Ich bin wieder hier, in meinem Revier?
Es ist Samstag, der 5.Dezember 2020 um 23.17 Uhr. Ich starre an die Decke im dunklen Zimmer.Im Hintergrund hört man das Ticken einer Standuhr.Immer wieder blitzt das metallene Pendel im dunklen Zimmer auf. Ich schließe die Augen und zähle die dezenten Anschläge:1,2,3,...
Eine Freund von mir hat mir einen Wecker geschenkt, bei dem man die Uhrzeit oder sonstige Sachen an die Decke projizieren kann. Nett...
Vorhin habe ich mir ein Hörbuch, „Zeit der Zauberer“ heruntergeladen.Ich habe begonnen zu hören, irgendwo auch um damit einschlafen zu können.Unfassbar.
Ich bin um 19.00 Uhr ins Bett gegangen in der Hoffnung, trotz extremer Schlafbeschwerden irgendwann doch einschlafen zu können.
Bisher hat aber die Vorgehensweise keinen Erfolg gehabt. Der „Lack der Selbstbeherrschung“ ist schon dünner geworden. Es fühlt sich nicht gut an. Die Dosis meiner Medikamente habe ich, nach Arztabsprache, erhöht. Ich kann mir diese Schlafbeschwerden nicht erklären.
Ist vorbeugen jetzt besser? Soll ich mich selbst einweisen? Eigentlich sollte ich in Pension gehen. Mein Leben scheint mir wie ein Höllenritt.Wie schrieb Thomas Melle in seinem Buch „Die Welt im Rücken“ ( sinngemäß): Die bipolare Biographie ist voller Brüche.
Ich bin wieder hier...
Jetzt sitze ich wieder hier, in einer Psychiatrie.
Die Familie hat einen weiteren Schlag einstecken müssen. Ich glaube, dass viele Bipolare mit solchen, belasteten Ereignissen schwerlich umgehen können. In der Bibel habe ich einmal folgende Stelle gelesen:“Das Leid und der Tod kommt wie ein Dieb in der Nacht.“
Da ist was dran. Ich wäre zu gerne zu Hause, auch weil unser hochbetagter Kater Felix sich an der Grenze seines Lebens befindet. Für die ganze Familie wäre es das Horrorszenario, Weihnachten ohne unseren geliebten Felix. Er liegt auf seiner Kuscheldecke am Heizkörper. Trinken und sein Essen befinden sich direkt dort vor seiner Nase, da er auch Rheuma hat. Am Donnerstag ist er zusammengebrochen. Wir sind zum Nottierarzt gefahren. Felix hatte, kurz hintereinander, zwei Herzinfarkte, laut Tierärztin (Diagnosekosten 179 Euro, Behandlungskosten 119 Euro....).... ohne Worte....Ich könnte mir nicht in den Spiegel schauen, wenn ich Hilfesuchende so abzocken würde.
Anderes:
Mein Sohn hat gesagt:“Eines sage ich Dir: „Ich besuche Dich nicht in der Klapse. Ich mache mir doch nicht meinen Ruf wegen Dir kaputt.“ Wahnsinn, dass tut so furchtbar weh.
Und jetzt sitze ich wieder in „meiner“ Klinik, nicht wegen Felix, sondern weil es drei von mir geliebten Menschen nicht super gut geht. Meine Frau ist mit ihrem Beruf am absoluten Belastungslimit. Mein Sohn (bipolar 1) zeigt ausgeprägte, schizoide Züge,neben Bipolar 1. Meine Tochter (bipolar 1) steht kurz vor der nächsten Kündigung. Alles scheint sich zu verdunkeln. Habt ihr Erfahrungen, wo alles dunkel schien und es kam doch ein Licht von irgendwo daher.... ein Licht der Hoffnung? Das wünsche ich mir so sehr!
Mit meinem „Lieblingsoberarzt“ in dieser Klinik (siehe andere Beiträge von mir hier) in der Psychiatrie versuche ich, wo immer möglich, den Kontakt zu vermeiden. Er schadet mir und meiner Familie. Er schädigt uns, die ganze Familie. Ist ist er sich dessen bewusst? Ist es ihm wichtig, oder ist es ihm egal? Mein RA hat mir dabei unglaublich wichtige Hilfe geleistet. Manchmal,habe ich das Gefühl, dass man als „Insasse“ hier auch weniger Rechte hat, oder das diese Rechte einfach ignoriert werden. Ich komme mir manchmal hier wie “juristisches Freiwild“ vor ( frei interpretiert nach Jaques Derrida).
(Machiavelli:Der Fürst). Ohne meinen RA hätte ich Angst, dass man hier mit mir macht was man will. „Angst ist kein Gefühl. Angst ist gewollt und von Menschen gemacht.“
Vier meiner „Insassen“ von „damals“, meinem letzten Aufenthalt hier, waren noch immer in der Klinik. Traurig, traurig und schön zugleich.
Es ist wunderbar, wie leicht eine emotionale Beziehung, auch in der Psychiatrie entstehen kann, wenn es um Tiere geht. Wunderbare Gespräche voller Zuneigung, tiefen Erlebnissen und glücklichen und zutiefst gesunden Gedanken und Gefühlen.
Wie sagten Kennedy: „Not ist gemacht und und bewusst so gewollt.“
Ich weiß, dass meine Beiträge differenziert gesehen werden. Das ist schön!!!
Diese Sache erreicht aber eine kriminelle Dimension,wenn ich und meine Familie bedroht werden.
Behandeln wir in den Psychiatrien die Falschen? Sitzen die falschen Patienten in der Psychiatrie?
Ich gehe mit G. Im Freigelände zusammen und wir unterhalten uns dabei.
Er hat eine Horrorbiographie hinter sich. Er hat für mich einen sehr bemerkenswerten,scheinbar banalen Satz gesagt, den ich zwar prinzipiell schon kannte:“Du kannst nur ein Leben leben: Dein eigenes Leben.“
In Zukunft wird das Leben kälter, furchtbar kälter. Menschlichkeit wird vielleicht demnächst offiziell als Schwäche gebrandmarkt. Wie sagte meine Tochter vor einigen Monaten:“Papa, wer liebt verliert.“ ich bin kein Corona-Leuchter, kein Querdenker. Trotzdem bin ich manchmal regelrecht entsetzt darüber wie mit MANCHEN (!) dieser Menschen umgegangen wird, deren Thesen ich ablehne. Vor zwei Tagen ist die Tochter eines „Coronamenschen“ in meiner Stadt mit dem Tod bedroht worden.
Trotzdem brauchen wir „Lebenslichter“. Trotz alledem brauchen wir die Kraft und dem Mut an das Gute zu glauben, nicht nur daran zu glauben, sondern sich sicher zu sein.
Übrigens : Wir überlegen, ob wir Felix (unser so geliebter Kater) einschläfern lassen.Kann man einem Stück seiner eigenen Identität einschläfern lassen? Geht das?
Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir Eure Gedanken mitteilen würden............
Ich bin kein kluger Mensch, aber ich arbeite an meinen Defiziten, so gut es geht.
Manche hier im Forum huldigen dem Geist des Intellekts und der Logik. Ich glaube, dass diese Einschränkung nicht zum Ziel führt.
Ich glaube an die BIOCHEMIE, die GENETIK. Hier liegt aus meiner Sicht ein Großteil UNSERER unserer Lösung.
Ich danke Euch herzlich für alles!
Herzlichst
Frankkk
Gebt niemals die Menschlichkeit preis.
„Bitte seid Menschen“ (Holocaust-Überlebende)
