24. 02. 2023 12:38
hallo Madame,

ich weiß nicht so recht, ob dieses Gedankenkreisen bei stark unstimmigen oder krisenbehafteten Situationen um und mit Menschen, die einem nahestehen, nur krankheitssymptomatisch sind. Ich glaube eher, dass das Teil der eigenen Persönlichkeit ist, die sich dann aber widerum in Phasen entwickeln und niederschlagen kann.

Auch unter Berücksichtigung, dass Menschen mit BS grds. vulnerabler und störanfälliger sind, denke ich nicht, dass diese Eigenschaft allein auf unserer BS beruht.

Nicht loslassen zu können, oder seine Gedanken zwischendurch auf Anderes zu fokussieren wird in einem Konflikt natürlich umso schwerer, je näher einem die Person, um die es geht, steht.

Wenn man so getaktet ist, dann ist das ein jahrelanger Prozess, ehe das vielleicht mal so einigermaßen funktioniert.
Der Zustand ist vor Allem für eine Person unaushaltbar: Für sich selbst. Aus sich selbst kommt man nie heraus. Die Anderen können sich distanzieren. Distanz zu dem eigenen inneren Chaos zu bekommen, ist eine Lebensaufgabe. Man müsste ja quasi diesen sich selbst belastenden Teil komplett von sich abspalten.

Mir hat auf dem Weg zu einem besseren Umgang damit eine tiefenpsycholog. fund. Therapie geholfen. Natürlich ist dadurch nicht alles super geworden und manchmal sage ich auch noch zu mir selbst "Mensch, gib doch da oben mal Ruhe mit dem Kreisen". Aber es ist gemessen an viel früher sehr viel besser geworden.

Sich selbst dafür nicht zu verurteilen, dass das grad so ist wie es ist, wäre ein Anfang. Aber auch das will sich hart erarbeitet werden.

Eine meiner Strategien inzwischen ist: Nachdem ich eine nahestehende Person mit meinen inneren Kämpfen mehrfach und langatmig in kürzeren Abständen "zugetextet" habe, bewusst von meinen Themen erstmal nichts mehr zu erzählen. Habe ich letztens erst bei zwei Treffen mit einer Freundin gemacht. Ich habe bewusst die Themen um komplizierte Zwischenmenschlichkeit und den Tod meiner Mutter ausgelassen. Gar nicht darüber geredet. Und wenn gefragt wird "lass uns über was Anderes reden" Das tut bisweilen einem selbst gut, wenn man das sich nicht ständig immer wieder ins Hirn fräst durch Reden, der Freundschaft tut es allemal gut.

Trotzdem auch offen sein für die kleinen und größeren Nöte unserer Freund- und Bekanntschaften.

Beim Erzählen auch mal was straffen, also nicht jeden Wimpernschlag dramatisch ausbauen, um die Geduld meines Gegenüber nicht überzustrapazieren. Vielleicht nicht mit zu vielen Menschen über ein und dasselbe Problem ständig reden.

Ich habe letztens mein Problem mit der Freundin einer anderen Freundin gegenüber abgekürzt indem ich nur sagte "das führt jetzt zu weit, alles in allen Einzelheiten hier zu erzählen"

Natürlich ist die Beziehung Mutter-Tochter nochmal sehr komplex, tief und eng.

Nochmal: diese Eigenschaft bzw. dieses Persönlichkeitsmerkmal allein als Krankheitssymptom zu deuten, damit tust du dir imo selbst keinen Gefallen. Einerseits ist es selbstentschuldigend, andererseits nimmst du dir die Chance, daran arbeiten zu können.

Sollte die Begebenheit sich allerdings phasisch auswirken und du gerätst dadurch weiter in einen kaum mehr steuerbaren Zustand rein, würde ich zumindest für eine Zeit mich nicht scheuen, medikamentöse Unterstützung wahrzunehmen, damit es nicht noch schlimmer wird. Mir helfen solche Strategien ganz gut.

Es ist ja auch so, dass das Umfeld oft hilflos ist, es meint, dir jetzt den untimativ hilfreichen Vorschlag und Rat geben zu können. Aber die spüren natürlich auch, dass das nicht geht. Das kann man auch offen kommunizeren "ich weiß, mir ist grad nicht zu helfen, entschuldige bitte, dass ich grad so von der Rolle bin". Wenn man das witzig verpackt, können vielleicht beide noch drüber lachen. Lachen ist sowieso etwas, was Spannung rausnimmt. Der Körper wird durchgeschüttelt, Blockaden lösen sich und die Stimmung hebt sich, vielleicht nur kurz und ein bisschen. Alles ist da besser als nichts.

Das ist das, was mir grad adhoc dazu einfällt.
Ist schon wieder ein langer Beitrag geworden. ;-)

Alles Gute
Friday

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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.

Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.

Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 24.02.23 12:44.
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Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

MadameX 1962 24. 02. 2023 11:25

Re: Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

Friday 411 24. 02. 2023 12:38

Re: Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

MadameX 282 24. 02. 2023 14:26

Re: Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

Friday 259 24. 02. 2023 18:07

Re: Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

MadameX 243 24. 02. 2023 18:37

Re: Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

Irma 253 24. 02. 2023 15:33

Re: Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

MadameX 274 24. 02. 2023 18:40

@ MadameX

Miramis 230 26. 02. 2023 19:49

Re: @ MadameX

MadameX 184 28. 02. 2023 13:59

Re: Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

KräuterGarten 225 27. 02. 2023 11:56

Re: Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

MadameX 395 28. 02. 2023 14:06

Re: Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

SeelenSchatten 233 01. 07. 2023 13:00

Re: Nicht Loslassen können, allen auf die Nerven gehn

MadameX 417 04. 07. 2023 11:00



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