Servus liebe Achterbahnfahrerin,
dein Erlebtes kommt mir sehr bekannt vor. Ich war auch schon als Kind sprudelnd, freudig, gesprächig und co. und tendiere deswegen dazu, meine Phasen nicht zu erkennen. Im Januar ging es bei mir mit der Hypomanie los und ich war plötzlich 7 mal die Woche im Fitnessstudio und doch erklärte ich mir selbst, das sei alles ganz normal und ich wolle eben wieder fit werden. Ich hatte zwar ein plötzliches Aufdrehen um Neujahr erkannt, dachte allerdings, das Lithium hätte mich eingefangen und runtergeregelt. Pustekuchen kann ich da nur sagen.
Meine neue Behandlerin ist glücklicherweise Spitze und hat das sofort erkannt, sie meinte dazu, dass mein Krankheitsbild sehr langphasige Hypomanien beinhaltet die sich langsam steigern, was dann in einer Depression crasht, sich am Ende selbiger aber wieder sofort in die Hypomanie dreht. Dadurch habe ich quasi mein gesamtes Erwachsenenleben (gut sind erst 4 Jahre ;)) und auch schon davor, nie einen Normalzustand erlebt. Falls es dir ähnlich geht, wie sollst du denn normal dann überhaupt im Gefühl haben?
Auch ich bin an der Uni immer, nach großen anfänglichen Erfolgen, krachend in die komatöse Depression gekracht. Mal brauchte es dafür auch erst eine Schwerstverletzung..
Mir geht es auch ähnlich mit der Empfindung: ich bin sehr sehr gut auf der rationalen Seite, habe mich sogar selbst diagnostiziert und überhaupt erst in Behandlung gebracht. Aber bis mein inneres Kind (a k a meine emotionale Intelligenz) mal was auf die Kette kriegt, vergehen Ewigkeiten. Und so betrügt meine Ratio mich oft selbst.
Im Gegensatz zu dir habe ich aber bei meinen Freunden nicht das Gefühl, dass sie übermäßig angespannt sind, oder empfinde das anders. Meine besten Freunde mit denen ich intensiv darüber gesprochen habe, halten immer ein Auge offen, oft auch begründet, auch dieses Frühjahr wieder, aber ich lasse mich dadurch nicht stören. Die haben mir meinen, gelinde gesagt, abgefuckten Scheiß an Verhalten verziehen, machen mit mir immer noch alles und halten dabei Ausschau und fragen mich ab und zu, ob grad alles okay ist. Was könnte ich mir besseres vorstellen? Klar; manchmal ist Überdrehung auch einfach nur gute Laune, wenig Schlaf und der Liter Cola. Aber solange mir meine Freunde was sagen und ich sie beruhigen kann, bin ich mega dankbar. Weil ich selbst erkannt habe, dass ich es eben bisher selbst noch nicht erkennen kann. Und meistens ist an den Warnungen eben doch noch was dran.
LG,
lebensfrohundso