Guten Morgen lebensfrohundso,
dann fass ich dir hier mal meine helleren, vielleicht ein wenig Licht gebenden Seiten zusammen.
Ich bin schätzungsweise 30 Jahre älter als du und somit mit und ohne bipolarer Diagnose schon einige Wege und vor allen Dingen Umwege in meinem Leben gelaufen. Zuweilen - sogar oft - haben sich diese Wege wie Irrwege angefühlt, auf denen ich immer wieder in denselben Kreisen zu laufen schien, um dann irgendwann jeweils in der Mitte des jeweiligen Labyrinths vor dem mir wohlbekannten Scherbenhaufen aus toxischem Elternhaus und vermeintlich gescheiterten Beziehungen und Berufsplänen anzukommen.
Der Vorteil dieses langen Herumirrens, dieser sehr langen Suche ist, dass ich mittlerweile erkennen darf, dass ich eben nicht im Kreis gelaufen bin, sondern der Weg ein spiralförmiger war, der eine mir selbst lange verborgene Richtung hatte.
In all den Jahren und Jahrzehnten habe ich mich doch immer Richtung Licht und nicht Richtung Dunkel bewegt.
Kleinere und größere Ausflüge oder Abschweifungen in dunklere Gefilde gab es natürlich schon.
Aber von heute aus betrachtet, aus der Draufsicht der Vogelperspektive geben sogar diese dunklen und unerträglich anmutenden Zeiten im Nachhinein einen Sinn.
Vermutlich kann ich dir hier viel erzählen, ohne dass dies dir vielleicht nachvollziehbar erscheint...
Manche Wege kann man wirklich nur selber laufen.
Aber vielleicht kann dir meine heutige Perspektive ein kleiner Lichtstrahl sein, dass es möglich ist, sich aus all diesen beschriebenen Schwierigkeiten, durch das Geröll hindurch zu arbeiten.
Allerdings braucht dies viel Zeit und Geduld.
Es braucht - nach meinem Empfinden - ein therapeutisches und wenn möglich soziales privates Hilfenetz. Auch dieses darf ebenfalls über Jahre wachsen - langsam...
Vor allen Dingen aber braucht dieser Weg durch das toxische Geröll und die anderen Schwierigkeiten am Wegesrand die innere Bereitschaft sich zu "häuten". Eine Art der Metamorphose zu durchlaufen, die natürlich zeitweise schmerzhaft ist.
Denn die neue Haut ist zunächst einmal sehr empfindsam und verletzlich.
Sie muss erst ein wenig Erfahrung sammeln mit dem außen.
Aber dann - dann ist die neue Perspektive aus einer gänzlich anderen Flughöhe alle Mühe und allen Schmerz wert.
Denn zuvor war es ja eher ein Kriechen, ein Ringen ums Überleben ...
Und nein ich bin hier - nach eigenem Empfinden - nicht manisch oder hypoman unterwegs.
Ich meine hier auch nicht den manischen Flug, der ja ebenfalls zeitweise reizvolle Ausblicke schaffen kann .
Ich meine hier einen Flug aus einer neu gewonnenen Balance heraus.
Alles Gute für dich.
Liebe Grüße,
Miramis
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Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.01.23 06:40.