Achterbahnfahrt - ich brauche Euren Rat

10. 11. 2020 11:51
Hallo,

ich habe mich hier registriert, weil ich guten Rat benötige, denn ich weiss gerade nicht wirklich weiter. Vielleicht bin ich hier auch ganz im falschen Forum, dann möchte ich mich im Vorraus entschuldigen aber ich habe nicht viel Erfahrung mit psychischen Erkrankungen.

Ich beschreibe Euch mal den “Fall”. Es geht um meinen Partner und Vater unserer Kinder. In seiner Jugend war er schonmal ca zwei Jahre in Behandlung wegen “Depressionen” mit Einnahme von Medikamenten, viel mehr weiss ich nicht, da er auch selber nicht mehr erklärt. Ausser, dass er damals selbst die Medikamente abgesetzt hat und mit Sport wieder aus der Phase herausgekommen ist. Danach ging es (laut ihm) wohl mehr oder weniger gut, recht stabil unterbrochen von “dunkleren Phasen” (eigene Aussage).

Wir sind seit bald 11 Jahren zusammen. Ich habe ihn immer als sehr ruhigen, manchmal antriebslosen aber freundlichen und stabilen Partner erlebt aber da gab es nichts, was mir aufgefallen wäre. Manische Phasen habe ich nie feststellen können. Vor ca 4 Jahren wurde unser erstes Kind geboren und 1,5 Jahre später das Zweite. Als das zweite Kind etwa 6 Monate alt war, fing ich an, Änderungen in seinem Verhalten wahrzunehmen und zwar dahingehend, dass er mir gegenüber geradezu garstig wurde, oftmals tagelang. Ich schob die Schuld auf Überlastung und Burn-Out, da er selbständig ist und beruflich unter extremen Druck steht, während ich mit den beiden kleinen Kindern ohne familiäre Unterstützung allein zu Hause völlig überfordert war und ihm ebenfalls viel Stress und Druck gemacht habe. Sein anfänglich nur tageweises ätzendes Verhalten (Beleidigungen, immer schlechte Laune, Antriebslosigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis) artete so aus, das er sowohl mir als auch seinem Bruder gegenüber verbal extrem garstig und aggressiv wurde und zwar ununterbrochen wochen- bzw monatelang. Das war der Moment, wo sein Bruder und ich ihn baten, vielleicht mal mit einem Therapeuten zu sprechen.

Mittlerweile ist er seit ca einem Jahr bei dem Therapeuten in Psychoanalyse (kein Psychologe oder Psychiater) und sein Verhalten änderte sich dahingehend, dass er nicht mehr durchgehend schlecht drauf war, sondern sich nun Phasen relativ schnell abwechselten, meist im Tagesrhythmus. Ein paar Tage war er gut drauf (aber nicht manisch euphorisch sondern einfach normal gut), dann wieder tagelang schlecht usw. Und nun, nach einer Reise in die Heimat, hat sich sein Verhalten noch einmal geändert. Vorher war er sich bewusst, unglücklich zu sein und diesen Zustand ändern zu wollen. Nun, seit er wieder da ist, glaubt er, dass es ihm überhaupt nicht schlecht geht sondern es ihm besser gehe als seit Jahren und ich bilde mir alles nur ein. Diese Euphorie wechselt sich dann wieder im Tagesrhythmus mit den wohlbekannten Depri-Phasen ab.

Das ganze geht ja jetzt schon seit zwei Jahren so. Ich lebe in ständiger Angst, ihn wegen irgendetwas wütend zu machen und wenn er dann mal wieder gut drauf ist, da komm ich dann auch nicht hinterher, kann die schlimme Phase kurz vorher nicht einfach gleich vergessen und auf seiner guten Welle mitfahren. Wenn er schlecht drauf ist, verfolgt er mich regelrecht zu Hause und zwingt mir Diskussionen auf und beleidigt mich vor den Kindern, nur um sich später eventuell nicht daran erinnern zu können. Ich habe ihn gefragt, ob er nicht vielleicht mal zu einem anderen Arzt gehen möchte, eine zweite Meinung einholen, aber da hat er sich nur angegriffen gefühlt, weil er ja sowieso gar nichts habe. Was dann wieder abwechselt mit Reue, Entschuldigungen, Schuldgefühlen. Ich hatte ihn auch schon gefragt, ob sein Therapeut denn nicht eine Diagnose gefällt habe aber da sagte er, so funktioniere das nicht. Ich kannte das halt von meiner Mutter, die die Diagnose Burn-Out bekommen und medikamentös (und therapeutisch) behandelt wurde.

Wonach klingt das für Euch? Ich kann mir aus seinem Verhalten keinen Reim machen. Er wechselt manchmal innerhalb eines Tages komplett den Humor. Von total eklig unausstehlich zu betont super gut gelaunt mit pfeifen und Musik hören, als wenn nichts gewesen wäre. Wenn ich ihn nicht schon so lange kennen würde und wüsste, das er vorher anders wäre, würde ich denken, er liebt mich halt nicht mehr und ist einfach nur ätzend zu mir aber wenn er dann zugänglich ist, sagt er, er liebt mich und will mich nicht verlieren.

Nach seinen letzten Beleidigungen habe ich ihn nun um eine Auszeit gebeten. Weil ich langsam selbst den Verstand verliere und nur an mir zweifle, ob ich mir das alles nur einbilde und vielleicht sogar die Schuldige bin, dieses Verhalten bei ihm auslöse. Er macht mich für all sein Unglück verantwortlich. Was kann ich denn jetzt tun oder ist nichts tun der richtige Weg? Er ist hoch funktionell und halbwegs zuverlässig, niemand der ihn nicht täglich erlebt, würde denken, dass da irgendetwas nicht stimmt, weil er halt total nett zu allen ist, super Small-Talker, lieb mit den Kindern, Arbeitstier. Bitte seid ehrlich mit mir denn ich bin wirklich verzweifelt und so müde.
Danke.
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Achterbahnfahrt - ich brauche Euren Rat

Nidea 1233 10. 11. 2020 11:51

Re: Achterbahnfahrt - ich brauche Euren Rat

Milla 434 10. 11. 2020 13:21

Re: Achterbahnfahrt - ich brauche Euren Rat

Rouvi 362 11. 11. 2020 10:46

Re: Achterbahnfahrt - ich brauche Euren Rat

hummelchen 527 22. 11. 2020 20:55



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