Dass die freiwilligkeit hinter einem klinikeintritt wohltuend ist, das durfte ich auch erfahren. Auch das erleben eines kriseninterventionsaufenthaltes ist im erleben total anders im positiven sinne. Das ist dann eine echte hilfe!
Und es verändert so vieles. Die hoffnung, es im notfall wieder freiwillig für kurze zeit auf diese station zu schaffen, ist mir nicht unangenehm.
Auch deshalb brauche ich nicht im voraus angst haben. Ich kann, dann wenn die frühwarnsymptome oder wenns sein muss die krise kommt von tag zu tag handeln und auch entscheiden, ob ich stärkere hilfe in form eines klinikaufenthalts brauche.
Das letzte mal hatte sich die situation in 7 kliniktagen wieder zurechtgebogen, dass ich zu hause wieder klar kam und das war im sommer 2020. Seither bin ich ohne klinik ausgekommen, trotz echten belastungen, die zu krisen geführt hatten oder zumindest zu wackeliger stimmung. Obwohl die gründe ausreichend gewesen wären, dass was "grösseres" ausbricht, also eine ausgewachsene depression oder manie, konnte ich das ganze mit geschickten strategien und dem überlegten anpassen des alltags am ende noch retten und wieder in stabile bahnen lenken. Es ist wie wenn ein schiff vom kurs abkommt. Manchmal kann man das ruder mit eigener kraft herumreissen und das genügt. Wenn der sturm zu stark tobt, braucht es viel geduld um wieder in ruhigere gewässer zu kommen. Wenn ich lange genug die massnahmen ergreife, die mir persönlich weiterhelfen, medis erhöhen, reservemedis einsetzen, engmaschigeren kontakt zur psychiaterin, wenn ich es nicht aushalte sorgentelefon chat. Wenn ich bemerke, dass mir zu hause krankheitsbedingt alles über den kopf wächst, dann schnell ab in die klinik.
Zu beginn der erkrankung hat es einfach was mit mir gemacht. Mich durchgeschüttelt. Und ich konnte den beginn einer phase nicht mal bemerken, es war dann einfach wieder so weit. Aber lustigerweise hatte ich da nicht mal so viel angst vor rückfällen, ich nahm es, wie es kommt.
Erst später geriet ich da in den kreislauf der wiederkehrenden zwangseinweisungen. Weil da auch eine schlimme manie vorausging, entwickelte ich mit der zeit eine grosse angst vor manischen rückfällen mit zwangseinweisung. Als ich die frühwarnsymptome immer zuverlässiger erkennen konnte, gab mir das sicherheit. Ich musste erst wieder auf mich vertrauen lernen.
So ist das ganze ein langer weg und auch ein prozess.
Mit Liebe und Ruhe betrachtet ist die Welt am Schönsten