Heike schrieb:
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> Ich finde es ein recht ambivalentes Thema, denn
> einerseits kann ich die Sorgen nachvollziehen,
> wenn Unterstützungsangebote langsam auslaufen
> (ich kenne das auch) und andererseits ist für
> mich immer auch die Frage, in wie weit die
> Unterstützungsangebote auch das Selbstvertrauen
> und die Selbstverantwortung mit der Zeit nicht
> begünstigen und wir in eine Abhängigkeit
> geraten, ob tatsächlich oder nur gefühlt.
Ein wichtiges Thema, Heike.
Allem was du aufführst, stimme ich zu.
Was uns Bipolare betrifft, kommt meiner Meinung nach noch ein Fakt hinzu, der in unserer Erkrankung selbst liegt:
Es geht immer um Wahrnehmung insb. von Frühwarnzeichen, wenn Therapie erstmal angelaufen und Erkrankung akzeptiert sind. Bei uns mit BS heißt das, Frühwarnzeichen in 2 Richtungen und letztendlich ein Gefühl für die eigene Balance zu entwickeln. Rechtzeitig zu reagieren ist das Gebot der Stunde, was dann auch eine Angst vor der Angst, in eine Phase zu geraten, befördern kann. Oft lesen wir hier, bin ich hypoman, also fix reagieren, nur keine Manie mehr.
Darf ich mir noch zugestehen, mich zu freuen oder mal bissel überschwenglich zu sein, oder ist das schon ein Frühwarnzeichen, das Reaktion erfordert?
Bin ich dann über Jahre stabil, gut eingestellt von den Medis her und von meiner Haltung zur Krankheit her, was traue ich mir dann noch an Schritten zu, Träume zu leben. Ist meine Belastbarkeit nun auf Dauer im Keller, oder habe ich mir im Laufe der Jahre eine Erhöhung und Stabilisierung dieser erarbeitet?
Wie reagiere ich in meinem Selbstverständnis, Selbstvertrauen und meiner Selbstwirksamkeit, die ich durchaus dann erfahre, auf
- unsere hier ewigen Krankheit-ergo.-Medikamente-Beter und
- mit weniger Medi-ergo-Krankheitsphasen-mit Notwendigkeit Eintritt-mit äußerster Bestimmtheit-Beter?
Bin ich verunsichert und behalte ich Abhängigkeiten bei?
Rechne ich mit Bestimmtheit mit weiteren Krankheitsphasen, die in jedem Fall zu vermeiden sind oder traue ich mir zu, rechtzeitig zu reagieren und eine möglicherweise eintretende Phase mit geringerer Amplitude als die früher alles vernichtende nicht als den Supergau oder Beinbruch einzuordnen?
Traue ich mich also nicht mehr über den eigenen Tellerrand hinaus, denn BS-Höhenflüge hatte ich ja schließlich schon zur Genüge?
Du siehst, schwierig, ich habe selbstverständlich zum besseren Verständnis polarisiert, was ich als BS schließlich schon vom Namen der Erkrankung her können sollte.
> Ich frage mich dann immer, wie müsste die
> Unterstützung und Hilfe eigentlich aussehen, dass
> Menschen von sich aus den Mut finden und sagen,
> jetzt brauche ich die Unterstützung nicht mehr,
> ich bemerke, dass ich es wieder alleine schaffe?
> Dabei sind die Grundsätze eigentlich da, dass die
> Hilfe so ausgelegt ist, dass derjenige Stück für
> Stück wieder selbständig die Aufgaben
> bewältigen kann. Es ist eher die psychische
> Komponente, die dem "Ganzen" nicht traut, denke
> ich.
Ja und ebenso: Lass dich nicht verunsichern von den eigenen Leuten hier im Forum (du weißt schon...) und traue deinem Gefühl, deiner Ratio als Resultat langer und intensiver Arbeit an dir selbst im großen breiten Spektrum, zu dem auch aber nicht nur Medis und mitunter zeitweise auch Benzos gehören.
LG
s.