Hallo ihr Lieben,
Zur Zeit beschäftigt mich mal wieder die Vergangenheit, insbesondere mein erster Aufenthalt in einer Tagesklinik, 2014 war das.
Eingetreten bin ich mit einer schweren Depression, ausgetreten im absoluten Höhenflug.
Damals stand die Diagnose der Bipolaren Störung noch nicht. Meine manischen Phasen wurden als "normal" angesehen, anfangs wurde es auf die Pubertät geschoben, danach auf Selbstfindungsphasen, Konsumsucht, falsche Freunde, ect. pp.
Nur die Depression wurde erkannt und ich somit mit x verschiedenen ADs zugepumpt. Natürlich bin ich so ständig wieder in die Manie gesaust, die Medis habe ich abgesetzt und Wochen bis Monate später bin ich dann wieder beim Psychologen gesessen, in einer schweren Depression.
Gut, da war ich "nur" wöchentlich, in manischen Phasen gar nicht oder ich habe mich anfangs noch verstellt.
In der Tagesklinik war ich aber drei Monate lang täglich von 08.00 bis 17.00 Uhr.
Wo ich anfangs kaum was machen konnte hat sich das schnell in eine übersteigerte Aktivität umgewandelt.
So habe ich riesige Menus gezaubert, auch Abends Zuhause noch vorgekocht, Geschichten geschrieben, gemalt, Figuren aus Stein und Ton geformt, habe alles aufgesaugt, studiert und mir über jeden Satz der Psychologen, Betreuern und Psychiatern schlau gemacht und somit unfassbar viel Wissen angeeignet.
Auch sonst war ich nur unterwegs, habe ständig geredet und hatte ein unglaublich grosses Selbstvertrauen. Ich konnte alles! Und ich wusste natürlich auch über alles bescheid.
Joa, im Klinikbericht stand dann was von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Witzigerweise tadelten sie mich andauernd, weil ich allen geholfen habe, wenn sie mich darum gebeten haben.
Die Manie dauerte dann noch etwa einen Monat an, bis ich dann wieder in der völligen Dunkelheit versunken bin.
Mich lässt das bis heute nicht los. Wie konnten sie diesen Wandel übersehen? Mein plötzliches Selbstbewusstsein, die unendliche Energie und meine (verrückten) überdrehten Ideen?
Auch mein Psychiater kann es nicht verstehen. Gut, er ist eh ein unfassbar guter Arzt, aber da waren so viele Fachpersonen!
Ich weiss, dass es nichts bringt darüber nachzudenken. Ist Vergangenheit und lässt sich eh nicht mehr ändern.
Aber ich frage mich ob es auch jemandem von euch so ergangen ist? Gab es, eigentlich deutliche, Anzeichen die übersehen wurden?
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Manu, w. *1991
Bipolar I
Seit 2005 erkrankt. 2018 (endlich richtig) diagnostiziert.
Mehrere Aufenthalte in Tageskliniken und viele Diagnosen und Medikamente bekommen.
Aktuelle Medikation: 20mg Escitalopram, 200mg Lamotrigin, 5mg Abilify
Bei Bedarf:
Temesta und Quetiapin