Re: Unterstützung Angehöriger

07. 07. 2021 10:14
sylviestb schrieb:
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> Guten Morgen,
>
> viele Jahre (fast 20) hatte mein Mann weder eine
> manische noch eine depressive Phase. Unser Alltag
> war das, was allgemein als normal bezeichnet
> wird.

Hallo Sylvie,
ein spätes Willkommen hier im Forum. Da du schon 8 Jahre angemeldet bist, nehme ich an,
dass du auch teilweise mitgelesen hast?
Hattet ihr irgendeine Vorsorge vereinbart, falls der Fall der Fälle, also eine Manie eintritt?
Wenn du hier etwas in der Suche "blätterst" findest du viele ähnliche Geschichten wie deine.
Und wie schwer es ist Unterstützung als Angehörige zu bekommen.
Weil das ja meistens meint und in vielen Fällen in den Momenten gar nicht so schlecht wäre,
die Rechte die jeder hat, auch der Betroffene, temporär massiv einzuschränken.
Was bis zu einem gewissen Punkt ja auch richtig ist.
Für mich ist es aber manchmal
zweifelhaft, wie weit das geht und wann "Selbst und Fremdgefährdung" anfängt.
Ob davor nicht schon unterlassene Hilfeleistung eintritt, weil ein (schwer) Kranker, meiner Meinung nach
immer ein Recht auf Hilfe hat, auch wenn er sich, krankeitsbedingt, großartig fühlt.

> Seitdem das große C nun tagtäglich duch die
> Medien rattert, die unterschiedlichsten Meinungen
> dazu durchs Netz geistern, hat er in diesem Jahr
> eine manische Phase seit mindestens 4 Wochen, die
> zum Einen sehr anstrengend ist, da seine Ideenflut
> und sein Redefluß unermüdlich sind und zum
> Anderen auch dazu führte, dass er vor 1 1/2
> Wochen einen Kredit über 45000€ aufnahm, denn
> er hätte ja soviel anzuschaffen.
> Gut, bei seiner wirklich guten Pension müßte ich
> mir wahrscheinlich keine Sorgen machen, aber wir
> zogen im Oktober 2019 von Bayern nach
> Schlewig-Holstein, haben hier eine Immobilie
> erworben, für die wir monatlich bei der Bank
> abzuzahlen haben. Damals haben wir alle
> Verbindlichkeiten unter einen Hut gebracht, damit
> die monatliche Belastung in einem Rahmen ist, der
> überschaubar bleibt.
>
> Aber gut, das wollte ich hier nicht breit treten.

Das solltest du aber, es breit treten. Nicht hier, aber bei der Bank.
Um auch daraus zu lernen für später.
Heißt "unter einen Hut" er kann euch
komplett finanziell ruinieren? Als erstes würde ich mit der Bank reden und ja,
die "Verräterin" sein um dein Hab und Gut zu sichern.
Sicher ist er, wenn die Manie vorbei ist, froh drüber.

> Was mich wirklich schwer belastet ist die
> Tatsache, dass es für mich als Angehörige kaum
> Hilfe und Unterstützung gibt. Der sozpsych Dienst
> würde mit ihm reden, ihm aber gleichzeitig
> mitteilen, dass ich ihn "gemeldet" hätte. Wenn er
> dann uneinsichtig sei, wäre sie/er aus der Nummer
> raus. Übrig bleibe dann ich als "Verräterin",
> was zur Folge hätte, dass dann hier alles in
> Scherben liegt.

Wenn du nichts tust liegt wahrscheinlich erst recht alles in Scherben.
Und natürlich können sie wenig tun, wenn er nicht einsichtig ist.
Was für eine "Hilfe" stellst du dir denn vor?

> Gibt es wirklich keinen anderen Weg, als das
> notwendigste einzupacken und für einige Zeit
> unser geinsames zu Hause zu verlassen?

Wenn du das kannst, dann ist Abstand sicher keine schlechte Idee
und heißt ja nicht du tust sonst nichts.
Ich weiß ja nicht, inwiefern er sonst noch auffällig wird,
wie seine Manien waren vor der langen stabilen Zeit.
Hatte er Medikamente, gibt es einen Psychiater der regelmäßig besucht wurde?
Es liegt am Wesen der Erkrankung, dass die Einsicht fehlt, wer oder was könnte ihn noch erreichen?
Damit eventuell abgesetzte Medikamente wieder genommen werden z.B.
Oder er in eine Klinik geht.

> Vernünftige Gespräche sind nicht möglich, komme
> ja kaum zu Wort. Und wenn doch, ist alles, was ich
> sage falsch und er droht zum Teil damit, einfach
> abzuhauen, der Bank zu sagen, dass ich alles
> verbockt hätte und er nun die Zahlungen
> einstellen würde....

Eben, siehe oben, ganz wichtig, dass er nicht alles in den Sand setzen kann

> Bin ratlos und wüßte gern, wie andere Anghörige
> in ähnlicher Situation agieren.

Ich? Als "Verräterin".

Mit Unterstützung von:
Forum
DGBS z.B. Beratungstelefon
SPDi
Selbsthilfegruppe für Angehörige gabs bei mir leider nicht in der Nähe.
Bin finanziell nicht "verbandelt" da der Betroffene nicht Partner ist.
Wäre ich, wenn er es wäre auch ganz klar abgegrenzt, NICHT
Hab aber trotzdem schon Bankkarten als "gestohlen" gemeldet etc. um der Manie den Geldhahn
abzudrehen;-)

Es gibt zwei Möglichkeiten,
man rettet seine Haut und guckt, dass man Land gewinnt.
Oder, man macht sich,
vorübergehend,
die "Hände schmutzig" und "verrät" den Betroffenen.
Ich hab die zweite gewählt und nenne es auch nicht verraten sondern schützen.

Natürlich ist das schwierig und von Enttäuschungen geprägt und es ist nicht einfach,
dabei selber nicht krank zu werden. Oder sonst Schaden zu nehmen.
Eine ideale Lösung gibt es nicht und auch kein totales Vermeiden von Schäden, egal an was auch immer.
Es ist eine schwere Erkrankung, dazu noch heimtückisch und seine verbalen Angriffe auf dich sind seiner verzerrten Wahrnehmung geschuldet und eben "krank".
Versuche, es dir nicht all zu sehr zu Herzen zu nehmen.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld und
dass du Dich, egal wie du agierst, nicht aus dem Auge verlierst.

> Sylvie

**********************************************************************************************************

Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert…

Marie von Ebner-Eschenbach



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.07.21 10:16.
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sylviestb 1518 07. 07. 2021 07:00

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kinswoman 469 07. 07. 2021 10:14

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sylviestb 323 07. 07. 2021 19:16

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kinswoman 286 08. 07. 2021 11:41

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Heike 417 08. 07. 2021 14:13

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AmE 383 08. 07. 2021 18:35

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sylviestb 270 08. 07. 2021 22:06

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Irma 227 10. 07. 2021 10:57

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Milla 322 10. 07. 2021 13:06



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