@DownToEarthGuy
Ich möchte nur kurz anmerken, dass meine geschilderten Erfahrungen auf nunmehr 10 Jahren Leben mit der Krankheit basieren. Das kann man gerne in meinem ersten Post vom 22.6. nachlesen.
Verstehe ich es richtig, dass du einen schweren Vorfall (bspw. inkl. Zwangseinweisung) hattest und dann 20 Jahre nichts ohne Medikamente zu nehmen? Das hört sich sehr gut an. Von solchen Fällen habe ich bisher nicht gehört.
Bei mir war die längste symptomfreie Phase ohne Massnahmen bisher ca. 6 Jahre.
Im Allgemeinen möchte ich mich einfach noch einmal zu dem Thema äußern, sodass ich nicht auch jemand werde der mit der Krankheit gut leben kann und "verschwindet". Ich habe keine Beweise dafür das die low-carb Ernährung etwas bringt. Es ist für mich ein Selbstexperiment. Allerdings gibt es einschlägige Studien im Zusammenhang mit Epillepsie und ich habe jüngst gehört, dass einige Studien auch in Deutschland angefangen haben. Der Forschungsschwerpunkt nennt sich wohl "Nutrition and Psychology" im allgemeinen.
Jedenfalls ist nun fast 1 Jahr seit meinen letzten Beiträgen vergangen und ich blicke auf extrem stabile und gute Monate zurück. Jeder Monat gibt mir auch wieder Kraft, dass mein Leben nicht nur eine tickende Zeitbombe ist, sondern und das ist mir sehr viel wert. Ich weiß noch gut, wie es sich anfühlt, wenn man die Diagnose Bipolarität nach der dritten Periode endlich annimmt und gleichzeitig aber auch Gefühl der Resignation verspührt: "So das passiert jetzt also öfter und gehört zu meinem Leben dazu." Jeder stabile und medikamentenfreie Monat ist eine wertvolle Erfahrung.
Mir ist das "medikamentenfreie" sehr wichtig, weil ich so wirklich wieder ich selbst sein kann und mein Leben genießen kann. Mir graut es davor Olanzapin außerhalb einer akuten Manie zu nehmen und die Einstellung mit Litium erscheint ebenso ein schwieriger Prozess mit vielen Nebenwirkungen zu sein.
Natürlich ist die low-carb Ernährung auch dauerhaft nicht einfach. Während ich in den ersten 3-4 Monaten weniger als 20g Carbs pro Tag gegessen haben bin ich inzwischen schrittweise bei 40-60g pro Tag angekommen. An Piektagen sind es auch schon mal 80-100g und das ist meines Erachtens schon zu viel. Ich versuche es dann mit extra Sport zu kompensieren und aus dem Kreislauf zu elminieren. Es kommt einfach vor, wenn man am Wochenende irgendwo zu Besuch ist und keine andere Wahl hat als ein belegtes Bröttchen zu essen.
Am meisten vermisse ich natürlich Nudeln. Ich habe hier auch noch keine Ersatzprodukte ausprobiert.
Im Vordergrund der Ernährung steht bei mir sehr viel frischer Lachs. Den gibt es zum Glück inzwischen relativ unbelastet und günstig. Der CO2 und ökologischer Footprint is viel besser als bei Fleisch.
Und daneben extrem viel Gemüse. Blumenkohlreis schmeckt mir tatsächlich besser als der Original Reis - sehr saftig, aber trotzdem vergleichbar. Kohlrabbi-Pommes sind ebenfalls fast besser als das Original. Das sind für mich inzwischen Grundnahrungsmittel (Ersatzprodukte).
Dann gebt es inzwischen eine große Vielfalt vernünftiger Eiweißbrote, Knäckebrote und Brötchen zu vernünftigen Preisen und auch einige Protein Joghurts und Puddings die gar nicht mal so schlecht sind.
Solange habe ich vorher noch nie eine low-carb Ernährung durchgehalten und ich glaube, dass ich diesen Weg mit diesen Produkten langfristig gehen kann.
Das Lebensgefühl ist es für mich allemale wert. Dadurch, dass der Blutzuckerspiegel so konstant niedrig ist und der Körper vornehmlich Fett verbrennt bin ich im tagesverlauf inzwischen produktiver und konzentrierter als früher. Das Gewicht schwankt bei mir auch nicht mehr so stark.
So das war es erstmal. Ich beantworte aber gerne weitere Fragen und versuche mich in diesen Abstände wieder zu melden. Ich hoffe, dass weitere Klinikaufenthalte ausbleiben und ich mit dem Experiment weiter gut fahre.
Bleibt gesund!