Hallo pipi
Da ich nicht mehr, wie zu beginn der erkrankung, von phase zu phase pendle, lernte ich stabile zeiten kennen und schätzen.
Die kunst, diese zu halten, ist eine besondere. Ich habe trotzdem manchmal phasen. Die gehen vorbei. Die nächste stabile phase folgt.
Ich lebe ein erfülltes leben in den stabilen zeiten, auch wenn es herausforderungen gibt. Wenn ich es schaffe, die zu bewältigen, kann es weitergehen.
Wenn es mir zu fest über den kopf wächst und der stress unerträglich wird, folgen frühwarnsymptome. Ich habe mir strategien erarbeitet, bewährte pläne dafür. Das macht mich einigermassen sicher und ich kann mir vertrauen, dass ich reagieren könnte.
Wenn es mir dann nicht gelingt oder mich die phase doch schnell überrollt, kann ich frühzeitig personen in meinem helfernetz ansprechen. Das mache ich sehr schnell.
Da ich nun doch ein paar mal selbstständig klinikaufenthalte geplant habe oder schnell in die akutklinik ging und da hilfe erhalten habe und sogar bemerkt habe, dass ich bei rechtzeitigem reagieren und einschreiten mit den passenden verhaltensweisen schlimmeres verhindern konnte, macht mich das selbstsicher.
Ich weiss, ich kann mir vertrauen und ich bin in hypomanien, beginnenden depressionen oder mischphasen handlungsfähig.
Ich muss es nur in die klinik schaffen, bevor mich die kraft verlässt.
Deshalb habe ich in stabilen phasen keine angst, nur genügend respekt. Ich verhalte mich so, dass ich nicht gerade eine phase befeuere, aber ich möchte auch leben und lebensqualität erleben. Dass es mal zu überforderung oder einer beinahe reizüberflutung kommt, gehört dazu.
Danach folgt erholung.
Ich finde es sehr wichtig, dass ich meinen alltag gut plane und strukturiere. Da habe ich den dreh raus, dass ich meine energie einzuteilen weiss. Das war früher eine gefahrenquelle.
Ich gehe nicht unbedingt davon aus, nie mehr eine phase zu erleiden.
Aber ich bin vorbereitet, habe erfahrung, bin krisenerprobt und ich werde es wieder schaffen.
Ich habe den baum aufmerksam gelesen und wünsche allen, die sich in einer schweren zeit befinden, einen kleinen schimmer hoffnung und dass es bald besser geht. Tatsächlich kann man das nicht voraussagen, welcher tag der ist, an dem es besser geht. Aber er wird kommen.
Mit Liebe und Ruhe betrachtet ist die Welt am Schönsten