Also um es kurz zu halten. Ja möglicherweise bin ich selbst auch Bipolar. Mein Bruder litt an einer schizoaffektiven Störung. Behandelt wurde er mit Olanzapin. Was bei Ihm vor allem eine massive Gewichtszunahme verursacht hat. Geendet hat es dann trotzdem im Suizid.
Bei mir ist die Störung wohl weniger stark ausgeprägt. Ich habe bis zu meiner ersten Manie mit 30 Jahren immer gearbeitet mehrere Ausbildungen gemacht und bin aktuell noch am studieren. Momentan allerdings pausiert, da ich eine schwere Depression habe. Ausgelöst wurde die Manie wohl durch sehr starken Stress, Drogen und Antidepressiva (wurden zum einschlafen verschrieben). Glücklicherweise bin ich von den Drogen weg und momentan wird es nach drei sehr schwierigen Monaten wieder besser. Auch ohne Medikamente. Versucht habe ich Quetiapin allerdings nur niedrig dosiert 25 mg und Buboprion allerdings nur 2 Wochen danach wegen Schlaflosigkeit abgesetzt. Mein Arzt ist auch ziemlich zurückhaltend beim verschreiben dieser Präparate was ich begrüsse.
Langfristig schliesse ich die Einnahmen von Psychopharmaka nicht aus. Allerdings ist meine aktuelle Strategie dieser eher zurückhaltend einzusetzen.
Ich möchte hier gar niemanden verunsichern! Leider sieht halt die Evidenz ziemlich ernüchternd aus. Auf keinen Fall sollten solche Medikamente abrupt abgesetzt, noch sollen sich Leute verunsichern lassen die mit Medikamenten einen gutes Leben führen.
Trotzdem im Anschluss noch ein Link zu einem Interview und ein Buchauszug mit entsprechenden Quellen um meine Skepsis zu erläutern. Diese basiert einerseits auf persönlicher Erfahrung und andererseits durchaus auf wissenschaftlichen Fakten.
Interview Antidepressiva
Auszug aus folgendem Buch: „Evidence-biased Antidepressant Prescription: Overmedicalisation, Flawed Research, and Conflicts of Interest“
Ein letzter Sonderfall sind Antidepressiva bei bipolaren Depressionen, also bei manisch-depressiven Störungen. Auch dieses Thema ist schnell abgehandelt. Obwohl Antidepressiva bei dieser Erkrankung häufig verschrieben werden [301], gibt es keine schlüssigen wissenschaftlichen Beweise dafür, dass sie bei bipolaren Depressionen wirksam sind [302-304]. Tatsächlich deuten die wissenschaftlichen Belege darauf hin, dass Antidepressiva bei bipolaren Depressionen eher schädlich sind, da sie nicht nur keinen eindeutigen Nutzen bringen, sondern auch langfristig die manischen Symptome verschlimmern können [302, 305, 306]. So schreiben Ghaemi und Kollegen: "SSRIs wie Citalopram sind nicht hilfreich, um bipolare Depressionen zu behandeln oder ihnen vorzubeugen, und sie können die manischen Symptome verschlimmern, wenn sie langfristig eingesetzt werden, insbesondere bei Patienten mit einem schnell wechselnden Verlauf ... Antidepressiva sollten bei bipolarer Depression vermieden werden.
301. Rhee TG, Olfson M, Nierenberg AA, Wilkinson ST. 20-year trends in
the pharmacologic treatment of bipolar disorder by psychiatrists in out- patient care settings. Am J Psychiatry. 2020;177(8):706–15.
References 289
302. McGirr A, Vohringer PA, Ghaemi SN, Lam RW, Yatham LN. Safety and efficacy of adjunctive second-generation antidepressant therapy with a mood stabiliser or an atypical antipsychotic in acute bipolar depression: a systematic review and meta-analysis of randomised placebo-controlled trials. Lancet Psychiatry. 2016;3(12):1138–46.
303. Sachs GS, Nierenberg AA, Calabrese JR, Marangell LB, Wisniewski SR, Gyulai L, et al. Effectiveness of adjunctive antidepressant treatment for bipolar depression. N Engl J Med. 2007;356(17):1711–22.
304. Sidor MM, Macqueen GM. Antidepressants for the acute treatment of bipolar depression: a systematic review and meta-analysis. J Clin Psychiatry. 2011;72(2):156–67.
305. Ghaemi SN, Whitham EA, Vohringer PA, Barroilhet SA, Amerio A, Sverdlov O, et al. Citalopram for acute and preventive efficacy in bipolar depression (CAPE-BD): a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. J Clin Psychiatry. 2021;82(1):19m13136.
306. Goldberg JF, Perlis RH, Ghaemi SN, Calabrese JR, Bowden CL, Wisniewski S, et al. Adjunctive antidepressant use and symptomatic recovery among bipolar depressed patients with concomitant manic symptoms: findings from the STEP-BD. Am J Psychiatry. 2007;164(9):1348–55.
