Guten Morgen Tomfred,
nur zur Ergänzung:
Auch ich bin seit 2010 bipolar diagnostiziert und habe eine zehnjährige Tochter , die ich allein erziehe - mit Unterstützung eines über die Jahre sorgfältig aufgebauten äußeren sozialen Netzwerkes.
Es dauerte Jahre ein solches Netz aufzubauen, aber ich kann dir dies nur wärmstens empfehlen.
Hierbei habe ich Anlaufstellen wie Spdi, Erziehungsberatung, Jugendamt und Kinder- und Jugendtherapeuten genutzt. Auch die Schule mit einbezogen.
Speziell bei mir ist, dass es keinerlei familiäres Netzwerk gibt.
Das mag bei dir anders sein und ist an Tragkraft gewiss nicht zu unterschätzen.
Krankheitseinsicht zu finden, war für mich ein sehr tränenreicher Prozess.
Dass ich dazu in der Lage war, mich trotz bestehender Hypomanie oder Manie immer wieder auch kritisch zu reflektieren, verdanke ich zu einem großen Teil meinem Verantwortungsgefühl meinem Kind gegenüber.
Zumal ich wusste, dass in meinem Fall der Vater nicht in der Lage sein würde, zu übernehmen.
Dass du für deine Frau immer wieder so umfassend übernimmst und dies schon über solange Zeit, verschafft ihr in gewisser Weise einen zusätzlichen Raum für manische Höhenflüge.
Das ist nicht als Kritik gemeint.
Ich hätte an deiner Stelle gewiss dasselbe getan, wenn ich kräftemäßig dazu in der Lage gewesen wäre.
Das Schwierige an all dem ist dann oft, dass man - je nach Alter und Veranlagung - die Kinder wenig oder gar nicht in diese Entscheidung der Trennung miteinbeziehen kann.
Dass Kinder die ursprünglich "heile Welt aus Mama, Papa & Kinder" zurück haben wollen, ist vollkommen natürlich.
Dass es ihnen womöglich ohne Mama wesentlich besser gehen wird, können sie vielleicht noch gar nicht erfassen.
Das bedeutet, dass du im Grunde mit dieser Entscheidung ziemlich alleine auf weiter Flur stehst.
Deswegen würde ich mir an deiner Stelle unbedingt äußere Unterstützung suchen.
Aus meiner Sicht ist niemand wirklich schuld an eurer traurigen Situation.
Wie schuldfähig jemand in einer Manie überhaupt sein kann, ist eine schwierige Frage.
Es kommt wohl darauf an, wie groß die Möglichkeit zur Einsicht und zur kritischen Selbstreflexion während des Höhenfluges überhaupt noch ist.
Hängt vermutlich von der Flughöhe ab...
Ich wünsche dir und deiner Familie alles Gute und dass ihr gehbare Wege finden möget!
Liebe Grüße,
Miramis
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Erstmals Diagnose BS im Frühjahr 2010 , bis 2012 aufrecht erhalten und mehrfach von verschiedenen Fachärzten bestätigt. Sehr starker jahreszeitlicher Einfluss, Wohnort nördlich des Polarkreises.
In dieser Zeit keine Medikation.
2012 Rückzug nach Deutschland aus dem Ausland.
In Folge schlagartige Verbesserung der bipolaren Problematik. Keine Bestätigung der Verdachtsdiagnose BS in Deutschland. Statt dessen eher "stabile langjährige depressive Phasen" bis zum Herbst 2018:
Erstmaliges Wiederauftreten einer hypomanischen oder manischen Phase in Deutschland, Dauer drei Monate, nach Einstellung mit Quetiapin 300 mg Abgleiten in eine nachhaltige Depression, Dauer 1,5 Jahre.
Seit etwa April 2020 - nach schrittweisen und fachärztlich begleitetem Ausschleichen des Quetiapin - Beginn einer hypomanischen oder manischen Phase bis Herbst. Dann Einschleichen von Lithium.
Aktuelle Medikation: 25 mg Quetiapin Retard abends
450 mg Quilonium Retard abends
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.12.22 07:13.