Hallo Dauphine,
zunächst willkommen hier im Forum und ich hoffe, dass du hier über den Austausch vielleicht neue Impulse bekommen kannst.
Ich kann mir vorstellen, wie es ist, sich nicht verstanden zu fühlen und den Eindruck zu haben, ganz allein auf dieser Welt zu sein mit diesen Gefühlen, Gedanken und Eindrücken. So wie ich deinen Text verstanden habe, sind es wohl mehrere Aspekte in deinem Leben, die sich gerade oder schon länger (auch vor Corona) nicht mehr richtig anfühlen. Vielleicht ist die Corona-Zeit nur ein Vergrößerungsglas, welches die Punkte, Ehe, Freundschaften, Beziehungen noch mal mehr oder vielleicht auch anders ausleuchten.
Sorge haben wohl sehr viele Menschen in dieser Zeit. Die Ungewissheit, das nicht mehr planen können, die veränderten Routinen, das verschafft ein Gefühl der Unsicherheit und einige Menschen erleben das stärker, andere weniger stark, bzw. können mit ihren eigenen Ressourcen noch gut gegensteuern.
Für mich ist das Masketragen zwar auch nicht angenehm, vor allem weil mir ständig die Brille beschlägt, aber mittlerweile habe ich es akzeptiert. Und ich glaube, darin liegt, zumindest bei mir, der Schlüssel, um weniger schlechte Gefühle damit zu verbinden. Ich habe durch das Akzeptieren meine "Freiheit" wiedergefunden. Es ist zur "Normalität" geworden. Nur das "Beschlagen" der Brille macht manchmal Probleme, aber die Maske selbst sehe ich nicht mehr als ein Problem an.
Das ist etwas, was ich aus meinen Krisen gelernt habe. Solange ich dagegen ankämpfte, es nicht haben wollte, die phasenhaften Depressionen, solange hat es mein Leben schwer belastet. Aber ab dem Punkt, wo ich akzeptiert habe, dass diese Phasen zu meinem Leben dazugehören werden und es nur darauf ankommt, wie ich damit umgehe und welche Haltung ich dazu einnehme, haben sich meine Phasen interessanterweise geändert in der Ausprägung und Dauer und mein Leben dadurch auch.
Und genau das erlebe ich mit der Maske ebenso. Nicht nur die Akzeptanz, dass das wohl noch eine Weile zu unserem Leben dazugehören wird, sondern vor allem die Haltung dazu, ändert das Gefühl in mir gegenüber diesem Accessoire, welches sogar schon die Modewelt erobert hat.
Zu deinen anderen angesprochenen Aspekten, die sicherlich schon länger vorhanden sind, fällt mir eher eine Ehe- oder Familienberatung/-Therapie ein. Bist du in therapeutischer Behandlung? Falls ja und der Lockdown ist vorrüber, könntest du ja überlegen, mal deinen Mann mitzunehmen?
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).