Hallo zusammen,
zum Thema Psychose würde mich interessieren, welche Erfahrungen Ihr in Bezug auf den Umgang mit Euch gemacht habt. Meine Psychose ist jetzt ein halbes Jahr her und beschäftigt mich immer noch sehr, insbesondere der abwehrende und 'harte' Umgang mit mir seitens meines Arbeitgebers (des Personalers).
Es war meine erste Psychose und ich konnte die Vorzeichen bzw. die Kombi extremer Stress, krasser Schlafmangel, Switchrisiko durch ein verordnetes AD etc. nicht richtig einordnen/deuten. Folgendes spielte sich in ca. 1,5 Wochen ab: Irgendwann bekam ich Wahnvorstellungen und habe einem Kollegen Nachrichten in Bezug auf eine Zusammenarbeit in puncto irgendwelcher 'Aufträge' geschrieben, die wir zum Wohle der Menschheit zusammen lösen müssten (grobe Richtung). Den Umstand, dass er sich nicht dazu geäußert hat, deutete ich als Zeichen seiner Ungläubigkeit in Bezug auf unsere besonderen Fähigkeiten und meine Glaubhaftigkeit und schrieb weiter, um ihn doch noch zu überzeugen, bildete mir ein ich hätte einen Auftrag dazu ihn umzustimmen. Auf der Arbeit funktionierte ich 'normal', machte weiterhin gute Arbeit, konnte mich an meine nächtlichen Nachrichten auch nicht erinnern. Dann wollte der Personalleiter 'die Tage' mit mir sprechen, weil er 'soviel Gutes' über mich gehört habe. Da war ich schon ziemlich manisch und bemerkte im Gespräch gar nicht, dass er keine konkreten Fragen stellte bzw. den Grund unseres Gesprächs nannte. Es wurde ein 'Kaffeekränzchen', mögliche Probleme sprach er nicht an. Am Ende des Gesprächs fragte ich dann doch nach dem Grund, er nannte keinen. Es passierte eine Woche lang nichts, ich schrieb privat weiter dem Kollegen. Als der dann eine 'erste Reaktion' zeigte, in dem er mir schrieb, dass er nur noch beruflichen Kontakt wünsche, viel ich aus allen Wolken, bat um ein Telefonat. Er blockierte mich bei WhatsApp. Ich schrieb jetzt E-Mails. Am nächsten Tag schrieb ich ihm von der Arbeit, bat darum, dass er mich anruft. Keine Reaktion. Ich schrieb weiter. Irgendwann kam ein Anruf des Personalers, warum ich das machen würde. Groß was antworten war nicht. Er sagte ich könne weiter dort arbeiten, dürfe aber keinen privaten Kontakt zu den Kollegen haben und einen Sozialberatungsmenschen in der Firma aufsuchen. Ich verstand die Welt nicht mehr. Spätestens als ich dann sagte, ich hätte nichts falsch gemacht und nach einem Aufhebungsvertrag fragte, hätte klar sein müssen, dass ich ein behandlungsbedürftiges Problem habe. Ich habe keine viertel Stunde später den Aufhebungsvertrag unterschreiben können. Die Manie wütete dadurch noch schlimmer, ich kam wenige Tage später in die Klinik. Als meine Schwester ein paar Tage später den Personaler angerufen hat, um rauszufinden, was passiert ist, war der richtig wütend, ich solle aufhören zu schreiben, dass man sonst rechtliche Schritte einleiten würde, das würde sehr unangenehm und teuer werden.
Er habe sich auch schon gedacht, dass ich jetzt in einer Klinik wäre, er habe einen manisch-depressiven Bruder.
Ahnte er also doch, was los war und hat mich bewusst gehen lassen?
Habt Ihr auch ähnliche Erfahrungen gemacht oder wurdet Ihr auf der Arbeit offen angesprochen und wohlwollend behandelt? Ich bin mir fast sicher, dass durch ein anderes Verhalten die Situation mindestens hätte entschärft wenn nicht sogar zu einem deutlich anderen Ausgang hätte geführt werden können, z.B. wenn mich jemand nach Hause bzw. zum Arzt geschickt hätte, ein persönliches offenes Gespräch gesucht hätte oder ähnliches.
Könnt Ihr das bestätigen? Hat das umsichtige Verhalten Eures Umfelds/Arbeitgebers Schlimmeres verhindert?
Ich habe übrigens später bewusst davon abgesehen, den Aufhebungsvertrag anzufechten - ich habe es beiden Seiten erspart.
Liebe Grüße
Polarkreis