Das hat mit Hypersensibilität nichts zu tun. Wer bei Geräuschempfindlichkeit in die Richtung recherchiert, ist auf dem Holzdampfer. Es handelt sich um eine Hyperakusis evt. gepaart mit Misophonie.
Bei mir fing es damit langsam an in der Pubertät. Das ist auch das Alter, wo es häufig anfängt nach meinen Recherchen. Langsam ist es schlimmer geworden.
Die Ausprägung der Hyperakusis, die immer da ist, ist mal schlimmer mal besser. Ganz weg ist sie eigentlich nur, wenn sich eine Manie anbahnt oder Hypomanie. Das ist das fiese an der Sache. Ein gewünschter und gesunder Zustand wird hergestellt während man immer kranker wird. Bei mir kann der Wegfall der Hyperakusis ein Frühwarnsymptom der Manie sein. Also wenn sie ganz weg ist, dann ist eigentlich schon zu spät ;-)
Die Forschung auf diesem Gebiet ist nicht besonders weit fortgeschritten. Und so richtig ist kein Kraut dagegen gewachsen.
In Depressionen wird die HA (Hyperakusis) schlimmer bis unerträglich. Wie Turicum hier schon erwähnt, selbst Vogelzwitschern wird zum Horror.
Eine Theorie und Vermutung der Forschung lautet, dass es sich um eine Art Fehlschaltung im Gehirn handelt, die Nebengeräusche nicht mehr ausblenden kann. Man fixiert sich dann darauf und kann sich auf das Eigentliche nicht mehr konzentrieren. Alle Nebengeräusche (z.B. Reden an Nachbartischen im Restaurant) strömen auf einen zu wie das Hauptgeräusch (Die Konversation am eigenen Tisch). Oder man sitzt in der Nähe des Tresens und der Küche, und kann das Geschirrklappern nicht mehr aushalten.
Leider, und das habe ich hier bereits auch im Forum erlebt, wird einem Intoleranz unterstellt, wenn man über lautere Nachbarn geklagt hat. Das ist eine Stigmatisierung als würde man sagen, man solle sich zusammenreißen, dann hätte man auch keine BS.
Der Prozentsatz von Menschen mit Hyperakusis und gleichzeitig BS ist relativ hoch.
Ein Psychiater sagte mir mal, dass Menschen mit BS was die Sinne angeht, am ehesten daran leiden. Danach kommt Geruchsüberempfindlichkeit. Ich habe auch Menschen damit oft nicht so ernst genommen. Inzwischen weiß ich, dass sie genauso darunter leiden wie Menschen mit Hyperakusis (atmen muss man und zum Leben braucht man auch das Gehör, taube Menschen mal ausgeklammert)
Bei mir war die Hyperakusis mal so schlimm, dass ich reinweg gar nichts mehr ausblenden konnte. Ich wurde schon nur deswegen suizidal. Abhilfe hatte damals ein AD gebracht.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde es wieder ganz schlimm bei mir in Verbindung mit durchgehend innerer Hochspannung. Das ist ein Teufelskreis. Du hast Hochspannung und Hyperakusis. Die Hyperakusis wird schlimmer und somit auch die inneren Spannungen. Durch ein AD, nachdem ich mich lange rumgequält habe, wurde es sehr viel besser.
Ganz weg ist es nie, außer ich bin auf dem Weg in eine Manie ;-)
Misophonie ist eine Geräuschempfindlichkeit, die sich auf bestimmte Geräusche beschränkt. Oft sind es auch Kau- und Schmatzgeräusche, dauerndes Schniefen, knisternde Tüten und Zeitungen undundund....
Hyperakusis und Misophonie haben nicht zwangsläufig nur mit der Lautstärke zu tun sondern mit Geräuschen an sich.
Mit meinem Ex-Mann hatte ich das öfter, dass ich gesagt habe "hörst du dieses Pochen (Klappern, sonstwas)"
"Nee, ich hör nix" ich: "aber hör doch mal". Dann hat er sich tierisch konzentrieren müssen, ehe er das wahrnahm, wo ich schon wieder kurz vorm Durchdrehen war.
Ich bin schon immer froh, wenn ich Menschen kennenlerne, die da noch empfindlicher sind. Ich habe 2 x bipolare Mitstreiter im Auto mitgenommen zur Tagung der DGBS. Ich machte die Musik ganz ganz leise, damit wir uns unterhalten konnten. Beide baten mich, die Musik auszumachen, weil sie sich sonst nicht unterhalten können. Habe ich natürlich gemacht.
In bipolaren Kreisen kenne ich bereits sehr viele Menschen, die dasselbe Problem haben.
Und oft verstärkt es sich in Depressionen oder ist sogar ein Frühwarnsymptom davon.
Ich gehe deswegen schon nicht mehr ins Kino. Hinter mir knistern Tüten, neben mir werden Popcorn und Chips mit offenem Mund gegessen, vor mir schmatzt jemand sein Eis, dann unterhalten sich Leute ständig miteinander (wenn auch leise). Ich tu mir das nicht mehr an und warte, bis der Film im Heimkino laufen kann. Ich bin früher gern ins Kino gegangen. Aber Kino ist nicht lebensnotwendig.
Das Ganze hat auch nichts damit zu tun, dass man ein komischer Kauz wird.
Ich habe mich selbst darum noch nicht gekümmert, aber wenige Ohrenärzte und Kliniken sind spezialisiert darauf.
HIER KLICKEN als ein Beispiel.
Puh, das war jetzt viel.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.09.21 14:07.