Hallo zusammen
Es gab ein paar therapien, die für mich neuland waren, wie körperwahrnehmung oder musiktherapie. Auch in der ergotherapie habe ich mich an was unbekanntes gewagt.
In der körperwahrnehmung sagte die therapeutin, es gehe ums ausbalancieren und stabilität durch flexibilität zu erhalten. Zum beispiel die körpermitte finden, dehnen, füsse drücken mit den händen und achtsames gehen. Das hat mich geprägt und ich ertappe mich dabei, wie ich achtsame momente habe im hier und jetzt, auch ausserhalb der therapie.
Etwas nervös und angespannt war ich wegen der musiktherapie. Es hatte ganz viele rhytmus- instrumente und auch solche mit tönen. Wir musizierten zusammen zu einem thema und ich staunte, wie harmonisch alles zusammen klang. Wir machten eine übung, die ressourcen unseres krafttieres mit musik auszudrücken. Ich nahm die kohlmeise, da sie mich ein paer mal in letzter zeit besucht hat. Ich machte dies mit einem glockenspiel, da es so hell klingt wie das vogelgezwitscher. In der musiktherapie konnte ich super abschalten und meine sorgen und ängste vergessen.
Der musiktherapeut sagte, dass zusammen musizieren oder lieblingsmusik hören neue verbindungen im gehirn macht.
Als ich zur ergotherapie ging hatte ich vorher eine schlimme angstattacke. Ich vergrub mich weinend im zimmer und hoffte immer, dass jemand von den pflegern mich findet. Da ich anstatt zum mittagessen ging, mir symbolisch gesehen die bettdecke über den kopf zog, fiel es dann auf, dass ich nicht beim mittagessen dabei war. Zuerst kam ein telefobanruf ins zimmer, ich war so blockiert, dass ich es nicht schaffte ihn entgegen zu nehmen. Später klopfte es an der tür und eine pflegerin mit einer psychologin standen da und ich konnte weinend mitteilen, dass eine gruppen versammlung am morgen mich fertig gemacht hat.
Ich erhielt das essen aufs zimmer, konnte mich beruhigen und hatte noch ein gespräch mit der psychologin, was bestärkend war.
Danach kam ich etwas zu spät in die ergotherapie, was kein problem war und ich widmete mich das erste mal dem korbflechten. Mir gefällt das.
Gestern hatten wir noch progressive muskelentspannung, da ich das schon kannte von einer CD, die ich hatte, konnte ich mich sicher fühlen und es fiel mir leicht.
Es hat ein hauseigenes thermalbad hier, ich mag es dort zu baden. So ging ich gestern abend noch etwas schwimmen und entspannen. Beim schwimmen kamen manchmal gedanken hoch, die ich in der einzeltherapie bei der psychologin besprochen hatte. Dann war ein wechsel gut an den wasserstrahl oder zum whirlpool, um wieder auf andere gedanken zu kommen.
Ab und zu habe ich verzweiflungsmomente, das hatte ich vor der klinik auch schon. Zum beispiel sitze ich am esstisch, geniesse die aussicht und plötzlich überschwemmen mich negative gedanken, die mich selbst abwerten oder sagen: das schaffst du nicht mit diesen vielen therapien, es wird dich zerstören, breche den klinikaufenthalt ab, geh nach hause, schreib deiner ambulanten psychiaterin, es geht nicht mehr hier.
Nun habe ich mit der psychologin vereinbart, dass ich ihr eine e-mail zukommen lasse, wenn ich wieder einen solchen moment erlebe und dass wir das besprechen. Ich sehe sie zwei mal in der woche. Dass sie mir ihre e-mailadresse gegeben hat, ist eine erleichterung. Manchmal beruhigt es schon, der psychologin mein problem- e- mail zu senden und zu wissen, sie wird es bei gelegenheit lesen.
Allgemein das aufschreiben leert den kopf, sei es im tagebuch, per e-mail oder auch im forum. Da werden die gedanken wieder klarer und geordnet.
Ich sende euch liebe grüsse
Mit Liebe und Ruhe betrachtet ist die Welt am Schönsten
