Hallo Kain,
Es tut mir leid, dass ich nicht schon früher auf dein Post reagieren konnte. Ich bin selber Angehörige, aber aus Selbstschutz gehe ich nicht so oft in das Forum weil sonst so viel wieder aufgewühlt wird, dass ich dann nicht gut schlafen kann.
Unsere Tochter hatte letztes Jahr ihre erste Manie und das war der Horror für Sie und für uns. Sie musste dann ab einem gewissen Punkt auch in die Klinik. Ich habe mir viel Hilfe geholt, aber auch mit Hilfe ist es eine wahnsinnige Belastung für einen Angehörigen. Die Sorge, Dass dem Betroffenen etwas passiert. Sei es weil er sich nachts draußen rum treibt und keine Einschätzung hat, wer ihm wohl gesonnen ist und wer nicht. Oder mit dem Auto fährt und auch da sehr risikofreudig ist oder zu wenig Schlaf hat und plötzlich einen Sekundenschlaf erlebt.
Auch nach der Klinik, es war nur ein zweiwöchiger Aufenthalt hat es noch lange gedauert bis die Medikamente richtig gegriffen haben. Ich bin darüber selber krank geworden. Und auch jetzt gibt es immer wieder Situationen, die für uns schwer einzuschätzen sind. Dann rufe ich auf das Beratungs Telefon an, wenn ich nicht gerade das Glück habe auch mit dem Psychiater meiner Tochter in ihrem Beisein zu sprechen.
Ich liebe meine Tochter, und hatte immer einen sehr guten Draht zu ihr, aber das ändert nichts daran dass diese Krankheit einfach super gemein ist. Gemein zu euch Betroffenen und auch zu allen die jemanden mit dieser Krankheit lieben.
Ich denke, ein guter Weg ist wirklich, offen und ehrlich im Trialog zu bleiben. Und auch den Angehörigen und Freunden zu liebe Anstrengungen zu unternehmen, wie zum Beispiel ein Stimmungstagebuch zu führen. Und auch auf die Antennen des Umfelds zu hörenUnd rechtzeitig Experten auf zu suchen. Und diese Antennen, die so wichtig sind zum erkennen, ob sich wieder eine Phase anbahnt, die führen auch dazu dass Angehörige auch körperlich belastet sind durch diese Erkrankung. Denn die Sorge, die kann man nicht die ganze Zeit weg schieben. Bei mir hat sich auch eine mittelgradige Depression entwickelt durch die Vorkommnisse der letzten Monate.Selbst mit Achtsamkeit und Yoga und Meditation und Spaziergängen oder putzen… Ich bin immer noch dabei mich wieder zu sortieren und hoffe, dass ich mein Leben wieder richtig voll genießen kann. Ich wäre gerne sorglos und frei.
Mir graut davor, dass meine Tochter vielleicht wieder einmal in die Klinik muss. Das würde ich dir gerne ersparen, dazu brauche ich Ihre Einsicht in das Krankheitsbild. Sie hat viel davon verstanden, aber ich sehe, dass sie manches doch noch nicht richtig emotional angenommen hat. Wie auch? Sie ist noch jung und selbst mir fällt es schwer es wirklich zu akzeptieren. Jetzt soll sie mit Anfang 20 auf so vieles verzichten was ihre Altersgenossen machen?
Ich bin froh, dass das Forum mir in schlimmen Zeiten geholfen hat. Zumal ich damals keine Möglichkeit hatte das Beratungs Telefon anzurufen, da ich nicht in Deutschland war. Ansonsten wenn etwas wirklich dringend ist, würde ich jedem das Beratungs Telefon empfehlen. Und in einem hat Kinswoman auch recht, so manche Reaktionen von Betroffenen auf Posts von mir, da braucht man viel Frustrationstoleranz und Kraft, um nicht ganz aus dem Forum auszusteigen.
Ich hoffe, du bekommst das „Raubtier BP“ gebändigt mit deiner Frau gemeinsam. Ich denke einen Schlüssel zu einem guten Leben mit der BP ist, dass man aufeinander aufpasst und Rücksicht nimmt. So wie man es eigentlich sowieso in einer Beziehung tun sollte, und was halt auch so wahnsinnig schwierig am Zusammenleben ist. Aber alleine ist es halt auch nicht so toll.
Alles Gute
Seawaves