Was Du beschreibst, Karlito, habe ich am Arbeitsplatz erlebt.
Man hat mich dort leider voll in meine (erste) Manie rauschen sehen. Als ich zur Wiedereingliederung wiederkam, wurde ich von allen geschnitten und ich bekam
nichts zu tun. Sie haben gesagt, sie wollten mich nicht mit Aufgaben überfordern.
Die Wahrheit ist: Sie waren selbst überfordert. Und ich konnte damals leider noch nicht sagen, wie ein Arbeitsplatz für mich beschaffen sein muss.
Vorbei war es mit dem Expertenstatus; ich wurde wie der letzte Hiwi behandelt. Ich musste darum betteln, überhaupt etwas tun zu dürfen. Zum Glück gab mir der Betriebsarzt recht, dass Unterforderung auch nicht das richtige war.
In der Partnerschaft habe ich auch große Probleme, weil es uns in den letzten zehn Jahren seit meiner Erkrankung nicht gelungen ist, einen angemessenen Umgang miteinander zu finden.
Ich habe das auch schon überlegt, ob es nicht hilfreich wäre, weniger offen zu sein. Das führt dann aber nicht zu weniger Stigmata. Denn die Leute denken dann immer, sie kennen ja niemanden und erleben also niemanden mit bipolarer Störung, der trotzdem noch was hinkriegt. Ich möchte auch als der gemocht werden, der ich bin und und nicht als der, der ich vorgebe, zu sein.
Außerdem kann ich meine Klappe nicht halten.
Am neuen Arbeitsplatz gehe ich natürlich nicht damit hausieren, was nicht bedeutet, dass ich vorhabe, etwas zu leugnen oder zu verschweigen.
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Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Olanzapin 2,5mg 0-0-0-1, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.