Michael78 schrieb:
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> Vielen Dank für eure Antworten.
Die dir nicht so richtig "schmecken"?
> Vielleicht noch als Hinweis: Wir wussten lange
> nicht, was denn meine Frau eigentlich hat. Erst
> seit der Diagnose durch einen Psychiater können
> wir dem Ganzen etwas Struktur geben. Meine Frau
> ist einsichtig, dass sie ein Problem hat und es so
> nicht weitergehen kann. Auch ist sie offen
> Medikamente zu nehmen (ist in der Startphase). Ich
> werde auch in die Behandlung mit dem Psychiater
> integriert und besuche selbst eine Psychologin, um
> den Umgang mit meiner Frau zu lernen.
Das ist ganz gut soweit, aber lernen müsst ihr noch viel, dafür ist das Forum gut geeignet.
Ich geh mal noch auf ein paar Punkte ein, die ich wichtig finde.
> Ich habe meiner Frau Anfangs 2018 geschworen, in
> guten und schlechten Zeiten für sie da zu sein
> und ich gebe dies nicht einfach nur aus
> egoistischen Gründen auf, weil es mir schlecht
> geht mit dem Verhalten meiner Frau.
Mir scheint,
> dass bei gewissen Personen wohl der
> Durchhaltewille nicht besonders ausgeprägt ist,
> eine solche Situation über Jahre hinweg zu
> begleiten.
Das ist eine beleidigende Äußerung, anderen Angehörigen gegenüber,
die wohl deiner Unerfahrenheit mit der Erkrankung geschuldet ist.
Aber naja, du hast ja auch zum Teil nicht gerade "vornehme" Antworten bekommen;-)
Du wirst es merken in ein paar Jahren,
was passiert wenn
dein "Durchhaltevermögen" aufgebraucht ist.
In der Regel merkt man es zu spät bzw. hinterher.
Und du hast nicht verstanden, dass es nicht um "im Stich lassen" geht,
sondern um "in Verantwortung nehmen".
Und darum, dass du die Krankheit durch deine Art der Unterstützung am Leben hältst.
Du hast den leichteren Weg des geringsten Widerstands gewählt, bisher. Das was du machst, mit
alles aus dem Weg räumen und
immer alles auffangen ist nicht halb so schwer, wie bestimmte Dinge nicht mehr zu machen und es mal auch dem Betroffenen zu überlassen, ein Stück weit selber geradezustehen für das was die Erkrankung angerichtet hat.
Deine Botschaft an sie lautet dann doch
"ich trau dir das nicht zu". Ganz schlecht fürs Selbswertgefühl. Es ist der einfachere und vermeintlich "schnellere" Weg aus der Sicht von Angehörigen und es braucht seine Zeit, bis klar wird dass es so nicht voran geht und bis man an dem Punkt ist. Vielleicht lässt es sich auch nicht wirklich durch Ratschläge aus dem Forum abkürzen, aber es wird der Tag kommen an dem du verstehst was ich meine und
was der Text den ich dir verlinkt hatte, wirklich bedeutet.
Sie und du, müsst lernen, dass das eine sehr schwere Krankheit ist, die ihren Preis hat, wenn man sie nicht ernst
nimmt und dass man sie nicht besiegen oder bewätigen kann durch unsichtbar machen der Folgen.
Trau ihr doch auch zu, etwas auszuhalten, IHR Durchhaltevermögen einzusetzen.
> Es mag sein, dass ich mich teilweise falsch
> verhalte, indem ich ihre Wünsche fast ausnahmslos
> erfülle und sehr viele akzeptiere und toleriere.
> Das kann ich natürlich anpassen und schauen, was
> dann geschieht.
>
> Ich möchte zudem nie in die Situation geraten,
> dass sich meine Frau in einer Phase der Depression
> umbringt und ich dann in 10 Jahren oder mehr
> meinen Kindern Rechenschaft darüber ablegen muss,
> warum ich nicht alles für meine Frau getan habe.
Niemand möchte dass sich der Betroffene suizidiert und doch passiert es manchmal
auch wenn man
alles getan hat. Was dann? Du überschätzt dich total in diesem Punkt, leider.
Du kannst ihr Blattgold zum Dessert servieren, wenn sie so schwer depressiv ist, dass sie
nur noch den Tunnelblick hat, hast du nichts in der Hand, das kannst du nicht kaufen und nicht leisten,
davon musst du ganz schnell abkommen. Da hilft nur noch Klinik und Medikamente. Oder am Besten eben das Verhindern
so schwerer Phasen. Und da kommt ihre Selbstwirksamkeit ins Spiel, die du nicht förderst in dem du sie
immer nur weich landen lässt und dir alles gefallen lässt.
Bist du dann noch der "Mann" vor dem man soviel Respekt hat, den man achtet und schätzt, dem man keinen Schmerz zufügen will? Es tut mir leid um dich, dass du selber so gar keine Grenze zu haben scheinst.
Du solltest dir auch etwas "wert" sein, jeder sollte das, unabhängig von anderen und deren Bedürfnisse.
> Meine Frau hatte eine sehr sehr schwere Kindheit
> mit massivem emotionalen Missbrauch durch einen
> psychisch kranken Vater und keinen Schutz durch
> eine verängstigte, unterwürfige Mutter. Meine
> Frau hat sehr viel Schlechtes erlebt im Leben und
> verdient es, dass jemand bedingungslos hinter ihr
> steht.
Deine Kinder verdienen auch mehr, als einen unterwürfigen Vater und eine
kranke Mutter, die sich ihren Schwankungen hingibt.
> Auch wenn es durch ewige Lügen,
> Betrügereien und sehr hohem Geldverbrauch nicht
> immer einfach ist.
In der Manie ist das so, aber wenn das in depressiven Phase so läuft und sie dich mit ihren
Männergeschichten und Liebeskummer quält, dann hat sie nicht halb so viel Mitgefühl mit dir, wie du mit ihr.
> Ich wollte einfach einmal meine Situation
> schildern, da mir dies auf eine Art gut tut. Ich
> bin in einer schwierigen Situation, aus welcher es
> objektiv betrachtet kein einfaches Entkommen gibt.
> Die Wahl ist zwischen schlecht und sehr schlecht,
> wobei unklar ist, was schlecht und was sehr
> schlecht ist. Ohne mich ist meine Frau nicht
> lebensfähig, zumindest momentan. Sie ist aus
> Rusland und extra wegen mir in die Schweiz
> gezogen. Sie hat keine grossen Kontakte hier, kein
> geregeltes Einkommen und kann kein Deutsch.
Ok, das sind Dinge die andere auch bewältigen müssen,
eine Sprache lernen, kein geregeltes Einkommen zu haben usw..
Nach drei Jahren, als junge Frau kein Deutsch ist auffallend.
So bleibt sie natürlich unselbstständig und abhängig von dir,
durch dein Verhalten.
Viele müssen mit wenig auskommen und bekommen nicht die Wohnung bezahlt,
müssen eben dann Unterstützung beantragen, wenn man wieder mal auf die Schnauze gefallen ist.
Das könnte auch eine Motivation sein, mit der Erkrankung besser klarzukommen, wenns mal etwas unkomfortabler wird. Sie muss wirklich anders wollen.
> Sie wäre verloren und müsste wohl nach Russland
> zurück und so den Kontakt zu den Kindern, die sie
> sehr liebt, verlieren.
Es muss ja nicht immer das Schlimmste eintreten, manche Wendungen im Leben kann man nicht vorraussehen und nicht planen.
Jetzt war ich wahrscheinlich zu hart zu dir, aber es ist eine harte Krankheit, der man als Angehöriger mit durchhalten und alles regeln für jemand anderes nicht beikommt.
Zum Schluss etwas für sie, falls du es noch nicht kennst,
gibts auch auf russisch und englisch, zum Ausdrucken:
DGBS Info Materialien zum Download
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Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert…
Marie von Ebner-Eschenbach