Ich hatte nie Depressionen in der Stärke, sodass ich wohl nicht mitreden kann. Bei mir hat Lithium sehr eindrucksvoll geholfen Suizidgedanken zu verbannen. Da ist mir ein bisschen Last von den Schultern genommen worden.
Für mich war Arbeit immer irgendwie ablenkend und strukturgebend. Ich hatte nie große Verantwortung, da ich im Prinzip Berufsanfänger war, aber trotzdem Stolz auf das was wir alle zusammen in der Firma geleistet haben. Die Arbeit hat mich gestützt. Umso schlimmer war dann eine manische Phase, bei der ich laut meinem Chef sehr viele Scherben hinterlassen habe. Leider war ich sehr uneinsichtig, was meine geistige Verfassung anging. Ich habe für einen Laborarzt gearbeitet und natürlich konnte der die Symptomatik deuten. Hat mich sofort freigestellt mit der Begründung, dass er natürlich auch die Firma schützen muss. Ich konnte nach 2-3 Monaten wieder zurückkehren auch Vollzeit weiterarbeiten. Kontakt zu Kollegen und Kunden war gut. In dem medizinischen Bereich zu arbeiten hat wohl Vor- und Nachteile.
Ich habe mich dennoch dazu entschieden sowohl den Arbeitgeber als auch komplett die Branche zu wechseln. Das hat erstaunlich gut funktioniert. Konnte mich im Guten trennen, was mir sehr viel bedeutet hat. Der neue Arbeitgeber ist zufrieden und mir macht es auch Spaß. Meine größte Furcht ist, dass trotz Medikamenten wieder so eine Phase voller schlafloser Nächte, irrer e-Mails mit monatelanger Arbeitsunfähigkeit auftritt, bei der im Prinzip alle Brücken abbrechen können. Das ist schon irgendwie belastend. Ich habe so eine Schlaf-App, mit der ich Tiefschlaf messen kann in der Hoffnung irgendwie ein Frühwarnsystem zu etablieren. Das ist wahrscheinlich Quatsch, aber man zieht halt an jedem Strohhalm.