Hallo fahni,
ich tue eigenständig sehr viel für mein Wohlbefinden. Ich gehe in meiner Liebe für meine Hunde auf und engagiere mich im Tierschutz. Ich war viele Jahre ehrenamtlich im Strafvollzug tätig. Ich habe die Gartenarbeit und das Landleben für mich entdeckt, befasse mich mit Geschichte und Politik. Mein tolles eigenes Zimmer ist meine Rückzugsmöglichkeit. Es war ein langer Prozess, denn wie Du in meiner Vorstellung lesen konntest, hatte ich richtig viele Baustellen. Natürlich bewahren diese Aktivitäten mich nicht vor den Schwankungen, jedoch habe ich mir diese Bereiche geschaffen, um zu wissen, es lohnt sich zu kämpfen, da es Dinge gibt, an welchen ich mich freuen kann.
Mein Arzt meint immer, ich könnte meine Krankheitsschübe sehr gut einschätzen, er möchte nur, dass ich mich bei Verschlechterung eher melde. Ich habe die Erwartung, dass er mir durch Anregungen und Ratschläge mehr zur Seite steht, dann würde ich sicher eher den Kontakt zu ihm suchen. Er ist sehr nett, aber mir fehlt die tiefe Vertrauensbasis zu ihm. In schlechten Zeiten wünsche ich mir an der Hand genommen zu werden um einfach zu wissen, da ist ein kompetenter verlässlicher Part an meiner Seite.
Ich hatte vor vielen Jahren einen Suizidversuch und habe seither Angst, diese ausweglose Spirale könnte mich wieder fangen. Da wäre es schön einen einfühlsamen Arzt zu haben, denn Suizidgedanken gehören auch weiterhin zu meinem Leben.
Meine Herzensangelegenheit ist mein Helfersyndrom und darin gehe ich voll auf. Ob Mensch, Tier oder Pflanzen, alles beschütze ich für mein Leben gern und kümmere mich so gut es geht. Dies bringt mir so viel Lebensmut und Kraft. Darauf fokussiere ich mich, aber wie Du selbst weißt, kommen die dunklen Zeiten trotz alledem.
Ich möchte irgendwann sagen können: "Es war trotz alledem ein erfülltes, glückliches und schönes Leben!" Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Wegen der Medikamente bin ich eher der Verweigerer. Ich nehme meine Phasenprophylaxe gewissenhaft und dazu ein Antidepressiva. Ich habe eine Riesenkrankenakte mit allen getesteten Medikamenten und bei der REHA hat mein Arzt ( der war richtig gut) gemeint, ich hätte ja schon alles durch und daher bin ich bei TAVOR als Notfallmedikament angekommen, denn Seroquell war keine Option mehr. Während der Einnahme war ich fernab der Realität, mein Kopfinhalt war Watte.
Viele Grüße und danke für Deine offene Art !
Lotti