Ihr Lieben,
ich habe diese Freundin, 70 Jahre, ( seit 30 Jahren befreundet) schon mehrfach erwähnt.
Ihr Problem- fast dauerhaft in Depression plus chronische Schlafstörung, zwischenzeitlich hypoman (genießt sie dann eine Weile) Durch die Dauerdepression als Folge eine Antriebsstörung, die in ihrem Fall extreme Folgen hat. So ist sie nicht in der Lage (war es im Grunde noch nie) ihre Wohnung regelmäßig zu säubern und zu räumen, die Wohnung sah immer schon aus, wie man es von Messis kennt. In früheren Jahren habe ich
sehr viel geholfen, das habe ich eingestellt.
Es ist ihr bewusst, dass sie ohne Hilfe nicht mehr zurecht kommt, dass professionelle Hilfe nötig wäre und sie diese suchen müsste. Damit ist aber alles gesagt, da sie sich KEINE Hilfe sucht und nicht suchen wird.
(nur ein Beispiel: mit Pflegestufe Null eine regelmäßige Hilfe in der Wohnung, eine neuerliche Therapie beginnen, zum SpD zu gehen und um Hilfe zu bitte - z.b. Einzelfallhilfe die sich mit Messis auskennt- dies als mögliche Beispiele)
MEIN Problem dabei: sie hat genau ZWEI Kontakte: meinen Freund und mich- soziale Inkompetenz spielt eine große Rolle.
Das macht es für mich so schwierig, dabei zuzuschauen, wie sie immer mehr abbaut. Sie verlässt kaum mehr das Haus. Inzwischen bezieht sie den fahrbaren Mittagstisch ( so fällt auch das regelmäßige auswärts essen weg, auch Einkäufe werden weniger) Ihre Kinobesuche fielen durch Corona weg , TV hat sie nie gehabt seit ich sie kenne und so weiter. Meine Therapeutin sagte gestern, sie führe mit 70 das Leben einer 90 jährigen.....
Da wir die einzigen Freunde sind , macht es für mich noch schwieriger , mit ihren wechselnden Stimmungen umzugehen. Einfach zu sagen, gut dann will ich keinen Kontakt, weil sie mir nicht gut tut, das kann ich nicht. Seit 30 Jahren gibt es aufs und abs und wir haben es aus allen Turbulenzen geschafft, die Beziehung fort zu führen. Doch meine Toleranzschwelle sinkt, ich bin weniger belastbar und umso dringender finde ich, dass sie professionelle Hilfe annimmt. Sie einfach so alleine zu lassen ist keine Option. Das Gefühl irgendetwas tun zu müssen, wird stärker.
Eine letzte - die einzige- Idee habe ich umgesetzt und eine Mail an ihre Ärztin geschrieben, ich wurde darin bestärkt. Die Ärztin kennt mich von meinem Engagement meinen Freund betreffend und ist mir gewogen- habe ihr die Situation geschildert, wie sie sie von meiner Freundin niemals erfahren würde. Mir ist bewusst, dass ich hinter ihrem Rücken gehandelt habe - ich sehe keine andere Möglichkeit und nehme es in Kauf. Lieber so handeln als weiterhin hilflos zuzuschauen.
Vielleicht hat jemand noch eine andere Idee, die ich vielleicht nicht sehe, weil ich zu sehr drin stecke?
Liebe Grüße
Irma