Laury,
es haben 1.000de wahrscheinlich sogar Millionen vor Dir mal Medikamente, darunter auch ein Neuroleptikum eigenmächtig abgesetzt. Das Schlimmste was passiert ist, dass sie in eine Phase geraten sind. Aber, außer sie haben in der Phase einen Unfall gebaut oder einen Suizid unternommen, sind die meisten aus der Phase wieder raus gekommen und haben eine Erfahrung gemacht. Eine Erfahrung, die eher einen sozialen und beruflichen Scherbenhaufen hinterlassen hat, was schwer genug ist, als dass sie eine bleibende Behinderung entwickelt haben und haben daraus gelernt.
Die Meisten von ihnen haben dann wieder Medikamente genommen, Therapien durchlaufen, über Selbsthilfegruppen mehr über die Krankheit und sich selbst erfahren und versucht danach ihr Leben wieder aufzubauen.
Vielleicht hast du Glück, dass du dadurch, dass du hier geschrieben hast und nun selbstständig wieder zurückruderst, dir eine akute Phase erspart. Viele müssen erst die Ochsentour durchleben, bevor sie lernen, nicht unkontrolliert ein Medikament abzusetzen. Du hast es mit Schlafstörungen und Angstzuständen bisher bezahlt, etwas was durchaus behandelbar ist.
Falls deine Angstzustände dich überfordern, gibt es immer noch die Möglichkeit die Notrufnummer zu wählen und für einige Tage in die Klinik zu gehen. Ansonsten nehme dein Medikament und gleich nach den Feiertagen machst du einen Termin mit deiner Ärztin oder der Vertretung aus.
Das Medikament wird dich nicht umbringen, wird keine Behinderung auslösen, wenn du es, wie damals verordnet nimmst und wichtig
keinen Alkohol dazu trinkst. Es ist wichtig, dass du dich jetzt wieder stabilisierst und schläfst.
Wenn du dann in einigen Wochen hoffentlich in deiner Mitte bist, kannst du mit der Ärztin überlegen, wie du es ausschleichen kannst und was ggf. als Alternative möglich ist, mit weniger Nebenwirkungen und einem befriedigenden Sexleben.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).