Hallo und willkommen im Forum.
Ich bin hier als ehemalige Angehörige, mein jetziger Expartner war bipolar. Wobei es nicht immer so klar war, er hatte eher „Mischzustände“ und hat trotz Diagnose immer alle verwirrt, weil er gesagt hat, es ist rein körperlich, es findet nur keiner was.
Deine Geschichte erinnert mich an sehr viel, was ich erlebt habe.
Eine richtige manische Episode mit Psychose trat nach einer sehr stressigen Zeit auf. Umschulung, er war viel in der Sonne, hat exzessiv (!) Sport gemacht für seine Umschulung und sich massiv unter Druck gesetzt bezüglich der Umschulung. Er hat Venlafaxin genommen und Quetiapin, das Quetiapin aber zu der Zeit massiv reduziert. Er konnte kaum schlafen, war total überreizt, ist in entspannten Situationen plötzlich an die Decke gegangen,
In der Psychose hat er ständig gewollt, dass ich Dinge für ihn erledige, er hat mir gedroht, was dann passiert. In der Klinik hat es sehr lange gedauert, bis er wieder „er“ und stabiler war. Eingesehen hat, dass das alles nicht so rational ist. Aber es hat wirklich lange gedauert.
Fixiert wurde er auch und ich sehe das, wie du, sehr kritisch. Eigentlich lagen keine ausreichenden Gründe dafür vor, sie fanden ihn unberechenbar. Ich habe die Vorwürfe dafür auch abbekommen. Er war freiwillig in der Klinik, hat sich dort aber so aufgeführt, dass er zwangseingewiesen wurde. Was absolut richtig war. Auch dafür hat er mir die Schuld gegeben! Obwohl (oder gerade weil) ich der im nächste Mensch war und immer zu ihm gehalten habe.
DICH trifft aber keine Schuld.
Es kann alles lange dauern - In der Zeit hat mich das Forum hier gerettet. Irgendwann sind seine Erinnerungen verblasst oder er hat nur Teile daran erinnert und manches ausgeblendet. Er war vorübergehend einsichtig, aber leider nicht dauerhaft.
Rückblickend hatte er schon häufiger ähnliche Phasen. Nie so stark ausgeprägt. Aber definitiv waren da Phasen und Ausbrüche. Da es nicht so „klassisch“ im Verlauf war (aber was ist das schon… ), war es nicht so leicht zu erkennen. Aber nach dieser starken Episode war es einmal klar.
Ich habe mir sehr viele Sorgen gemacht - Über die Zukunft, dass er zu viel von der Umschulung verpasst und nicht weitermachen kann - Am Schluss hat er sie such abgebrochen. Irgendwie ging es für ihn weiter. Da dies für ihn so viel Stress bedeutet hat, den er mit der Erkrankung nicht erträgt, war das sicher am Schluss das beste. Er hätte es nicht geschafft.
Rückblickend hätte er viel länger in Therapie bleiben sollen, statt sich darauf zu konzentrieren. Dann hätte es vielleicht eine Chance gegeben. Aber eine „schnelle“ Heilung gibt es da nicht.
Ich habe mir lange Schuldvorwürfe gemacht. Aber mich trifft keine Schuld. Ich hatte keinen Einfluss, weil er nicht einsichtig war. Und all die Dinge, die ich für ihn gemacht habe - Das hat dazu geführt, dass er mir die Schuld an seiner Situation gegeben hat.
Achte darauf, dass es DIR gut geht. Er wird betreut, Leute kümmern sich. Wenn es dir gut geht, kannst du besser für ihn da sein. Schieb das Ganze, was mit dran hängt, ein bisschen zur Seite. Das ist gerade nicht wichtig und wenn die Zeit kommt, würde ich die Situation neu beleuchten. Du kannst seine Genesung nicht beschleunigen und in meiner Erfahrung hat das absolut nichts gebracht. Und da hing auch extrem viel dran!
Dass er stabil wird, ist wichtiger aktuell. Dann kommt das andere.
Und wie alle so schön schreiben - Die Einsicht ist der Schlüssel zum Umgang mit der Erkrankung.
Viel Kraft wünsche ich dir.
Da du selbst geschrieben hast, dass du eine Therapie hast, hoffe ich, dass DU einen Umgang damit findest.