Hallo itsybitsy,
mein schlimmstes Erlebnis (1996) war im Zusammenhang mit einer Fixierung, dabei war es nicht die Gewalt des fixiert-werdens, sondern die Begleitumstände. Ich hatte Bewegungsunruhe IN der Fixation und das war der Horror. Ich hatte den Wunsch zu sterben, wie ich ihn so noch nie hatte. Als mich später eine Schwester losband, was sie womöglich nicht hätte machen dürfen, tigerte ich über die Station und irgendwann nahm ich Anlauf über das Treppengeländer...Womöglich hat dieser Sturz Folgeschäden von denen ich heute noch immer nichts weiß.
Die ersten Fixierungen erlebte ich mit 19, da war alles dabei was man sich an scheußlichem vorstellen kann. Ich sehe manches noch vor mir, aber es kommt mir vor wie von außen drauf geschaut - das Gefühl der Verletzung kommt nicht hoch, auch die Wut von damals ist nicht mehr spürbar. Eher die Freude, dass es vergangen ist und ich es dort lassen kann.
Die gewaltsamen Fixierungen (5 Pfleger die nötig waren, um eine vor Wut schäumende Patientin zu bändigen) und anschließende Verwahrung in der Isozelle (Kamera und Sitzwache gab es zu der Zeit nicht) sind zum Glück schon so lange her, dass ich nicht weiß, ob es Spuren hinterlassen hat. Es waren traumatische Erlebnisse zu dieser Zeit , doch ich nehme an- was ich aber nicht weiß- dass sie keine schweren Narben hinterlassen haben. Sie waren ein Teil der vielen langdauernden Klinikaufenthalten- das hat sich natürlich ausgewirkt. Ich kann mir vorstellen, würde mich heute jemand anpacken, das würde ich wohl nicht ertragen können
Nun machte ich 2018 zum erste Mal eine Klinikerfahrung anderer Art- ohne Gewalt, weder verbal noch körperlich, ich habe mich sogar ganz wohl gefühlt, gut aufgehoben und gut behandelt, ernst genommen bei der Besprechung der Medikamente - da ging nichts über meinen Kopf hinweg. Ich erfuhr Respekt und zum ersten Mal kam das Gefühl, sollte es mir noch einmal so beschissen gehen , ich würde dort wieder um Hilfe suchen. So was gab es früher nicht-
(ich bin 60, mein erster Klinikaufenthalt war mit 19, Nummer 8 mit 36 und Nummer 9 mit 58)
Ich bin zutiefst gegen Zwangsmaßnahmen weil sie in den meisten Fällen nicht nötig wären, gäbe es geschultes Personal die in der Lage wären zu deeskalieren. Ich habe es erlebt - im vorletzten Aufenthalt gab es eine Krankenschwester, in deren Anwesenheit ich nie in die Gurte kam, sie war in der Lage so mit mir zu sprechen, dass ich ausreichend zur Ruhe kam und Fixierungen unnötig waren. Das Problem ist, dass für solche Gespräche immer weniger Zeit bleibt. Da wären wir beim Personalmangel. So ein Sch....s.
Liebe Grüße
Irma