Hallo liebe Leidensgeschwister,
heute war der Bescheid über meinen Schwerbehindertenausweis im Briefkasten, auf den Tag genau 4 Monate nach Beantragung. Ich habe einen GdB von 50 bekommen, was gut ist, denn damit habe ich ja erst Ansprüche auf diverse Nachteilsausgleiche. Nun ergeben sich für mich einige Fragen und ich hoffe, dass es hier Bipos gibt, die auch einen SBA haben und sich auskennen:
1. Der Ausweis ist ab Zeitpunkt meiner Beantragung gültig, d.h. 4 Monate zurück. Ich konnte jedoch keine Info zum Thema Gültigkeit finden. Kann ich demnach davon ausgehen, dass er (direkt bei erstmaliger Beantragung) unbefristet ausgestellt wurde? Ich wundere mich, dass dazu nichts geschrieben steht, selbst wenn es unbefristet ist, sollte das doch erwähnt sein, oder? habe nämlich oft gehört und gelesen, dass unbefristete nur sehr selten beim erstmaligen Beantragen ausgestellt würden.
2. Kündigungsschutz: Ich habe mit dem SBA einen besonderen Kündigungsschutz. Wie ich gelesen habe, muss da ein Amt für Integration eingeschaltet werden, um mir kündigen zu können. Aber was heißt das konkret für mich? Ich habe den Ausweis beantragt, da ich wegen der Erkrankung leider relativ häufig bzw. lange krankgeschrieben bin. Ich erhoffe mir also, dass mir nicht wegen vieler Fehlzeiten gekündigt werden kann. Aber stimmt das? Und wie kann der Arbeitgeber wissen, ob ich wegen meiner Behinderung oder wegen anderer Dinge krank bin, wenn er doch die Diagnosen nicht einsehen kann und darf?
3. Die Angst vor der Mitteilung: Ich arbeite dort nun schon ein paar Jahre und habe nun den Ausweis, der rückwirkend gültig ist. Wenn ich diesen nun einreiche, wird die Chefin natürlich überrascht sein und wissen wollen, warum ich ihn habe. Ich bin wohl nicht verpflichtet, den Grund mitzuteilen, jedoch finde ich es etwas seltsam, denn klar möchte ein Arbeitgeber wissen, welche Beeinträchtigung ich habe und wie er darauf zu reagieren hat bzw. mit welchen Konsequenzen er rechnen muss dadurch.
In meinem Fall ist die Sache besonders brenzlig: ich arbeite als Erzieherin in einem Heim. Der Arbeitgeber darf mich offiziell nicht nach der Diagnose fragen, aber darf natürlich fragen, inwieweit mich die Behinderung am Arbeitsplatz beeinträchtigt. Ehrlicherweise bin ich sehr wohl am Arbeitsplatz beeinträchtigt, da ich weniger stressresistent bin und in meinen depressiven Phasen, in denen ich großteils trotzdem arbeiten gehe, kognitive Einschränkungen habe, sodass ich häufig überfordert bin und mir Flüchtigkeitsfehler passieren. Ich frage mich auch, ob ich mit meiner Diagnose überhaupt im sozialen Bereich arbeiten darf? Immerhin habe ich da eine große Verantwortung und diese ist mir auch oft zu viel.
4. Neuer Job: nächstes Jahr werde ich umziehen und dann steht ein Jobwechsel an. Ich frage mich, ob es tatsächlich Sinn macht, direkt bei der Bewerbung den SBA anzugeben. Es heißt ja, man solle deshalb nicht diskriminiert werden und manche schreiben sogar, sie stellen solche Arbeitnehmer bevorzugt ein, aber ich denke, das ist alles nur Wunschdenken. In der Realität sieht es doch sicher anders aus... wer möchte jemanden einstellen, der einen SBA hat aber den Grund geheim hält, da kauft man doch die Katze im Sack. Wenn ich den Ausweis jedoch erst nach bestandener Probezeit vorzeige, hätte ich den Arbeitgeber ja richtiggehend getäuscht. Mal davon abgesehen, dass es asozial wäre in meinen Augen, dürfte man das überhaupt so handhaben?
Puh, das war viel Text und ich hoffe, ihr habt euch durchgeschlagen. Danke für eure Antworten schon einmal.
