Hallo meine Liebe,
dein Beitrag ist lange her. Aber in kurzer Zeit haben Turicum (die viel Verhalten bei sich beschreibt und selbst bei sich erkennt, das ich meinem (Ex)freund auch zuschreibe, und Stehaufqueen, die wie ich vier Jahre Vieles aushält, geantwortet.
Wie sie spricht mich dein Beitrag sehr an.
Ich weiß gar nicht, ob du noch in diesem Forum bist und das liest… Aber falls, will ich dir ein paar Sachen mitgeben, die mir passiert sind.
Ich habe die Manie erst dieses Jahr kennengelernt. Vorher gab es viele Situationen, die ich nicht verstanden habe. Er streitet die Diagnose ab, weil er sich nicht damit auseinandersetzt und die Probleme woanders sieht. Sicher kann auch eine Mischung aus Vielem der Grund sein, aber letztendlich setzt er sich in jedem Fall mit allem zu wenig auseinander. Was es nun auch ist. Er denkt, weil er keine langen Phasen hat, kann es keine BS sein… Stimmt ja sowieso nicht.
Dieses Jahr gab es einen psychotischen Klinikaufenthalt nach einem Zusammenbruch mit suizidalen Gedanken.
Das war eindeutiger.
Aber dadurch habe ich viel verstanden von Dingen, die ich in den letzten 4 Jahren nicht verstanden habe.
Einmal (Rückfahrt vom Urlaub über Nacht, also hat er auch das Antipsychotikum Quetiapin nicht nehmen können). Sollte ich die letzte Stunde übernehmen. Er war überzeugt, ich würde zu nah auffahren (ich war beim Überholen und er hat es falsch eingeschätzt). Er konnte sich nicht beruhigen, hat dann drei Bier auf Ex gekippt, bei meinen Eltern ist er nochmal hochgegangen und war überzeugt, ich wollte ihn töten. Er war dann zwei Wichen abgetaucht. Ich habe nichts verstanden. Irgendwann kam er wieder und es tat ihm leid.
Im Urlaub waren oft irrationale Ausbrüche. Bei einer Wanderung in einem normalen Gespräch ist er in die Luft gegangen.
Einmal hat er mich abgeholt und ich war an irgendwas schuld, wusste aber nicht, an was. Wir waren essen, er hat sich unmöglich benommen. Mir war schlecht. Ich habe es nicht verstanden. Jetzt schon. Es war die Krankheit.
Das Trinken (er hört immer mal auf, auch lange, fängt aber irgendwann wieder an…) hilft ihm, denke ich, die Gefühlsschwankungen auszuhalten. Die Manie dieses Jahr kam in einer trockenen Phase.
Ich habe mich, wie du, bei so plötzlichen Zwischendurch-Ausrastern oft gefragt, was das jetzt ist. Das hat nicht jeder hier im Forum. Aber für mich ist klar, auch das ist die Krankheit (übrigens wurde es auch bei ihm schlimmer mit Venlafaxin, mit dem er aber denkt, dass er sich besser fühlt). Vielleicht ist es schon die Hypomanie, die Vorstufe zur Manie. Oder rapid cycling.
Ich habe den Satz georägt „Wo fängt die psychische Störung an und wo hört der Mann auf…“ … ;) Weil ichs aber auch nicht verstanden habe.
Für mich ist jetzt klar: Die Stimmung wechselt schneller, als er es merkt. Irrationale Ausbrüche, auch in Ruhe - Das ist die Krankheit. Die versteht er selbst manchmal später nicht mehr. Manchmal sind die auch paranoid, als würde ich ihm etwas Böses wollen.
Er kann es nicht steuern und die verzerrte Wahrnehmung ist ein Symptom.
Gerade das mit dem Autofahren klingt mit verdammt ähnlich. Und man weiß nicht, was los ist.
Es ist die Krankheit.
Es ist nur die Frage, ob man die mittragen kann.
Dir alles Liebe,