Seawaves schrieb:
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> Guten Abend an alle Mitschreiber und Mitleser!
>
> Bei uns hat sich die Lage grundsätzlich etwas
> entspannt.
Na, das freut mich sehr für euch.
> Dennoch gibt es dann Situationen und Stunden von
> Ungewissheit, wo die Manie sich wieder deutlich
> zeigt. Wir Eltern sind dann sehr verzweifelt sind
> und fragen uns, wie lange wir die Sorgen und
> Belastungen noch aushalten (körperlich und
> seelisch).
Das ist das Problem, wenn man so nah dran ist.
Ganz "ohne Federn zu lassen" werdet ihr nicht daraus hervorgehen, es kostet einfach Kraft und Nerven, zumal sie ja nicht in der Klinik ist, sondern um euch rum. Ich hab da großen Respekt vor eurem Durchhaltevermögen.
> zum Glück gelingt es uns gut, ihr
> Verhalten nicht persönlich zu nehmen. Es ist die
> Krankheit, die 'handelt', nicht der Mensch.
Ich denke, das ist etwas bei der Konstellation "Eltern als Angehörige" tatsächlich leichter fällt in so einem Fall.
> Nichtsdestotrotz ist es sehr sehr kräftezehrend.
> Ein Beispiel ist das Thema
Kontrolle. Wir
> wollen sie eigentlich NICHT kontrollieren, sie
> soll sich frei entfalten können, Auf der anderen
> Seite muss sie an den Stellen geschützt werden,
> wo sie noch nicht genug 'bei Sinnen' ist, um
> Situationen richtig einschätzen zu können. Die
> Kontrolle möchte sie natürlich nicht.
Diese "Kontrolle" hätte sie in einem klinischen Umfeld auch.
Nur fällt es nahestehenden Menschen sicher schwerer bestimmte Dinge einzufordern.
> Wann wirken die Medikamente? Wie lange dauert eine
> Manie unter Medikamenten? Wie verläuft eine
> "behandelte" Manie?
>
> Und: haben wir uns alle Verbesserungen nur
> eingeredet? Wollten wir es uns 'schönreden'?
Das glaube ich nicht, man "härtet" ja ab mit der Zeit und schönreden geht ja in der Regel nicht wirklich,
eher sieht man die kleinen Verbesserungen nicht mehr, weil man selber immer leerere Akkus hat.
> Wir hatten in den letzen 5 Wochen zB. beobachtet,
> dass Nachts geschlafen wird, dass nicht mehr alles
> so chaotisch ist, dass nicht mehr so viel
> Getriebenheit da ist, das es mal Fragen gibt, ob
> uns etwas passt, manchmal kurze Gespräche
> möglich sind - aber immer noch schnell
> Aggression, unlogische/verrückte Ideen, für
> ihren Charakter total untypische Verhaltensweisen
> etc
Das ist doch schon viel. Es wird wieder, aber es dauert.
> Aus Antworten aus dem Forum hatte ich verstanden,
> dass selbst bei wirksamen Medikamenten, die
> manische Phase sich nicht linear bzw. beständig
> zurückentwickelt. Das fällt mir irgendwie schwer
> zu akzeptieren. Wenn etwas wirkt, dann muss es
> doch mit der Zeit auch beständig besser werden?!
>
>
Wer kann diese Beobachtung bestätigen oder
> etwas anmerken?
Ich, auch wenn es nicht linear verläuft. Hauptsache die gezackte Kurve wird immer flacher und die "Zacken"
schnellen nicht mehr so hoch hinaus.
Bzw. die Ausschläge nach werden oben immer weniger. Gab da mal so eine Grafik auf der Homepage der DGBS,
finde sie aber leider nicht mehr.
> Und wegen der Dauer, fällt es mir schwer zu
> akzeptieren, dass manische Phasen, selbst bei
> 'wirksamen Medikamenten' sehr unterschiedlich lang
> sein können, bis hin zu mehreren Monaten.
Oder
> muss man dann annehmen, die Medikamente wirken
> zwar, müssten aber höher dosiert werden? Oder
> gibt einen Vorteil niedrig zu dosieren und die
> Manie 'langsam' zu beenden?
Klar hab ich das auch schon mitangesehen wie man in der Klinik den Patienten gnadenlos zuballert
und ich weiß nicht was mich zeitweise mehr schockiert hat, das was das aus und mit einem Menschen macht
oder die Krankheitsanzeichen, beides ist verstörend und manchmal kaum auseinanderzuhalten. Niedrig dosiert kostet eventuell mehr Zeit, ist aber
für die Betroffenen vermute ich "angenehmer". Kann ich nicht abschließend sagen, das müsste jemand betroffenes besser erklären können.
Wir Angehörigen können da meist nur zuschauen und werden auch nicht groß miteinbezogen.
> Gestern habe ich hier im Forum auch einen Beitrag
> gelesen, dass jemand trotz regelmäßiger
> Medikamenteneinnahme wieder Phasen hatte. Das hat
> mich sehr beunruhigt.
Zumindest werden die Phasen schwächer und je länger die Stabilität dauert um so
besser für den Verlauf, was Häufigkeit und Schwere betrifft, sagte man zumindest uns.
> Ich bin gespannt, von euch zu hören.
Ich hab
mich sehr gefreut von euch zu lesen, wenn ich auch nicht auf alles eingehen konnte.
> Herzlichst Seawaves
> Besondere Grüße an Kinswoman
Besonders herzliche Grüße zurück;-)
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Wenn alle Klügeren nachgeben, wird die Welt von den Dummen regiert…
Marie von Ebner-Eschenbach