Re: Erste manische Episode mit 16 Jahren - andere junge Betroffene gesucht

21. 11. 2022 14:35
hallo Catalin,

mir geht es mit eurem Thema grad ähnlich wie kinswoman. Mir fällt so viel dazu ein, dass ich kaum einen Anfang finde, geschweige denn ein Ende.

Ich bin inzwischen auch weit entfernt von dem Alter deines Sohnes, aber bei mir fing es auch mit 17 an, ca. ein dreiviertel Jahr vor dem Abitur. Das war Ende der 1970er Jahre. Aus heutiger Sicht war es wohl eine manische Psychose. Die Sicht damals war Schizophrenie. Von dieser ersten Phase mit Krankenhausaufenthalt erholte ich mich recht schnell ohne Anschlussdepression. Das Abi habe ich nicht mehr gemacht sondern eine Ausbildung angefangen.

Einige Monate nach einem guten Start in der Ausbildung kam die zweite manische Psychose. Diesmal mit länger anhaltender Anschlussdepression. Ich fiel neun Monate aus und musste die Ausbildung um ein Jahr verlängern.
Die habe ich dann geschafft.

Wieder einige Monate nach Abschluss der Ausbildung kam die dritte manische Phase mit Psychose und mehrmonatigem Krankenhausaufenthalt und noch längerer Anschlussdepression. Da war ich inzwischen 22 /23.
Weil die Depressionen so lange anhielten, ging ich in eine Tagesklinik. Da haben sie mich wieder fit bekommen, und ich konnte mit medikamentöser Unterstützung etliche Jahre normal arbeiten gehen.

Ich lege mal hier einen Stopp ein in den Aufzählungen. Es gab noch weitere Phasen.

Wie lebte ich als junger Mensch?
Bis auf die Krankheit eigentlich recht normal. Parties, Beziehungen, Liebeskummer, Verliebtsein, Freundschaften, Reisen, Sport. viel Lesen, Unternehmungen, Verabredungen usw.

Ein paar Regeln für mich begriff ich relativ schnell. Keine Parties oder spätabendliche Unternehmungen, wenn ich am nächsten Tag früh raus muss. Das bekam mir nicht. Ebenso konnte ich keine mehrtägigen Festivals mitmachen (zu viele Reize über mehrere Tage mit viel zu wenig Schlaf. Ich konnte da nicht schlafen.)
Bis auf einige wenige Male, habe ich kein Cannabis geraucht. Vor anderen Drogen hatte ich so viel Respekt, dass ich mich nicht traute, die auch nur zu probieren. Alkohol spielte eine Rolle, wenn auch keine tragende. Hatte ich mal kräftiger einen über den Durst getrunken, war für Monate Sendepause oder nur minimalst, einfach weil ich mich ekelte. Wenn ich nichts trinken wollte, konnte man mich nicht überreden. Ich mochte es schon damals nicht, zum Trinken animiert zu werden.

Ich verstand relativ schnell, dass ich nicht das "dicke Fell" von bestimmten anderen Menschen meines Alters besaß und dem irgendwie Rechnung tragen musste, ohne dabei letztendlich großartig etwas zu vermissen. Und wer meint, er kann nur etwas mit mir anfangen, wenn ich kräftig "mithalten" kann, wobei auch immer, war auf Dauer kein geeigneter Umgang für mich. Es gab da immer Leute, die das auch akzeptieren konnten.

Der Bekannten- und Freundeskreis deines Sohnes wird sich im Laufe der nächsten Jahre vielleicht gerade auch dahingehend noch ein paar Mal verändern. Gut wäre es, wenn er relativ schnell seine eigenen Grenzen einzuschätzen lernt. Das wird immer wieder ausgelotet und angeglichen werden. Das wird kein starres Muster bis ans Lebensende bleiben. Es hängt auch viel zu stark von äußeren Einflüssen ab.

In der Pubertät bewegt sich eh unglaublich viel in Richtung Persönlichkeitsfindung. Der frühe massive Ausbruch der bipolaren Störung macht es nicht gerade leichter. Aber man kann es schaffen, auch wenn die Stolpersteine größere sind.

Es gibt bei jungen Menschen andere schwere chronische Erkrankungen, bei denen sie lernen müssen, dem Rechnung zu tragen ohne dabei das Leben an sich zu vermeiden. Es ist schwer einzusehen, dass man nicht "ungestraft" so funktionieren kann wie die Kumpels. Wichtig ist, nicht auf Biegen und Brechen mit den anderen mithalten zu müssen. Dann sind es vielleicht die falschen "anderen", mit denen man sich umgibt, wenn die kein Verständnis dafür haben, dass man das nicht möchte (egal aus welchen Gründen) oder immer nur die Sau raus lassen zu müssen. Ist eh kein gesunder Umgang auf Dauer, auch für stabilere Gemüter nicht ;-)

Jetzt ist das echt viel hier geworden, wie ich gerade sehe. Vielleicht könnt ihr etwas damit anfangen.

Alles Gute
Friday

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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.

Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.

Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 21.11.22 14:36.
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Erste manische Episode mit 16 Jahren - andere junge Betroffene gesucht

Catalin 1631 15. 11. 2022 12:38

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Milla 435 15. 11. 2022 18:35

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