Meine Freundin erzählte mir, dass sie an einer Bipolaren Störung leide. Sie war mal vor vielen Jahren, als wir uns noch nicht kannten, damit in der Klinik. In den letzten Jahren hätte sie keine Probleme gehabt. In Absprache mit ihrem Psychiater, den sie einmal im Quartal aufsucht, hätte sie ihre Medikamente zunächst reduziert, anschließend komplett abgesetzt. Das ist jetzt etwa ein Jahr her. Ich habe sie als ziemlich normale Frau kennengelernt, die sehr verlässlich und liebevoll war.
Vor gut vierzehn Tagen redete sie auffällig viel. Am nächsten Tag war sie gereizt und aggressiv, obwohl sie sonst eher ruhig und etwas schüchtern war. Dann zog sie sich zurück, wollte nicht telefonieren, obwohl wir das täglich taten, wenn wir uns nicht gesehen haben. Plötzlich schrieb sie ziemlich wirres Zeug; die Sätze wurden nicht sinnvoll zuendegebracht. Es fühlte sich an, wie bei einer Demenzkranken: Es gab einen nachvollziehbaren Hintergrund in ihren Nachrichten, so dass ich wusste was sie meinen könnte, es fehlte aber der stringente Abschluss ihrer Gedanken. Zwischendurch war sie einen Tag komplett abgetaucht, dann schrieb sie - nach wie vor wirr, aber dennoch verständlich - dass nichts passiert sei und sie einfach mal einen Tag TV und Telefon ausgeschaltet hätte.
Da ich mir nach ihren Schilderungen der Bipolaren Störung ein völlig anderes Bild von dieser Krankheit gemacht hatte, mit der in nie zuvor in Berührung gekommen bin, dachte ich mir, dass sie einfach ein bisschen Abstand brauchen würde. Nachdem sie jedoch drei Tage meine Nachrichten unbeantwortet ließ, entschloss ich mich, zu ihr zu fahren - wir wohnen recht weit auseinander - und fand sie in einem katastrophalen Zustand vor, in dem ich keine Verbindung mit ihr herstellen konnte. Sie konnte keinen normalen Satz rausbringen, sprach wirres Zeug auf Englisch (!), machte komische Geräusche und wurde mir gegenüber aggressiv. Ich konnte nicht anders, als einen Rettungswagen zu rufen, der sie in eine Klinik brachte.
Durch dieses Erlebnis, dass ich meine Partnerin in diesem Zustand antreffen musste, in Verbindung mit ihrem entsetzlich langwierigen, dramatischen Abtransport, bin ich regelrecht traumatisiert. Neben den großen Ängsten um sie, quält mich die Sorge, dass unsere Beziehung nun zerbrechen könnte. In ihrer manischen Wahn-Phase scheint sie aus irgendeinem Grund schlecht auf mich zu sprechen zu sein, hat Dinge die mit mir zusammenhängen, in den Mülleimer geworfen und unser gemeinsames Bild aus ihrem Wohnzimmer entfernt. Kommunikationsplattformen, auf denen wir miteinander geschrieben hatten, hat sie von ihrem Smartphone gelöscht. Einen emotionalen Brief, den ich ihr ins Krankenhaus geschickt habe, hat sie gefühlskalt mit einem "Er soll mir meine Handtasche und meinen Autoschlüssel vorbeibringen" kommentiert.
Wir hatten eine wunderschöne Beziehung; es gab keinen rationalen Grund für ihre Ablehung mir gegenüber. Als sie noch "klar" im Kopf war, war alles gut mit uns.
Wer hat Erfahrung mit solch einem Verhalten? Braucht man sich keine Sorgen zu machen, weil der klare Verstand nach Ende der manischen Pahse zurückkehrt oder kann es sein, dass da etwas zurückbleibt und sie mich verlässt? .