5 Jahren "nur" für wenige Wochen im Winter schwer depressiv gewesen und ansonsten durchgehend drüber gewesen und dieses Drüber kommt mir trotz extremer Vorfälle wie mein Ich vor. Ich möchte aber nicht das Miteinander verlieren und meine Angehörige haben mitunter Todesangst um mich und diese möchte ich nicht bereiten. Ich habe ganz tolle und liebevolle Menschen um mich herum und deshalb will ich es mit Medikamenten versuchen, obgleich mir nicht ganz verständlich ist, warum es nicht reicht die Depressionen zu behandeln, aber diese sind laut Profis sogar mein kleineres Problem.
Eine Soteria bietet an sich auch einen Raum für akute Phasen. Teilweise kann das nicht ganz umgesetzt werden, wenn die einzelnen Soterien nicht genug Finanzen erhalten. Aber eine Soteria soll auch zu den klassischen Akutstationen eine Alternative bieten. In der Soteria, in der ich bin, kann es vorkommen, dass im Falle einer akuten Selbst- oder Fremdgefährdung eine kurze, so kurz wie möglich, Verlegung auf die Geschlossene auf dem hiesigen Gelände erfolgt.
Milla, ich kann Deine Punkte durchaus nachvollziehen, aber ich finde psychotherapeutisches Arbeiten auch in der akuten Krise wichtig, nur verläuft diese sicherlich dann etwas anders. Ich neige klar dazu, mich zu entlassen, wenn ich keine Einsicht habe. Meine bisherigen Behandlungen und es waren einige, da ich wie geschrieben sehr lange und häufige Hochphasen haben, fanden mit Beschluss statt. Ich will aber eine Veränderung, weil ich selbst merke, dass ich mich im Kreis drehe. Mir geht es zwar die meiste Zeit super, einfach super, aber einsam super. Ich fühle mich zwar mit allen verbunden, aber auf Dauer sind alle überanstrengt von mir oder ich von Langsamkeit genervt und das finde ich schlimm, weil Miteinander mein Lebenssinn ist.
Zu meinen Medikamenten: Ich nehme zwar nur für mich angenehme, aber das bedeutet nicht, dass ich total wenige nehme. Ich werde gerade immer höher auf Lithium eindosiert, was mich nervt, aber ich probiere erst die Dosis aus, die der Oberarzt möchte, bevor ich selbst hantiere. Schließlich kann ich eigentlich nicht meine eigene Ärztin sein. Ich finde, ich bin schon erfolgreich behandelt, aber die wollen aktuell einen höheren Spiegel. Zunächst von mir aus. Ich habe bisher keine Nebenwirkungen. Zudem bekomme ich Diazepam, in der für mich maximalen Dosis. Ich bin selbst erstaunt, dass mich das eigentlich nur muskulär entspannt und mir die Gereiztheit nimmt. Sonst reagiere ich krass sediert auf sedierende Wirkungen. Entweder harmoniert Diazepam gut mit mir oder ich bin echt ganz schön angetrieben.
Neuroleptika wären denen hier zusätzlich zur Sicherheit lieber, aber da ich nicht psychotisch bin und sie wissen, wie katastrophal ich Neuroleptika vertrage (ich vertrage nur Stimmungsstabilisierer) und dann die Behandlung abbrechen würde, reicht denen Lithium, da dies in der Vergangenheit sanft, dennoch schnell und komplett erfolgreich war.
Ich kann aber durchaus nachvollziehen, was Ihr schreibt, obwohl ich am liebsten die ganze Zeit laut jubeln würde. Ich bin super. Ihr seid super. Wir könnten alle super sein. Auf jeden Fall ringe ich täglich damit, mich zu entlassen und in einer anderen Stadt durchzustarten, wo mich niemand als bipolar kennt. Ich fühle mich ziemlich "kleingehalten". Bislang schaffe ich es aber, mich an meine Gründe für diesen Aufenthalt zu erinnern und die Menschen hier sind einfach super! Obwohl sie mir meinen Ausgang allein untersagen, weil sie mich zu impulsiv finden. Das ist für mich so schräg, weil ich eigentlich daran arbeiten will, nicht immer so viel nachzudenken und mich nicht immer zurückzuhalten. Durch meine depressiven Phasen habe ich eine Zurückhaltung entwickelt, die nicht zu mir passt. Grenzwahrung ist mir sehr wichtig, aber ich möchte mitgestalten und nicht nur diplomatisch am Rand stehen.
Ich wünsche allen einen wundervollen Tag!
Das Gute ist, ich kann aus jeder Lage eine angenehme machen und deshalb werde ich das hier durchziehen und diese Soteria ist echt empfehlenswert. Obwohl der leitende Psychologe und ich konträre Ansichten haben, haben wir beide viel Verständnis für die jeweils andere Seite und dann klappt es gut mit Kompromissen.