Hallo Mexx,
schon gestern habe ich deinen Post sehr ambivalent gelesen.
Verantwortungsübernahme für sich selbst und minderjährige Kinder finde ich wichtig und habe versucht das zu leben.
Zu Klinikzeiten war mir das nicht möglich.
Wie hast du es in diesen Zeiten geschafft, Verantwortung für deine minderjährigen Kinder zu tragen?
Hast du deine Kinder mal gefragt, wie es ihnen ging mit deinen Klinikaufenthalten und auch in Zeiten wenn du außer Balance zu Hause warst, als sie noch klein waren, soweit sie die Erinnerung haben?
Warum Angehörige in die Richtung gehen können, sich aufzuopfern, kann ich durchaus verstehen, ich habe es 2 Jahre bei meiner Mutter miterlebt, bis sie für sich einen Umgang mit meiner Bipo gefunden hatte, gerade weil ich selbst auch Mutter bin. Es tut verdammt weh, wenn man mit ansehen muss, wenn das eigene Kind eine so schwere Erkrankung entwickelt und selbst hilflos und ohnmächtig daneben steht, zweitrangig um welche Erkrankung es geht.
Sicher bringt eine Opferrolle niemandem etwas, weder Angehörigen noch Betroffenen. Leider ist diese Sicht keine rein kognitive, sondern von ganz viel Mitgefühl, Empathie und eigenen Baustellen in Kommunikation und im Miteinander behaftet. Es kann ein ganzes Leben brauchen, sich davon frei zu machen oder leben zu lernen.
Du bist eine erfahrene Frau, hast 3 Kinder geboren und groß gezogen und hast dafür meinen ganzen Respekt. Du schreibst:
Quote
Ich bin der Meinung, dass fast jeder, auch psychisch kranke Mensch, dem seine engsten Angehörigen und vor allen Dingen seine Kinder wichtig sind, in der Lage ist, zu entscheiden, ob er wirklich möchte, dass diese sich für ihn aufopfern und selber krank werden.
Du weißt doch aber, dass Bipo´s in den Phasen sich nicht entscheiden können, und schon gar nicht dass wir entscheiden könnten, ob wir möchten, dass sich unsere Kinder wirklich für uns aufopfern und selbst krank werden.
Ein solcher Bullshit !
ad 1 ist es keine Frage der Entscheidung von Bipo´s für ihre Angehörigen. Das ist kein rein rationaler Vorgang und Entscheidung der Angehörigen, soweit sie volljährig sind. Welcher bipo Elternteil möchte schon, dass seine Kinder sich für ihn aufopfern.
ad 2 haben letztendlich nicht wir es in der Hand, wer von unseren Kindern erkrankt ! So viele Faktoren kommen dann zusammen, die unserem Einfluss nicht unterliegen.
ad 3 können bipo Elternteile eine ganze Menge tun, inzwischen auch mit Hilfen, an ihrer Erziehungsfähigkeit und Verantwortungsübernahme für ihre minderjährigen Kinder zu arbeiten und sich auseinander zu setzen. Die beste Vorsorge für die eigenen Kinder ist die Behandlung der elterlichen Erkrankung multitherapeutisch.
Tja, ansonsten lese ich dich mitunter ganz gern.
LG
s.