Liebe Sabine,
ich habe deine Nachrichten gelesen und war so dankbar, schaffe es aber erst jetzt zu antworten.

Ich bin sehr froh dass ich dieses Forum hier jetzt nutze, auch wenn mir oft Zeit und Kraft zum Schreiben fehlt.

Leider hat die EKT bisher keinen Erfolg gebracht. Die Ärzte überlegen jetzt nochmal erneut, wie es weitergehen kann. Mein Mann hat jetzt die Station gewechselt und es schaut nochmal ein neues Team auf seinen "Fall". Zum Stationswechsel durfte er am Wochenende nach Hause. Wir hatten ein paar schöne Stunden, aber auch schwierige. Es ist ganz klar -- schon ein komplettes Wochenende bei uns ist meinem Mann zu viel. Das schafft er im Moment einfach nicht.
Leider droht er unterschwellig immer häufiger mit Suizid - ich bin froh dass er wieder in der Klinik angekommen ist.

Nächste Woche habe ich beim Sozialpsychiatrischen Dienst einen Termin zur Beratung. Seine Psychologin und Psychiaterin hier vor Ort sind involviert. Alle sind etwas geschockt über den Verlauf, können sich meinen Mann nicht in einer Pflegeeinrichtung vorstellen. Dennoch sehen sie den Bedarf und haben Unterstützung angeboten.

Ich selbst bin kurz davor den Kontakt zu meinem Mann abzubrechen. Er hat durch die EKT immer noch massive Gedächtnisprobleme. Ihn stört vor allen Dingen dass er seine Handys und seinen Laptop nicht bedienen kann, weil er ständig die Passwörter vergisst. Auch aufs Online Banking, Emails, etc pp hat er keinen Zugriff. Das Problem ist, dass wir das letzte Woche alles neu eingerichtet hatten, nachdem er sämtliche Passwörter so oft falsch eingegeben hatte, dass gar nichts mehr ging. Er hat einen Zettel auf dem die wichtigsten Daten stehen. Aber er vergisst dass er dieses Zettel hat. Er vergisst dass er mich fragen könnte. Er vergisst dass wir das alles schon mehrfach neu eingestellt haben. Jeden Abend sitzt er jetzt und versucht sich mit seinen Geräten. Irgendwann meldet er sich dann wieder bei mir und schimpft dass nichts geht. Apple und Co. sind Schuld.. Und es ist wieder alles gesperrt. Wie soll ich reagieren? Ich kann nicht jeden Tag sein System fernwarten... Und es tut weh ihm zu sagen dass die Technik nicht geht, jetzt eben Pech gehabt... und mir das jeden Tag anzuhören. Es tut weh, weil er gar nichts mehr begreift. Wenn ich ihm jeden Tag aufs neue erklären müsste was passiert ist .. ok. Aber er glaubt mir nicht. Und er versteht es auch nicht mehr (was ist ein Benutzername und was ein Passwort...?).

Danke dass ich mir das hier von der Seele schreiben darf. Ich bin mittlerweile selbst empfindlich wie ein rohes Ei. Immer wieder neue Situationen, immer wieder die Frage "wie geh ich damit jetzt um?". Und mittlerweile von so vielen anderen die Frage, warum ich mich nicht trenne. Das belastet mich. Und immer noch gibt es kein Licht am Ende des Tunnels.