12. 09. 2022 10:52
Hallo

Ich bin Amaz, 32 Jahre, Verdachtsdiagnose rezidivierende Depression und ein Problem mich schriftlich kurz zu fassen ( letzteres als kleine Warnung )

Mein Hintergrund:

2011/12: Meine erste, mir bewusste, depressive Phase, der Auslöser für diese war eine schwere Trennung. Nachdem ich die depressive Phase zu dem Zeitpunkt, schon ein Jahr ertragen hatte, habe ich mich entschlossen nun endlich einen Arzt aufzusuchen. Ich ging also zu meinem Hausarzt und erzähtle ihm dass ich wohl depressiv bin und was denn so Sache ist. Er hatte sofort den Verdacht ich könne Borderline haben. Ich hatte mich nie damit beschäftigt und hatte, heute muss ich sagen: leider, das typische uninformierte Bild, dass seien einfach Menschen die hysterisch sind und sich selbst verletzen. Ich wusste es einfach nicht besser. Jedenfalls habe ich der Aussage keinen Wert gegeben, weil ich nicht so bin wie die Menschen, die meinem oben genannten Bild entsprachen. Mein Arzt riet mir psychatrische Behandlung, gab mir eine Überweißung und einen Folgetermin für ein ausführlicheres Gespräch. Ich bin zu beidem nicht hin. Ich hielt es glaub ich nicht mehr für nötig aus Gründen auf die ich später näher eingehe.

2020 Meine zweite, diesmal schwere, Depression. Es begann mit Corona. Meine Mitbewohnerin, deren Schwester, ihre Mutter und ich hatten wohl direkt zu Beginn ( Februar-März ) Corona. Zu dem Zeitpunkt gab es aber noch keine Tests die man hätte machen können. Wir wissen es also nicht, sind uns aber sicher, da wir alle 4 Lungenprobleme hatten und ihre Schwester auch tatsächlich auf der Intensiv beatmet werden musste. Alle 3 bekamen im Anschluss eine Depression, so auch ich und ich dachte es bestehe ein Zusammenhang.
Es begann erst mit Zwangsgedanken, die sich gegen meine mir nahestehenden Personen richtete. Diese Gedanken wurden von Tag zu Tag schlimmer und irgendwann fand ich das sehr beängstigend. Nach einer gewissen Zeit und einer Woche in der ich es nicht geschafft habe täglich mehr als 1-2 Stunden zu schlafen, reihten sich auch noch Bilder hinzu. Vergleichbar mit Vietnam-Flashbacks von Soldaten - so als bildlicher Vergleich. Ich hielt es für eine Neurose, mittlerweile denke ich, es könnte auch eine Posttraumatische Belastungsstörung gewesen sein. Ich denke aber das habe ich jetzt verarbeitet, darum gehe ich darauf nicht näher ein, außerdem will ich das nicht. Auch diese Bilder/Filmchen wurden von Tag zu Tag schlimmer. An einem Abend saß ich mit meiner Mitbewohnerin im Wohnzimmer und haben uns unterhalten. Ich lag, während sie mir etwas erzählte. Mir ging es körperlich und psychisch miserabel, habe aber nichts gesagt. Bis ich auch einmal die erste Panikattacke meines Lebens hatte. Sie war unglaublich heftig. Ich habe gezittert, voller kaltem Schweiß, Gedankenrasen und hatte sehr unschöne Gefühle - würde sie als Schmerz bezeichnen, wenn ich müsste. Irgendwann, nach 10 Minuten verschwand die Panik, aber mir ging es schrecklich und es hörte nicht auf über Tage. 2 Wochen später wurde es besser, es war immernoch schrecklich, aber ich bin wenigstens mal wieder aufgestanden. Einige Wochen später, war es weg. Ganz plötzlich. Ich hatte wieder Spaß an Dingen und war auch recht aktiv in der Wohnung. Ich hatte zwar immernoch die Filme und die Gedanken, aber nicht mehr 24/7, sondern nur Phasenweiße am Tag. Ich dachte jetzt wird es besser und bald wäre ich wieder fit. Ich hatte mich getäuscht, denn die Gute Zeit hielt nur 10-14 Tage und ich war wieder da, wo ich vorher war.
Das wiederholte sich. Immer 4-6 Wochen die schlimme Phase, dann 10-14 Tage ein bisschen normales Leben und das über einem Zeitraum von 9 bis 12 Monaten, je nachdem wann man beginnt zu zählen. Ich hatte mich isoliert so gut es ging.
Ich habe mich selbstmedikamentiert. Ich weiß dass ist und war dumm, aber das alles ist während dem Lockdown passiert und ich hätte ALLES getan dafür, dass das wieder aufhört. Ich hatte mich viele Monate damit gequält bevor ich mich entschloss zum Arzt zu gehen. Ich hatte auch bewusst Ärzte gemieden wegen der Pandemie. Als ich dann bei meinem Arzt war und ihm den Sachverhalt schilderte, hatte ich ( leider? ) gerade eine normale Phase und er meinte, ich habe Zwangsgedanken, aber depressiv wirkte ich auf ihn kein Stück. Und auch hier gab es Anspielungen auf eine potentielle Borderlinestörung. Durch meine Mitbewohnerin hatte ich aber nun ein anderes, besseres Bild von Borderline, da sie eine Betroffene ist und ich durch sie viel darüber gelernt hatte. Ich nahm das diesmal ernster als beim ersten Mal und habe es in Betracht bezogen. Er riet mir eine Lebensberatung aufzusuchen oder mich in psychatrische Behandlung zu begeben. Die stabile Phase hielt diesmal aber länger als 2 Wochen und nach der dritten dachte ich, vllt ist es jetzt endlich vorbei. Aber nur eine Woche später ging es wieder los, aber die Intensität der Gedanken und Bilder waren diesmal auf einem ganz anderem Level. Psychotherapeuten fand ich keinen und meine Gedanken sagten mir, dass dadurch alles nur noch schlimmer wird und ich weggesperrt werde oder Ähnliches. Vielleicht war ich sogar paranoid. Dementsprechend war meine Suche halt auch nicht sehr energisch. Zu dieser Zeit wog ich nur noch 45 Kilo bei einer Körpergröße von 1,72 und ich begann langsam darüber nach zu denken Alles selbst zu beenden. Meine Mitbewohnerin, die sich selbst in einer schweren Depression befand, musste in eine psychosomatische Klinik. Wir hatten Angst, ich, vor dem Alleinsein mit dem "Monster" und sie, dass ich mir etwas antue. Das war Frühling 2021.
Ich war alleine und hatte Angst. Doch ca. ein paar Tage als ich alleine war, erholte ich mich. Aber richtig, ich ging dem Alltag nach, habe seit über einem Jahr das erste mal wieder Freunde besucht. Mir gings gut. Sie war dort geschätzt 10-12 Wochen. Kurz bevor sie kam, hatte ich wieder einen Rückfall, dieser endete aber auch nach wenigen Tagen wieder. Seitdem bin ich, was diese Geschichte angeht, Symptomfrei und hatte bis heute keinen Rückfall mehr.
Ihr ging es immernoch sehr schlecht, aber ich war jetzt wieder fit und konnte für sie da sein. Einige Monate später war sie auch wieder fit.

2022
Nach einem beschwerde freien Jahr, bemerkte ich dass meine Grundstimmung langsam wieder ins negative fiel. Mehr habe ich aber nicht wahr genommen also habe ich wohl die Frühwarnzeichen nicht erkannt. Erst als es zu spät war. Ich begann auf dem Weg zur Arbeit das weinen. Ich habe auch während der Arbeit geweint oder hatte Wutanfälle - gerne auch im mehrfachen Wechsel am Tag. Eigentlich arbeite ich in einem großem Bowlingcenter in der Küche, aber seit November21 putze ich frühs den Laden, da ich den Stress in der Küche nicht mehr gewachsen war. Da ich jetzt früh alleine arbeite, hat von meinen Heul/Wutattacken niemand etwas mitbekommen. Auch die Intensität wurde schilmmer. Anfangs hatte ich das morgens, zuhause war ich, naja...ich sag mal besser drauf. Gut wäre gelogen. Aber auch hier wurde es schlimmer. Ich hatte das nun auch Zuhause. So wütend dass ich etwas zerschlagen wollte, was auch schon passiert ist, über Todunglückich mit viel Selbstmitleid und bitterlichen Tränen zu ich tanz jetzt fröhlich zur Musik die ich mir zur Ablenkung angemacht hat. denn die stimmt mich fröhlich. So völlig betrübt und niedergeschlagen, aber auch zeitgleich voller Tatendrang und Engerie. Der Wechsel zwischen diesen Stimmungen war auch so rasant, gerade Vormittags wechselte das sicherlich alle 10 Minuten. Diese 3 Stimmungen hatte ich alle mehrfach innerhalb einer Stunde durch, bis ich dann Mittags so erschöpft war, das gar nichts mehr ging und schlafen musste. Nach dem Schlafen war ich einfach nur betrübt oder halbwegs normal unterwegs. Tagelang.
Irgendwann während einer dieser Tage, hatte ich mich mal wieder gewogen und stellte fest dass ich schon wieder näher an der 45 bin als an 50kg. Dabei hatte ich mich Gewichtstechnisch doch erst total erholt gehabt.
Ich bin noch am selben Tag zum Arzt. Diagnose war Verdacht: Erschöpfung und depressive Episode. Habe mich diesmal aber um alles weitere gekümmert, meine Blutwerte sind okay, Schilddrüse auch. Ein therapeutisches Erstgespräch hatte ich auch bereits. Von da habe ich auch die Verdachtsdiagnose rezidivierende Depression. Das ist jetzt 2 Monate her. Meine Psychotherapie beginnt in 2 Wochen.
Mittlerweile gehts mir "naja". Eher schlecht als gut, aber ich bin wieder alltagstauglich.

Aktuell
Ich hatte nun auch beschlossen mich auf Borderline untersuchen zu lassen. Ich habe das ein oder andere Symptom und das kann ich nunmal nicht leugnen. Aber wirklich darin sehen tue ich micht nicht. Anfangs dachte ich, ja es könnte sein, aber mittlerweile schließe ich es eher aus. So Kernelemente passen nicht, ich habe keine falsche Selbstwahrnehmung, ich idealisiere zwar, werte aber nicht ab, generell fällt es mir nicht schwer gute und vertrauensvolle Beziehungen aufzubauen und diese auch zu erhalten. Ich verletzte mich nicht selbst und habe kein chronisches Gefühl von Leere. Es heißt immer "Borderliner wissen oft nicht, wer sie sind" - bei mir ist das halt total das Gegenteil. Ich weiß ganz genau was und wer ich bin. So von daher glaube ich es einfach nicht.
Vor zwei oder drei Monaten habe ich mich mit jemanden über Bipo geredet. Auch hier wusste ich eigentlich rein gar nichts darüber. Aber ich war sehr neugierig und habe mich langsam eingelesen, Videos dazu geschaut etc. Ich habe mich erschreckend oft wieder erkannt.
Manisch bin ich, jedenfalls meines Wissens nach, nicht und war es bisher auch noch nie. Unter der Hypomanie konnte ich mir erst nichts Richtiges vorstellen. Auf der Suche nach Antworten bin ich hier gelandet und hänge hier auch schon seit einigen Wochen als stiller Leser hier rum. Mittlerweile habe ich zumindest eine grobe Idee was Hypomanien sind und habe über mein Leben nachgedacht und wenn dass, was ich denke das Hypomanien sind...dann hatte ich schon Einige.

Hier wurde letzt ein Thread eröffnet, in dem es über fixe/überbewertete Ideen ging. Ich wusste nicht genau, was gemeint war, hatte aber eben eine Vorstellung und schrieb eine Privatnachricht, da ich Hemmungen hatte hier öffentlich zu schreiben. Ich bat darum, 3 Beispiele aus meinem Leben zu erzählen und die Person sollte mir im Anschluss sagen, ob soetwas gemeint war. Ich wollte zuerst schreiben, damit ich unbeeinflusst schreiben kann.

Ich werde an diesen Text jetzt eine "Antwort" daran hängen, in dem ich die Beispiele einfach aus der Textnachricht als Zitat einfüge.
Das mache ich deswegen, da dass hier meine Vorstellung ist, der Text vermutlich eh schon ein Buch sein könnte und ich die Frage + bsp. gerne sperat getrennt hätte, der Übersicht wegen.

LG
Amaz
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Vorstellung + Frage

Amaz 1036 12. 09. 2022 10:52

Re: Frage

Amaz 274 12. 09. 2022 11:08

Re: Frage

FLYHIGH 517 12. 09. 2022 15:11

Re: Vorstellung + Frage

Milla 230 12. 09. 2022 12:23



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