Hallo Noe

Ich kann dir nicht auf alles antworten, aber dennoch ein wenig schreiben über den Umgang mit der Manie.

Es ist so, dass man 'einfach so' in eine Manie rutschen kann. So fühlte es sich bei mir am Anfang an. Ohne Suchtmittel, scheinbar ohne Grund.

Erst mit der Zeit konnte ich jeweils rückblickend feststellen, was zu stressig war im Leben, deutlich über meinem Belastungslevel. Und ich lernte Frühwarnzeichen zu erkennen und das darf mein Umfeld auch mitteilen oder meinem professionellen Netz. Je schneller ich reagiere, je mehr Chancen habe ich, das Schlimmste zu Verhindern.

Es gibt viele schlimme Zustände, die meine bipolare Störung auslöst. Aber die Manie ist die zerstörerischste Kraft.

Deshalb, wenn ich merke, die Psyche kommt ins Ungleichgewicht, gibts sofort eine Reihe von persönlichen Strategien, etc. Ein richtiger Katalog.

Aber als allererstes:
Dein Mann braucht eine Krankheitseinsicht.

Für dich fände ich es super, wenn du dich hier auf der Seite etwas schlau machst über die bipolare Störung, falls nicht schon gemacht.

Und dass du dich gut beschützt, aber auch ablenkst, vielleicht darüber sprechen kannst, dass du dich nicht vergisst.

Ich finde es ist wie eine neue Weggabelung. Als ich 18 Jahre alt war, ist die bipolare Störung zügig ausgebrochen, ich wusste, es stimmt was nicht, ich war überfordert, alle schockiert, überfordert, was macht man jetzt?

Zuerst Zwangseinweisungen in manischem Zustand, dann widerwillige Psychiaterbesuche, Medieinnahme.
Aber ich war zuverlässig, ich ging zu allen Terminen, obwohl ich damals noch nicht die passende Psychiaterin/Psychiater gefunden hatte und es war psychisch gesehen nutzlos, brachte mir gar nichts.

Aber ich war auf dem Weg.
Meine bipolare Störung wurde erst vier Jahre später in der Klinik, wieder in einer Manie, diagnostieziert. Ich wurde in den Psychoedukationskurs geschickt.

Das wissen darum, welche Krankheit mein Plaggeist im Gehirn ist und das erfahren, wie, warum, was ich machen kann, das änderte alles und ab da war ich mit Einsicht unterwegs. Und mit dem Willen damit umzugehen, mein Leben zu Gestalten.

Ich musste mein Leben noch ein paar Mal umgestalten, immer ein wenig stressarmer und trotzdem ein interessantes Leben haben.

Seit etwa 5 Jahren läuft das Leben mit denselben Eckpunkten oder Stützpfeilern ab, obwohl das letzte Jahr ein Spezielles war.

Jetzt bin ich 35 Jahre alt. Ich bleibe auf dem Weg.

In den letzten fünf Jahren schaffte ich es nach Phasen immer ans 'alte' Leben anzuknüpfen. Das fand ich auch sehr schön.

Ich habe aber Rspekt vor einer Manie, denn wenn ich handlungsunfähig bin und ohne Hemmungen, dann kann ich manisch all das Aufgebaute in einem Tag den Bach runter schicken und alles verlieren.

Aber ich habe nun Übung, eine Manie erkenne ich an der Vorstufe der Hypomanie und davor an Überdrehtheit, Einschlafstörungen und viel zu viel Energie und Unruhe, besonders abends.

Das kann ich tun:
1. Notfallmedis, z. B. Zum Schlafen
2. Psychologin/Psychiater oder andere im Helfernetz kontaktieren
3. Alle Hilfe ins Boot holen, auch Freunde/Familie
4. Aktivitäten am Tag einschränken, ruhige Dinge tun, vermehrt in der Wohnung bleiben, Reize total vermeiden, dem Drang der Hypomanie entgegen wirken, 2-4 Tage, dann beruhigt es sich
5. Wenn es sich aufbaut: Notfallmässig in die Klinik, da anrufen, ein paar Dinge packen, in den Zug steigen, mich freiwillig in der Klinik in Sicherheit begeben und da mitmachen.

Das bewahrt mein Leben davor, durcheinander zu geraten.
Das letzte Mal kam ich so mit 7 Tagen Klinik davon. Das geht. Im Vergleich zu den ersten Klinikaufenthalten mit 3-6 Monaten wegen einer Manie und danach nach Hause kommen und die Folgen der Manie aufräumen.

Es bedingt aber, dass ich vieles selbst in die Hand nehme und mir helfen lasse. Und hier lese, wie andere Betroffene mit der bipolaren Störung umgehen.

Alles Gute

Liebe Grüsse
Milla

Mit Liebe und Ruhe betrachtet ist die Welt am Schönsten