Re: Frage zur Wirksamkeit von Psychotherapie

02. 10. 2021 19:42
Hi Bonaparte,

die Frage der Wirksamkeit muss man vor dem Hintergrund der Zielsetzung beleuchten.

Denke einen Versuch ist es wert.
Eine Ermutigung für mich ist oft, wenn nicht jetzt, wann dann.
Gerade in unserem Semester !!!

Eine Therapie ist eine Erfahrung und hilft sich selbst besser kennenzulernen.
Ein wenig kann man auch auf dem Weg bis zur Therapie lernen,
z.B. sich klarwerden, welches Ziel man hat. Es ist eine Methode ohne Versprechen den Heiligen Gral zu finden.

In der Therapie kannst Du mit jemandem sprechen, bei dem Du davon ausgehen darfst, dass es die Person nicht nervt,
über die Bipolare Störung zu reden. Das tut auch mal gut.
Meistens ist es eher schwierig, Menschen zu finden mit denen man sich austauschen kann.

Auch in diesem Forum ist das nicht so einfach, obwohl alle davon betroffen sind.
Das Allzumenschliche schwingt immer mit und es kann uns so leicht aus der Bahn werfen.
Für eine Therapie braucht man also auch immer ein wenig Energie.
Manchmal geht es einem aber auch so schlecht, dass die Therapie als Anlaufpunkt eine große
Hilfe sein kann, und das weitere Abrutschen oder Repsychiatrisieren verhindert.

Habe schon mehrere Therapien absolviert in Etappen.
Sie haben mir durchaus in den jeweiligen Lebenssituationen geholfen.
Man darf sich allerdings nicht zu viel davon versprechen. Es ist auch so, dass man nicht unbedingt den
Erfolg so wahrnimmt.

Dabei darf man ruhig auf seine Intuition vertrauen. Nicht jeder Therapeut passt und man darf sich auf
mehrere Anläufe einstellen. In dieser Phase lernt man auch schon, z.B. dass es immer weitergeht.
Dass man Durchhaltevermögen braucht. Dass man immer wieder seine eigene Motivation auf den Prüfstand
stellt.

Für die Prophylaxe, eventuelles Abrutschen in eine Phase ist es auch unterstützend gut, schon jemanden
zu haben.
Vielleicht möchte man auch gerne mit den Medis etwas runterkommen und traut sich das nicht ohne
Begleitung.

Auf den Punkt des totalen Anzweifelns des Sinns der Therapie muss man sich auch gefasst machen. Das ist
bei der bipolaren Störung wie vorprogrammiert. Weitermachen....irgendwann spürt man, wo die Neigung hinläuft.
Oft entscheidet auch das Leben für einen.

Seit einiger Zeit bin ich auch wieder auf der Suche. Allerdings möchte ich nicht unbedingt eine Therapie, sondern
jemanden für den Notfall. Aber das akzeptieren die meisten Kassentherapeuten nicht. Habe dazu schon Absagen
bekommen und werde wieder über die Therapieschiene gehen. Es gibt leider immer noch kein kassengefördertes
Behandlungskonzept, das die Therapieform ergänzt. Immerhin hat sich aktuell etwas an der Möglichkeit, eine Therapie
zu beginnen geändert.

Je nachdem, wieviel Druck man hat, etwas Passendes zu finden, das ist auch schon ein Indikator für den eigenen
Zustand.

Ich wünsche Dir Klärung und Geduld und Balance.
Keine Angst, Du musst das Heft nicht aus der Hand geben.....

Falls Du schonmal stationär warst, ist es einfacher dass die Kasse bezuschusst.
Du kannst Dich auf Warteliste setzenlassen und kannst dann wenn es soweit ist nochmal ganz neu entscheiden, ob
Du wirklich willst.
Pass nur auf, dass Du das nicht gleich thematisierst, rede erst über das, was dich eventuell bewegen könnte, eine
zu machen, sonst rutschtst Du in das Paradoxe bzw. die Metaebene. Das kann wenig ergiebig sein. Wenn der Therapeut einen dann auch noch spiegelt.

Hatte mal einen Anlauf bei jemandem, da haben wir stundenlang nur darüber geredet, dass ich das Gefühl habe,
mit leeren Händen zu gehen. Als der Therapeut dann unerwartet drei Monate in den Semesterferien nicht praktizierte,
fiel es mir leicht von mir aus mich für das Aufhören zu entscheiden. Vielleicht wars sein therapeutischer Kunstgriff.

Und nochwas, aber vermutlich bewahrt Dich davor deine Lebensweisheit.
Erzähl möglichst wenigen, dass Du eine Therapie machst. Es ist zwar nichtmehr so ein Kainsmal wie früher.
Dennoch, psychische Probleme zu thematisieren ist für viele nicht akzeptabel. Schon garnicht die Formulierung, "mein Therapeut meint".....

Alles hat seine Zeit.
Wir Bipos switschen sowieso immer hin und her. Es gibt Zeiten, da ist es angebracht zu fokussieren
Und dann braucht man auch mal wieder eine Pause von dem Psychogelaber

Wünsche Dir ausreichend gutgelaunte Pausen

Dauphine
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Frage zur Wirksamkeit von Psychotherapie

Bonnaparte 1441 01. 10. 2021 09:20

Re: Frage zur Wirksamkeit von Psychotherapie

Milla 342 01. 10. 2021 09:39

Re: Frage zur Wirksamkeit von Psychotherapie

Dauphine 353 02. 10. 2021 19:42

Re: Frage zur Wirksamkeit von Psychotherapie

Wesker 276 02. 10. 2021 22:23

Re: Frage zur Wirksamkeit von Psychotherapie

Brezle2020 343 02. 10. 2021 23:30

Re: Frage zur Wirksamkeit von Psychotherapie

die_joon 216 18. 10. 2021 02:30

Re: Frage zur Wirksamkeit von Psychotherapie

Bohumil 222 18. 10. 2021 07:57

Re: Frage zur Wirksamkeit von Psychotherapie

Turicum 200 18. 10. 2021 07:42

Re: Frage zur Wirksamkeit von Psychotherapie

Bonnaparte 523 19. 10. 2021 17:32



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