Guten Abend Milla,
ich bin 27 Jahre alt. Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aber ich bin schon über die Hälfte meines Lebens eine "Achterbahnfahrerin". Als ich elf war, hat sich ein tödlicher Unfall meines Opas ereignet und statt zu trauern, sind meine Stimmung und meine Gedanken aus der Wirklichkeit geflüchtet, die mich zu sehr geschmerzt hat. Als Jugendliche waren meine Phasen aber gemischter, seltener und weniger extrem als jetzt bzw. eigentlich schon schlimm, aber nicht so zerstörerisch im Alltag wie mittlerweile. Ich dachte lange, meine Hochs und Tiefs würde jeder Mensch erleben und ich habe mich bloß gewundert, warum ich damit immer weniger zurecht kam. Ich denke, dass ist ein Grund, warum es mir so schwerfällt, die Diagnose ganz anzunehmen. Ich habe über zehn Jahre meine eigenen Erklärungen gehabt und hatte mich irgendwie schon mit meinen Phasen abgefunden, obwohl sie mich nach dem Abitur zunehmend gefangen hielten. Mit 22 wurde ich dann so psychotisch, dass mein Umfeld mein verändertes Erleben nicht mehr als "kreative oder ruhige Phasen" ansah. Leider habe ich erst Fehldiagnosen erhalten, unter deren Behandlung ich sehr gelitten habe und dadurch verschwand zunächst meine Bereitschaft, Hilfe anzunehmen. Zum Glück bin ich mittlerweile Profis begegnet, die mir wirklich zugehört haben und neben all meinen Symptomen auch für mich als Person ein Verständnis hatten. Ich bin aber leider durch meine negative Erfahrung weiterhin gehemmt. Ich habe sehr schwere depressive Phasen, aber ich habe Medikamente erlebt, die schlimmer als all meine Depressionen zusammen waren. Das hat sich wie Folter angefühlt. Mittlerweile habe ich Medikamente kennengelernt, die sich wie Unterstützung anfühlen können. Nebenwirkungen machen mir aber weiterhin große Angst.
Gute Nacht,
Achterbahnfahrerin