Liebe Irma,
Du hast 1:1 die Geschichte über den Zustand meiner Mutter beschrieben. Ich bin da komplett machtlos gegenüber und das macht
mich wütend, hilflos und traurig.
Sie will keine Hilfe annehmen und mein Partner und ich konnten gerade noch abwenden, dass sie nicht auch noch ihre Wohnung
verliert, da sie sie ihre sanitären Anlagen verrotten liess.
Es wurde alles erneuert, aber sie meckert herum, dass alles so neumodisch sei. Ich erkenne meine einst sehr fröhliche Mutter
überhaupt nicht mehr wieder.
Meine Mutter schläft auf einer kleinen Couch, weil ihr Schlafzimmer zugemüllt ist. Die Wohnungsbaugesellschaft hat Hilfe
versprochen, aber keine installiert.
Ich bin von einer Ohnmacht in die andere gefallen. Seit Jahrzehnten, sage ich ihr, such Dir Hilfe Mama. Ihre Ängste sind immer
schlimmer geworden. Sie traut sich nicht einmal angezogen in die Wanne zu steigen, phobisch besetzt, auch wenn das jetzt
hart klingt, aber ich habe mich so sehr vor meinem Partner geschämt, wie die Wohnung aussieht. Wir mochten beide nicht
einmal einen Schluck Wasser trinken aus ihren Bechern.
Die Wohnung meiner Mutter, war meine 1. Wohnung und ich hatte sie damals liebevoll eingerichtet und jetzt, schauderhaft. Meine
Mutter redet mittlerweile auch schon wirres Zeug.
Ich habe, um mich selbst in Sicherheit zu bringen, den Kontakt abgebrochen. Ich habe mit einigen schlauen Menschen gesprochen,
wenn sie keine Hilfe will und für niemanden eine Gefahr darstellt, machste nix, außer Dich selbst kaputt.
Meine Mutter hat auch komplett niemanden mehr. Ich kann ja nicht einmal eine Putzkraft engagieren, da sie ausrastet, wenn jemand
aufräumt und etwas wegwirft.
Es ist eine schlimme Krankheit und diese Menschen, schaffen es nicht, sich da heraus zu befreien. Zumindest nicht meine Mutter.
Ich warte jetzt seit 40 Jahren darauf. Für mich ist Schluß mit dem Gedanken, irgendwann muss doch ihr Leidensdruck zu groß sein.
Wir wollen helfen, aber die Krankheit ist stärker.
Lieben Gruß
Turicum