Nein, ich bin weder Fachärztin (überhaupt keine Ärztin),
noch habe ich Erfahrung mit Drogen.
Deshalb weiß ich nicht, was Fachärzte den Bipolaren sagen,
deren Krankheit durch Drogen ausgelöst wurden.
Ich habe immer gedacht: Ist die Krankheit ausgebrochen,
gilt für alle das Gleiche.
Ich finde aber, so etwas kann man abklären. Falls Du Dich
mal für ein Leben ohne Medikamente in ferner Zukunft
entscheidest und Deine Ärztin unterstützt das, dann kannst
Du ja fragen, ob sie es Dir schriftlich gibt, dass Du keine
Zwangseinweisung wieder erleben musst.
Falls sie Dir das schriftlich gibt, passt ja alles. Falls nicht,
hör sehr genau hin, warum nicht.
Weil nämlich:
Sollte es unerwartet doch zu einer Zwangseinweisung
kommen (geht auch ohne Drogen, habe ich mal gehört),
dann macht diese Fachärztin einfach nur ihren Job weiter.
Die bleibt in ihrem Leben, Du aber nicht. Die Sache mit
dem Risiko ist eben: Es kann gut gehen, muss aber nicht.
Was hinter diesem Satz für ein Elend stecken kann,
muss ich hier ja nicht erklären.
Übrigens finde ich, dass sich Dein geplanter neuer
Lebensstil richtig gut anhört. Auch dafür braucht man
Zeit und Energie und ein freies Hirn (so nenne ich das mal).
Und ich persönlich würde das durch nichts aufs Spiel setzen
wollen, aber das ist eh hier klar.
Frag doch mal Deine Fachärzte, wie viele Bipolare sie
kennen, die ohne Medikamente leben und wie lange schon.
Ist dann auch hier im Forum von Interesse.
Sollten sie keinen kennen, würde ich fröhlich in den
Medikamenten bleiben. Man muss ja nicht alles ausprobieren.
Und dann noch:
Mein Wissen über die Krankheit habe ich durch einen
Psychoedukationskurs erhalten.
Zusätzlich war da ein Oberarzt, der zu mir gesagt hat:
Wenn Sie die Medikamente nicht mehr nehmen, kriegen
Sie wieder Manien. Es sei denn, die Forschung ändert sich.
Klare Ansage. In den 15 Jahren meiner Krankheit hat sich
die Forschung aber nicht geändert.
Ich habe ein stabiles Leben mit meinen Medikamenten
und dieser klaren Ansage. Da mach ich auch nicht dran rum.
Ich kann mich nur verschlechtern.
Viele Grüße
Cornelia
Und andere denken, sie würden sich verbessern. Es gibt hier
aber keine Bipolaren, die hier dauerhaft (das ist das
entscheidende Wort) schreiben und ohne Medikamente
sind und denen es gut geht.
Die Krankheit ohne Medikamente leben, sehe ich nicht
als Ziel. Das kommt vor und wird hier gerne falsch verkauft.
Auch das lässt sich überprüfen. Wenn das so ist (es gibt
keine Bipolare, denen es ohne Medikamente über Jahre
gut geht), dann würde ich niemanden als erstes auf diesen
Weg schicken wollen.
Ach ja: Wäre ich Fachärztin, wäre mir vor allem eins klar.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ich jemanden in einen Rückfall
schicke, ist höher als sonst irgendwas.
Niemand kann Rückfälle ausschließen, niemand.
Woran wird jetzt verdient? Am Rückfall oder an
Medikamenten, die immer gleich verschrieben werden?
Ich war seit über 15 Jahren nicht mehr stationär in einer
psychiatrischen Klinik; ich finde das sensationell. Das
Leben ohne Medikamente würde mich wohin bringen?
Ich habe da nichts zu überlegen.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.03.21 21:00.