Ich schreibe mal ein Update hier rein. Wenn ich auch das Gefühl habe, damit nicht so viel Reaktion zu erzeugen - aber ich glaube, ich habe mir das oben sogar gewünscht.
Na, egal. Was ich sagen wollte, das ist: Der gestrige Montag lief halbwegs ok. Ich bin zwar ziemlich alle aus dem Büro nach Hause gegangen - wozu das Büro wenig Anlass gegeben hatte. Aber ich konnte nach etwas Pause doch normal mit meiner Frau sprechen. Eigentlich ging es dann sogar so gut - ich hatte sie mittlerweile auch für "Jerks" gewonnen - dass wir dann beschlossen, zusammen zwei Folgen zu gucken. Habe uns auch richtig gut amüsiert.
Und dann kam es für mich, so gesehen aus heiterem Himmel, zu einem kleinen Streitgespräch darüber, ob man
Joyn ab nun abonnieren solle oder nicht. Ich war strikt dagegen. Eine eher grundsätzliche Haltung von mir bei Abos, weil ich damit keine guten Erfahrungen gemacht habe.
Was mich aber viel heftiger umwarf, das war meine unglaublich schnelle Reaktion auf diesen Ministreit, der mich direkt für den Rest des Abends zurück in den Stimmungskeller warf. Ich war so entsetzt und hilflos über diesen Absturz, dass ich schließlich zu Bett gegangen bin (ziemlich früh am Abend).
Heute morgen geht es nun zwar einigermaßen. Aber diesen heftigen Stimmungsreaktionen bei schwierigeren Gesprächen mit meiner Frau finde ich furchtbar. Ich weiß gerade keinen Rat. Es ist ja nun mal keine Option, dass ich ihr beibringe, wo überall Minen vergraben liegen - also Themen, die ich scheinbar nicht aushalte. Aber die Aussicht, in Gesprächen mit ihr in diese Abgründe zu stürzen, finde ich natürlich auch nicht gut.
Das ist übrigens nicht neu, fällt mir gerade ein. Vor Jahren hatte ich schon mal so eine Phase, wo ich jeweils davon sprach, dass sie mich mit ihrem Verhalten zum Abrutschen in Stimmungstiefs bringt. Ich weiß nicht, was wir dann geändert haben. Meine Frau spricht aber oft davon, dass sie aufpassen müsse, mit ihren Bedürfnissen nicht zu verschwinden - wegen meiner Krankheit. Vielleicht ist das aus der Zeit. Ich erinnere oft nicht gut genug, um so etwas sagen zu können.
Was ich mich in solchen Phasen immer frage, das ist: Ist meine Krankheit hier aktiv? Oder leben sie und ich in einer Beziehung, die uns nicht gut tut? Ich weiß, dass ich die Beziehung ganz gewiss nicht auflösen möchte. Allein zu sein, erschrickt mich noch viel mehr. Aber es kommt mir dann nun mal in den Sinn. Dieses fatale Denken ist aber auch die Krankheit, oder? Wie gesagt, ich bin derzeit ziemlich ratlos. Ich werde das mal mit meiner Therapeutin nehmen ...
Gruß B.
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Bipolar, Typ II, geb. 1965,
aktuelle Med.: seit Herbst 2021 ohne Medikation
früher Carbamazepin und zeitweise Quetiapin