Gestern war nicht mein wunschprogramm. Man könnte sagen bei blick auf den wochenplan sah ich schon, dass das nicht mein tag wird.
All die gespräche und die gruppentherapie.
Die gruppentherapie konnte ich nicht gut aushalten, obwohl doch endlich mal positive themen da waren. Da ich zuvor mal den wunsch geäussert habe, es gebe nicht nur schlechte gefühle, sondern sowohl freudige, wie auch schwere. Und wenn wir schon über das thema wut gesprochen hatten, wäre was freudiges nicht schlecht oder sogar ausgleichend.
Die einstiegsfrage war: welche zutaten braucht es für meinen freudigen tag, was würde ich tun an diesem tag und möchte man von menschen umgeben sein?
Als die runde begann versuchte ich zu überlegen, was ich sagen könnte. Doch je mehr mitpatienten fröhlich vom freudetag schwärmten, desto leerer wurde mein kopf. Wieder mal hatte mich die soziale phobie im griff, der fluchtreflex aktiviert und ein gefühl von viel abwertung von mir selbst für mich selbst war da.
So schien erstmal diese gruppensache für mich sinnlos, ich dachte das bringt mir nichts und ich sitze die zeit ab.
Am abend begann ich zu realisieren, dass sich meine soziale phobie im gehirn in verschiedenen schritten äussert. So wie eine einbahnstrasse. Zum beispiel wenn sich der kopf leert, geht wie von selbst ein programm mit verschiedenen bausteinen los und die angst steigert sich.
So schnappte ich mir papier und stift und begann analytisch aufzuschreiben, was da schritt für schritt im kopf vor sich geht, wenn ich sozialphobisch gebeutelt in so einer runde sitze.
Danach war ich zufrieden und fast ein wenig erleichtert. Denn ich habe auch die gedanken nach der gruppenerfahrung ahfgeschrieben: "manchmal gebe ich anderen in der gruppe die schuld für mein unwohlsein. Sie sind nicht interessant und blöd"
So hatte ich etwas entschlüsselt, was sonst wie ein einziges problem war und das heute morgen mit der psychologin besprochen. Sie hatte mir das gespräch vorgeschlagen, weil ich gestern sagte, dass diese gruppendinge mir sowieso nichts bringen.
Nun scheint es etwas gebracht zu haben. Es hat mich sehr zum nachdenken gebracht.
Dass das eine die angst ist, das andere dass ich mich runter mache, es nimmt seinen lauf und das fazit zuletzt mit dem schuld anderen in die schuhe schieben, es war gut diese klarheit zu haben. Und ich werde es wieder ändern können, dass ich die anderen in einer gruppe so nehme, wie sie sind. Es hat bei mir schon etwas bewirkt auch für zu hause. Wenn ich dann wieder ein gemeinsames essen in einer gruppe habe etwas weniger rein zu fallen auf die von der angst beinflussten gedanken. Die anderen in der gruppe können nichts dafür für das sozial phobische rattern im gehirn.
Ich erhielt die rückmeldung, dass man mir die angst nicht ansieht, ausser eine leichte körperliche anspannung. Daher könnte ich doch auch in einer gruppe sitzen ohne viel zu erzählen und eher die beobachterin zu sein, die ganz bei sich ist und mich beruhigen. Bis dann mal ein thema kommt bei dem ich reinhüpfen kann und was dazu sagen kann. So wie ein süsser vogel auf dem dach, der dann landet, um wieder davon zu fliegen. Etwas mehr leichtigkeit und weniger utopische vorstellungen, wie ich in der gruppe viel sagen muss und das auch noch gut sein muss.
Ich kann das gut üben, weil die perfektionistischen vorstellungen von meinem verhalten in der gruppe gerade vereinfacht werden kann zu auf dem stuhl sitzen. Überhaupt schon die teilnahme reicht aus.
Nun steht das wochenende vor der tür, ich freue mich sehr. Ich fühle mich, als hätte ich gerbeitet. Die arbeit an mir und meinen herausforderungen, ist nicht ohne, vielleicht meine schwierigste aufgabe überhaupt für mich. So habe ich das gefühl, ich hätte die entspannung am wochenende verdient.
Ich wünsche euch allen auch ein schönes wochenende!
Mit Liebe und Ruhe betrachtet ist die Welt am Schönsten