Hallo kinswoman,
ich habe viel über die Worte, die du hier geschrieben hast, nachgedacht.
Kann es sein, dass es für Angehörige, die die Entscheidung treffen, lange im Leben der Erkrankten zu bleiben, sehr schwierig ist, sich mit den Details in den Phasen auseinanderzusetzen. Dass sowohl ein Betroffener, als auch ein Angehöriger da nicht lange „hinschauen“ kann, wenn er eine langfristige Beziehung aufrecht erhalten möchte. Kann das sein?
Dass sich die Geschichten über extremes Verhalten gehäuft haben, ist sicher ein Zufall. Aber es hat sicher Betroffenen geholfen, Antworten zu finden.
Leider wird die Störung ja oft in den Phasen deutlich. Und dann stellen sich viele Fragen. Man sucht Antworten. Und oft bekommt man hier ein Gefühl dafür, damit umzugehen oder zu verstehen, was da passiert.
Wie ich dir schon geschrieben habe, wäre ich sehr dankbar dafür, wenn es mehr Leute wie dich gäbe, die dranbleiben und den Kontakt halten. Ich wüsste gerne, wie das geht. Ich habe die Hoffnung bei meinem Exfreund nicht ganz aufgegeben, dass er den Warnschuss jetzt hört und begreift… In seiner Familie wird alles runtergeschluckt. Sein Bruder (deutlich jünger) spricht kaum mit ihm, ihm gehen viele Situationen nach. Seine Familie hat viel runtergeschluckt, und tut als wäre alles normal, jeder fühlt aber, dass es das nicht ist. Er hat die Rolle des „Schuldigen“ in der Familie. Das Verhalten des manisch-depressiven Vaters in der Vergangenheit wird komplett weggelogen. Sehr verrückt…
Als es zu einer schweren Phase kam, habe ich das Verhalten alleine abbekommen und hatte keinerlei Unterstützung. Wenn das anders wäre, könnte ich mir auch eine langfristige Perspektive viel besser vorstellen.
Ich denke, viele kommen her, um in extremen Phasen Antworten zu finden. Ich kann dein Anliegen sehr gut verstehen und würde mir auch wünschen, mehr Leute, von denen man den langfristigen Umgang lernen kann, wären hier. Aber da ist vielleicht nicht der Leidensdruck, der sie bewegt, etwas zu suchen…