Nächste Woche habe ich Termin mit meiner Psychiaterin. Ich habe ihr angekündigt, dass es so nicht mehr weitergehen kann und wir meine Behandlung dringend ändern müssen, denn ich sehe keine Verbesserung seit all den Jahren und halte das Leben am Abgrund nicht mehr aus.
Sie hatte mich vor 1,5 Jahren darum gebeten, meine Phasen und die Medikamente ab sofort zu dokumentieren, damit wir mal einen Überblick über den Verlauf bekommen. Hier die Fakten:
Seit 1,5 Jahren, also 18 Monaten dokumentiere ich:
- Davon war ich 11 Monate (!) sehr depressiv, oft auch arbeitsunfähig
- Ca. 2,5 Monate (hypo-)manisch (die Abgrenzung ist nach wie vor schwer zu treffen)
- 4,5 Monate auf Normalniveau
Es scheint ein grobes Muster zu geben, da ich mich deutlich im Dauerlauf Depression-Stabil-Manisch-Depression-usw. befinde. Die Depressionen halten plus minus 3 Monate an, die stabilen Phasen 4 Wochen und die hypomanischen 3 Wochen.
Mit 10 Krankheitsphasen in 18 Monaten und einem Verhältnis von 2/3 Krankheit pro Jahr bin ich eindeutig ein Rapid Cycling Patient, das ist jetzt klar geworden.
Bisher waren alle medikamentösen Behandlungen erfolglos. Ich habe das Gefühl, dass bei mir einfach nichts greift und ich mit oder ohne Medikamente gleichermaßen in der ewigen Achterbahn gefangen bleibe. Da meine Depressionen stark sind und deutlich überwiegen in der Dauer, ist meine Lebensqualität seit vielen Jahren extrem gering. Ich lebe eigentlich nur in den "Pausen" und die dauern leider durchschnittlich nur ca. 2 Monate, bis der nächste Absturz kommt. Ich halte das einfach nicht mehr aus.
Leider habe ich zum Thema Rapid Cycling gelesen, dass dies die schwerwiegendste Form der BS ist, da diese Patienten weniger auf Medikamente ansprechen und die Behandlung oft nicht gelingt.
Ich bin völlig verzweifelt. Seit 2013/14 habe ich Depressionen und seit 2018 kamen Manien dazu. Das sind 9 Jahre, die von Krankheit geprägt sind und ich verliere gerade jegliche Hoffnung, jemals ein "weitestgehend normales Leben" führen zu können. Die Aussicht, dass es immer so weiter gehen wird, lässt meine Todessehnsucht immer stärker werden. Wenn ein Tier unheilbar krank ist und kaum Chance auf Heilung besteht, wird es in der Regel eingeschläfert.
Vor 2 Jahren war meine Diagnose noch frisch (es hat sehr lange gedauert, bis es erkannt wurde) und ich hatte große Hoffnung, dass ich nun, endlich medikamentös eingestellt, ein neues gesünderes Leben beginne. Ich habe voller Elan meinen lang ersehnten Wunsch eines Berufswechsels wahrgenommen und eine berufsbegleitende Ausbildung angefangen. Leider zeigte sich, dass ich naiv war zu denken, dass es besser würde. Seither quäle ich mich durch den Druck der Doppelbelastung und bin nun im letzten Ausbildungsjahr. Die Anforderungen verdichten sich und ich breche gerade unter der Belastung zusammen. Seit 2,5 Monaten bin ich schwer depressiv und frage mich, ob ich nicht einfach hinschmeißen sollte. Selbst, wenn ich den Abschluss schaffe (was ich im Moment anzweifle), ist ein normales Berufsleben mit meiner Symptomatik hinfällig. Ich bin öfter krank als gesund und frage mich, ob ich nicht ein Kandidat für die Rente bin (mit 33!) ...
Bisherige Medikamente:
- Lithium (wegen Allergie nicht möglich, schnell abgesetzt worden)
- Abilify (keine Wirkung)
- Quetiapin (wirkte stark sedierend, war darunter kaum arbeitsfähig, daher abgesetzt worden)
- Lamotrigin (Hautausschläge bekommen, daher abgesetzt, hätte es gern länger probiert)
- seit 1 Jahr Carbamazepin. Gute Verträglichkeit aber offenbar wirkungslos
ADs habe ich natürlich auch immer mal wieder bekommen, aber seit ich gesichert bipolar bin, möchte meine Ärztin mir keine mehr geben, da sie Angst hat, damit einen Switch zu erzeugen :( Im Moment bekomme ich seit 6 Wochen zum Carbamazepin Bupropion dazu, aber davon merke ich bisher leider nicht viel.
Gibt es hier weitere Rapid Cycler mit ähnlichem Verlauf? Wie sind eure Erfahrungen und habt ihr Medikamente gefunden, die etwas bewirken??
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.10.22 11:34.
