Guten Abend
Als ich neulich einige neue Leute kennenlernte, nahm es seinen üblichen Lauf: Man redet und kommt ins Gespräch über viele verschiedene Themen. Wenn man sich besser kennenlernt, dann fällt auch früher oder später die Frage nach der Arbeit und womit man so sein Geld verdient.
Wenn dann rauskommt, das man nicht oder nur Teilzeit arbeitet und das man ggf. Leistungen hat von der IV, eine Erwerbsminderungsrente oder was auch immer, dann... sind meistens die Vorurteile da.
So durfte ich mir mal wieder anhören, psychisch kranke würden nur so tun... würden nur simulieren, wären Sozialschmarotzer die auf Kosten Anderer lebten, sollen "mal richtig hart arbeiten, das tut gut" und solchen Mist von Leuten, die überhaupt gar keine Ahnung haben, was es bedeutet, an der Bipolaren Störung oder anderen Sachen wie Borderline, Schizophrenie usw. zu leiden.
Auch von meiner Familie habe ich das mein Leben lang gehört, "du bist nur faul" wenn ich antriebslos war in der Depression und solche Sprüche. Dazu äusserst herablassende Sachen wie "In Afrika gehts den Menschen noch schlechter", ja super, das bringt dem erkrankten Menschen mal gar nichts.
Auf jedenfall, ich habe mich gewehrt, allerdings ganz ruhig Paroli bieten und nicht mit Wut in den Streit eskalieren: Ich kann nur aus meiner Sicht sagen, das diese Vorurteile es den psychisch Erkrankten noch schwieriger machen im Leben, das man ihnen noch mehr Steine in den Weg legt.
In der Schweiz sterben pro Jahr 1000-1300 Menschen an Suizid, die Anzahl an Suizidversuchen ist aber noch weit höher: Das wird von den Menschen einfach ignoriert, als wäre es nichts. All diese langen Reihen an Grabsteinen werden einfach weggewischt mit "es gibt keine psychischen Krankheiten"
Eigentlich macht mich sowas wütend, aber... ich habe mittlerweile aufgehört, mich zu ärgern über diese Vorurteile. Die sind so fest verankert und in Stein gemeisselt, das man sie nicht wegmachen kann. Erst wenn Menschen selbst erkranken, merken sie, wie schlimm es wirklich ist. Erst wenn ein Mensch in ihrem Umfeld Suizid begeht, merken sie, das diese Gefahr eben real ist und nicht nur imaginiert.
Nun, meine Frage an euch, wie erlebt ihr das? Wie geht ihr mit solchen Vorwürfen um? Habt ihr das auch alles gehört wie "stell dich nicht so an" ?
Übrigens:
Ich selbst spiele nie die körperlich Erkrankten gegen die psychisch Erkrankten aus, denn das wäre als wenn man Leiden gegeneinander aufrechnen würde - ich kann es verstehen, das die Menschen besser einen gebrochenen Knochen auf einer Röntgenaufnahme verstehen können, als psychische Krankheiten.
Dennoch, ich bin immer wieder enttäuscht wie Menschen, die ich als gebildeter und sozialer einschätze, so hart auf diese Vorurteils-Schiene fahren können.
Gruss
Wesker