tl;dr: Bitte um Erfahrungsberichte von Frauen +/- 33 bezüglich Nebenwirkungen von Lithium
Hallo an alle!
Ich bin neu hier im Forum, ich habe mich angemeldet, nachdem ich einige Erfahrungsberichte zu Lithium gelesen habe. Diese waren zwar sehr hilfreich, aber nicht ganz, wonach ich gesucht habe, darum starte ich selbst einen Thread und hoffe, dass es hier andere Betroffene gibt, die ihre Erfahrungen mit mir teilen können und wollen.
Ich bin 33 Jahre alt, cis Frau, und bin bipolar Typ 2. Ich wurde 2016 zum Abschluss (wegen Umzugs in ein anderes Land) einer zweijährigen Gesprächs- und KVT-Therapie diagnostiziert. Während dieser Behandlung standen Medikamente aus unterschiedlichen Gründen nicht zur Debatte, es ging mir primär um das Reden und Gehörtwerden. Seit Mitte 2016 bis Ende 2020 war ich in keiner Behandlung und habe mich durch die langen depressiven Phasen geschleppt und, ehrlich gesagt, die verhältnismäßig kurzen und seltenen Hypomanien genossen.
Leider wurden meine depressiven Phasen immer schlimmer und länger und da mir die Depression momentan zu viel in meine Pläne pfuscht und ich bei meinem super anspruchsvollen Masterstudium nicht auf der Strecke bleiben kann, habe ich mich an Behandlungskontakte herangearbeitet und bin nun bei einer Psychiaterin aufgenommen.
So wie ich in meiner Behandlung bis Mitte 2016 unter anderem das Gefühl hatte, keine Zeit für Medikamente zu haben, habe ich jetzt genau das umgekehrte Gefühl, ich habe keine Zeit mehr, ohne Medikamente weiter zu kämpfen. Darum werde ich wohl nach allen Tests demnächst mit einer Lithiumtherapie beginnen. Meine Psychaterin lässt mir die Wahl zwischen Lithium, Lamotrigin und Quetiapine, hat aber durchklingen lassen, dass sie Lithium vorzieht. Ich weiß nichts über Wirkstoffe und will auch keine selbsternannte Expertin mit Halbwissen werden, habe aber ein eher gutes Gefühl gegenüber Lithium, da es ein chemisches Element ist und die Pharmaindustrie das nicht ausnützen kann (das heißt aber nicht, dass ich synthetische Wirkstoffe grundsätzlich ablehne, es fühlt sich nur als Einstieg weniger gruselig an als etwas, das ich noch weniger verstehe als chemische Elemente)
Meine Zweifel, Einwände und/oder Unruhe fangen aber bei den Nebenwirkungen an. Ich habe das Internet durchforstet und auf vier Sprachen Infos aus sechs Ländern über Nebenwirkungen gelesen und verstehe alles, ur leider fange ich nicht viel damit an.
Ich habe rauslesen können, wie wahrscheinlich oder selten sie vorkommen, aber über das Ausmaß findet sich wenig Information. Darum suche ich Hilfe hier im Forum, gezielt nach Frauen, die ein ähnliches Profil wie ich haben:
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Ende 20, Anfang bis Mitte 30
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Übergewicht wegen Trostessen ab ca. 10 Jahren, dann starke
Gewichtsfluktuation durch zweitweise (über-)kontrolliertes Essen und Sport
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Neigung zur Zunahme an Wassergewicht wegen einer Hormonstörung (PCOS) und leichte Insulinresistenz
Zur Zeit mache ich intermittent fasting und esse zumeist nur abends, da immer zumindest vegetarisch, oft auch vegan, meistens mit Bedacht auf hochwertige, nährstoffreiche Kost, ich stehe aber auch auf Burger, Pizza und alles was süß ist. Bei letzterem habe ich mich wenig im Griff.
Geht es mir gut genug oder bin ich wütend genug auf meinen *Zustand* fahre ich viel Rad (durchschnittlich 20km/h, also schwitzig schnell, kein spazierenradeln, ungefähr 20-40km pro Session, 1-5x die Woche, saisonsbedingt mehr oder weniger) und mache Muskelaufbautraining ohne Gewichte (20-45 Minuten, 1-5x die Woche).
Hier worüber ich am meisten wissen will:
Wie man vielleicht schon rauslesen kann, ist mir am meisten bang vor der
Gewichtszunahme. Ich habe keine Lust wie während des unbehandelten PCOS plötzlich 25 kg mehr zu wiegen, 20 cm mehr Taillenumfang zu haben und 5 Kleidergrößen größer zu tragen. Ich wüsste gerne, womit ich rechnen kann bei meinen oben genannten Vorrausssetzungen. Kilos per se sind mir wurscht, ob da jetzt die eine oder andere Zahl auf der Waage, die ich so und so nur 1x im Jahr verwende, steht ist hinfällig (weil ich ja auch Muskeln haben will, die wiegen nunmal viel), aber Umfänge und Definition sind mir schon wichtig.
Und woher kommt eure Gewichtszunahme? Ist es wegen des Appetits und der Art der Ernährung? Oder ist es gebundenes Wasser weil Lithium ein Salz ist?
Neben dem Gewicht interessiert mich aber auch das mit dem
Tremor. Wie stark ist so ein Tremor? Leichtes "uh, die vierte Tassee Kaffee hätte ich mir sparen sollen" Zittern oder eher "ich würd gern Kaffee trinken, aber meine Hand zittert so stark, dass der Kaffee aus der Tasse fliegt".
Und wie erlebt ihr
Haarausfall? Ich habe aufgrund von PCOS ca. die Hälfte meines Haares verloren, es hat sich endlich eingependelt, dichter ist es aber nicht wieder geworden, mehr Verlust verkrafte ich nicht.
Und
Konzentration bzw. Reaktion? Wie schlimm kann das sein? Beides superrelevant für mich wegen des Studiums und der Teilnahme am Verkehr as Radfahrerin.
Die Langzeitnebenwirkungen wie Schilddrüsen- und/oder Nierenfunktion lassen mich momentan kalt, darüber kann ich mir in ein paar Jahren oder bei schlechten Werten Sorgen machen :)
Für einen (ersten) Post war das hier ganz schön lang, ich hoffe jemand findet die Zeit und kann mir mit Erfahrungen zur Seite stehen.
Vielen Dank auf jeden Fall und beste Grüße,
biPolar Bear