Ich verstehe dich so gut! Auch wenn meine letzte Depression jetzt "schon" über ein Jahr her ist, kann ich mich an jede Phase in den letzten 17 Jahren erinnern. Und ja, sie werden immer schlimmer, sowohl die Manie, als auch die Depression.
Ich werde 31 und es hat viel kaputt gemacht.
Bei mir war die Arbeit leider immer ein Verstärker statt eine Ablenkung, was mich zusätzlich belastet hat. Wenn du also an sich kein Problem mit arbeiten hast, dann versuch es. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du einen guten Start hast!
Ich kann dir aber auch etwas Hoffnung machen. Letztes Jahr wurde ich ungeplant (trotz Spirale) schwanger. Da langjähriger Freund und Unterstützung haben wir uns für das Kind entschieden und was soll ich sagen, es funktioniert.
Ich bin engmaschig zum Psychiater, wir haben die Medis angepasst und nach der Geburt bin ich mit dem AD rauf, um eine mögliche Depression abzufangen.
Ich kann selber oft nicht glauben, dass ich mittlerweile auch mal mit zwei Tagen nur 4h Schlaf klar komme. Ich muss zwar darauf achten, dass ich insgesamt regelmässig genug Schlaf bekomme, aber ich komme auch super mit Ausnahmen klar.
War vorher undenkbar.
Allerdings übernimmt auch mein Freund mindestens 50% der "Arbeit" mit Baby und Haushalt.
Die Hunde sind mein Ausgleich.
Venlafaxin hat mich gleich im die Manie geschossen.
Vor der Schwangerschaft habe ich morgens 30mg Escitalopram und 200mg Lamotrigin und abends 50mg Quetiapin eingenommen.
Da mich das Quetiapin immer gleich in den Schlaf gehauen hat, war das für mich nichts für die Depression (war mal bei 450mg), aber ein Dämpfer für die Manie. Wirklich geholfen hat mir zusätzlich zum AD das Lamotrigin, hat mich damals aus der Depression geholt.
Nebenwirkungen sind da, aber erträglich, erst recht im Vergleich zu der Krankheit.
Die richtige Medikation zu finden kann lange dauern und ist ein mühsamer Prozess, aber wenn du dann endlich die für dich passende Kombi gefunden hast, hast du endlich wieder mehr Kontrolle über dein Leben und die Türen stehen alle offen.
Ich wünsche dir, dass das Quetiapin bei dir anschlägt und du somit gleich was passendes für dich hast. Es muss nicht immer lange dauern :)
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Manu, w. *1991
Bipolar I
Seit 2005 erkrankt. 2018 (endlich richtig) diagnostiziert.
Mehrere Aufenthalte in Tageskliniken und viele Diagnosen und Medikamente bekommen.
Aktuelle Medikation: 20mg Escitalopram, 200mg Lamotrigin, 5mg Abilify
Bei Bedarf:
Temesta und Quetiapin