Liebe/r Soulvision,
ich habe viele tage über deine klugen Fragen nachgedacht. Ich antworte spät. Die Krise greift tief, dann der 4 Hörsturz und mein Mann, der es vor kurzem nach Monaten dann endlich wissen wollte und weinend vor mir saß. Es trifft ihn, genau das wollte ich nicht. Er ist hilflos, verzweifelt, will darüber mit jemandem reden. Jeder wird ihm doch raten, sich zu trennen, machen wir uns nichts vor.
Was tue ich eigentlich allen an, meinem Mann, meinen Kindern. Und dann der 4 Hörsturz, Cortison, dass natürlich wieder alles verschlimmert hat. Diese Ohnmacht, dass mir der Körper nicht gehorcht, ich kann das oft total abspalten und dann packt es mich.
Unsere Ehe musste die letzten 2 Jahre so viel mitmachen. Er ist so ein unfassbar toller Mann, aber gerade selber so am Ende, ich kann das wiederum kaum ertragen. Samstagnacht wollte ich dann ausziehen. Ich würde so gerne zurück, zu mir selbst. Ich weiß, bringt nichts, so eine Einstellung.
Ich habe beim Therapeuten und der Psychiaterin noch einmal alles abgefragt. Bin ich vielleicht doch einfach eine unfassbar narzisstische Person, habe ich Borderline? Oder wie meine Psychiaterin vermutet eventuell noch ADHS. Der Therapeut war verblüfft, hat alles verneint. Er sieht viele Anteile von Borderline, aber das nur aufgrund der Schizoaffektiven Störung.
Er hat es tatsächlich gut für mich auf den Punkt gebracht. Das Übergeben ist ein Mittel um die innere Spannung, die ich so oft fühle, unter Kontrolle zu bekommen. Es ist ein Moment der Macht, wo ich mich sonst meinen Emotionen so ausgeliefert fühle.
Ich habe mir all seine Antworten auf seine Fragen mitgeschrieben. Für den Moment glaube ich das, was ich dort aufgeschrieben habe, es fühlt sich kurz echt an. Und irgendwann bröckelt das wieder. Dann weiß ich wieder nicht wo oben und unten ist, wem man vertrauen kann.
Gerade wird Abilify auf Risperidon umgestellt.
Meine Psychiaterin sieht einen Mischzustand nach langer Hochphase und will eigentlich pemanent, dass ich zur Einstellung in die Klinik gehe. Mein Therapeut sieht es anders. Er findet es selbst interessant, so sagte er mal, dass wenn ich zur Ruhe komme, oder mich z.B. einfach mal hinlege, dass eine für mich schwierige, depressive Phase deutlich schlimmer wird. Er hat damit leider sehr recht, deswegen bin ich immer in Bewegung. Er rät dazu, dass ich mich auf die Arbeit fokussiere, mich da reinstürze. Das half oft, nun ist es schwierig. Ich habe mich in freudigen Momenten in einige Arbeitsgruppen wählen lassen, nun bin ich völlig überfordert. Auf der anderen Seite kann ich nicht aufhören zu denken, habe zu einigen Projekten unglaublich schöne Ideen, ich kann dann gar nicht aufhören zu arbeiten, zum Leid der Familie. Leider habe ich aber auch oft Angst. Dann weiß ich nicht mehr, welchem Kollegen man vertrauen kann, dann bin ich einsam. Ich habe jetzt auch öfter Diazepam nehmen müssen, um halbwegs hingehen zu können. Ich rette mich gerade mit den Gedanken, dass das wieder wird. Nur wo fange ich an?
Was die Psychotherapie angeht, da drehe ich mich gerade im Kreis. Mein Erleben ist manchmal so diffus. Dann vertraue ich ihm nicht mehr oder Zweifel alles an. Oft sehen wir uns auch nur alle 3-4 Wochen und starten für mich gefühlt bei Null. Eigentlich sonst alle 14 Tage, da er aber in einer Klinik angestellt ist, hat er noch viele weitere Patienten. Er ist über alles in Kenntnis gesetzt, hat mir geraten, mich in die Arbeit zu stürzen, einen anderen Reiz zu wählen als die, die ich nutze (er erwähnte Sex und SB, oh man, leider hilft mir das nie, danach bin ich eher voll gepusht).
Klinik ist einfach auch schwierig, weil ich letztes Jahr lange raus wahr. Mir könnte tatsächlich der Amtsarzt drohen. Ich muss jetzt an meiner Ehe arbeiten, mich erden.
Oft ist es eh alles weit weg und ich spalte das irgendwie ab. Danke, dass du dir die Zeit für die fragen genommen hast.
