Guten Morgen Eisbaer,
das freut mich sehr!
Mit einem Neuroleptikum würde ich nicht so einen hilfreichen Effekt wie Du erleben. Ich habe alle Neuroleptika, die für die Behandlung einer Bipolaren Störung zugelassen sind, in verschiedenen Dosierungen ausprobiert und überhaupt nicht vertragen. Das sehen die Profis auch so. Nur in Ausnahmezuständen erhalte ich mitunter gegen meinen Willen ein niedrig dosiertes Neuroleptikum, aber maximal für wenige Tage, bis das Lithium anfängt zu greifen und ggf. kurzfristig ein Beruhigungsmittel ausreicht. Hochdosiert waren Neuroleptika wirklich wie Folter für mich. Selbst niedrig dosiert bin ich jedes Mal total wesensfremd abgestumpft und eingesteift und sogar als Nebenwirkung! suizidal (das ist voll krass). Unter Abilify war ich übrigens wie ein Roboter, was ja bei Abilify eigentlich sehr selten auftritt. Ich habe das kaum gemerkt, weil ich total hohl in der Birne wurde und weiterhin psychotisch war, weil oft nur Nebenwirkungen und keine Symptomlinderung auftritt, aber alle haben mir gesagt, ich hätte echt gruselig ausgesehen. Nur Quetiapin und Olanzapin haben neben all den Nebenwirkungen ein bisschen Wirkung gegen meine Symptome.
Ich weiß aber, dass Neuroleptika für viele eine gute Wahl sein können. Trotz meiner grausamen Erfahrung mit diesen habe ich kein Vorurteil bezüglich dieser Medikamentengruppe. Bei mir ist mittlerweile eindeutig, dass Stimmungsstabilisierer eine extrem gute Wirkung haben. Irgendwas in meinem Kopf muss durcheinander sein, was ein Neuroleptikum schlimmer macht und diese reinen Stimmungsstabilisierer verbessert. Wirklich faszinierend, wie unterschiedlich das bei ähnlichen Symptomen sein kann. Ich gehöre auf jeden Fall zu denen, die als exzellente Lithiumresponder gelten. An sich reicht Lithium bei mir alleine vollkommen aus. Nur in der Depression brauche ich mitunter zusätzlich ein Antidepressivum für kurze Zeit. Valproat wirkt auch spitze bei mir, aber ich bin eine Frau im gebärfähigen Alter und deshalb wird zurzeit ausschließlich auf Lithium gesetzt. Mein Problem ist, dass ich mir sicher bin, es ohne Medikamente zu schaffen und meistens ohne probiere. Ich habe auch wirklich schon Fortschritte gemacht, aber das dauert lange und ich bin ja gerade in der Soteria, weil mein Verstand sagt, dass zumindest jetzt noch nicht der Zeitpunkt ohne Medikamente ist, da meine Selbstwahrnehmung meistens stark von meinem Umfeld abweicht. Ich kenne mich an sich sehr gut, aber ich bin wohl mies darin, meine Stimmung einzuschätzen. Mir ging es zum Beispiel mit Lithium immer gut, aber ich habe immer den Zeitpunkt verpasst, an dem ich hätte erhöhen müssen, weil ich meine Frühwarnzeichen zwar theoretisch kenne, aber praktisch immer übersehe. Na ja, das wird schon! Das ist ja ein Prozess und ich habe leider einen Weg mit Fehlbehandlung und Fehldiagnose hinter mir und die passende Behandlung ist relativ in ihren Anfängen.
Ich wünsche Dir einen entspannten Sonntag,
Achterbahnfahrerin