Hallo Mania,
um den anderen Baum nicht zu belasten, gehe ich in diesen Baum, der für dieses Thema dazu auch geeigneter ist.
Ich denke, dass sicherlich mit genügend Personal und vor allem gut geschultem Personal und Möglichkeiten des zeitweisen Wechsels auf andere Stationen vielleicht sogar um die Hälfte der Zwangsmaßnahmen abgesenkt werden kann. Ganz verhindern wird man es wohl aber nicht, denn es gibt eben auch jene, die leider nicht mehr ansprechbar sind und enorme Kräfte entwickeln können.
Die Sicherheit der anderen PatientInnen und der Belegschaft muss ebenso gewährleistet bleiben. Es gibt aber auch hier Konzepte, dass bei Anwendung solcher Maßnahmen wirklich eine Sitzwache dort ist und so schnell wie möglich versucht wird diese Situation wieder aufzulösen. Es wird auch in diesem Rahmen versucht, demjenigen eine Möglichkeit zu geben, in gewissen Rahmen seine Selbstbestimmung Stück für Stück wieder zurück zu bekommen, durch aushandeln.
Aber das Wichtigste glaube ich, ist das Gespräch danach, was in solchen Konzepten eben angeboten wird. Ich denke, dass es dort wohl mehrere Gespräche gebraucht, denn kurz danach sind viele wohl noch sehr Emotional angefasst und können vielleicht noch nicht so reden. Aber wenn es mehrere Gesprächsangebote gibt, wird sich dass dann ggf. legen.
Leider ist die Situation hier in Deutschland in den Kliniken nicht optimal, der Personalschlüssel ist eng gestrickt, wenig Personal muss dennoch Sicherheit für alle garantieren können und nicht alle sind gut ausgebildet in Deeskalationsstrategien.
Vielleicht würde ein Blick hinter die Kulissen, welches den Alltag eines Mitarbeiters in der Psychiatrie mal erleben lässt für eine Woche, auch versöhnen können. Das wird Zwang nicht in jedem Fall entschuldigen und unnötiger schon gar nicht, aber es macht es vielleicht verständlicher, wenn man sieht unter welchen Bedingungen jemand dort arbeitet.
Was kann man aber dennoch tun, in dieser Lage. Viele Kliniken bieten bereits Behandlungsvereinbarungen an. Das heißt, wenn man weiß, welche Klinik meistens für einen zuständig ist, kann man mit dieser Klinik eine Behandlungsvereinbarung abschließen. Dazu setzt man sich zusammen und erklärt im stabilen Zustand, wie man behandelt werden möchte und was sich in akuten Krisen schon bewährt hat und schaut zusammen, was die Klinik da für Möglichkeiten hat, darauf einzugehen.
Wenn man sich selbst für eine bessere Psychiatrie einsetzen möchte, kann man sich evtl. bei unabhängigen Beschwerdestellen engagieren. Kann durch eine Qualifizierung, sich selbst soweit fit machen, dass man in sozialpsychiatrischen Bereich selbst tätig werden kann, ggf. sogar selbst auf Akutstationen tätig werden, als z.B GenesungsbegleiterIn. Oder sich einfach in der Selbsthilfe engagieren.
Noch ein Anmerkung zu diesem Text von Dir: [
www.bipolar-forum.de]
Wenn jemand selbst noch gar nicht erfahren ist mit Manien, kann dieser auch selbst noch gar nicht abschätzen, was derjenige in solch einem Fall für sich benötigt und das Umfeld, welches auch zum ersten Mal damit konfrontiert wird, ebenfalls nicht.
Was Dir gut tut, weißt du vielleicht auch erst dadurch, dass du schon einige Manien bei dir durchlebt hast und kannst es jetzt für dich und andere bennen.
Viele Grüße Heike
------------------ Signatur --------------------------
Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).